Kärntner Osterbrauch
Diese Weihkorbdecken tragen Bedeutung
Brauchtumsexperte Wolfgang Lattacher erklärt, woher die Weihkorbdecken stammen und welche Funktion sie am Karsamstag erfüllen.
KLAGENFURT, KÄRNTEN. Meist werden sie von Generation zu Generation übermittelt – die Rede ist von den Weihkorbdecken. Diese meist aufwändig und mit formschönen Mustern verzierten Decken dürfen bei der traditionellen Fleischweihe am Karsamstag nicht fehlen.
„Bereits im Mittelalter hatte man die Weihkorbdecken, heute noch gehören diese einfach zum Brauchtum dazu“, sagt Brauchtumsexperte Wolfgang Lattacher.
Ein Schutz vor Gewittern
Seit jeher werden dafür weiße Leinendecken in Flachstichtechnik verziert. Als Symbole werden dafür Christuszeichen „IHS“ und andere christliche Zeichen verwendet – sie sollen das neue Leben des Frühlings symbolisieren. Die Weihkorbdecken erfüllen einen einfachen Zweck: Die wertvollen Speisen, für die man 40 Tage gefastet hat, vor Regen zu schützen. Aber auch als Sichtschutz dienen die Leinentücher. „Von den Weihkorbdecken haben sich die Menschen früher auch Schutz erhofft. Zog ein Gewitter auf, ist der Bauer ins Freie gerannt und hat die Decke auf den Zaun gehängt, damit Hof und Landwirtschaft vom Unwetter verschont bleiben“, erklärt Lattacher.
Stichhaltige Beweise deuten auf Siebenbürger
In Kärnten haben sich die Kulturtechniken der Siebenbürger verfestigt. „Der sogenannte Siebenbürgerstich wurde zu Zeiten Maria Theresias ursprünglich aus Oberösterreich übernommen und in Kärnten eingebürgert“, sagt Lattacher. Wurden früher ausschließlich Flachstiche zum Verzieren genützt, kommt heutzutage zumeist der Kreuzstich zur Anwendung. Bei der Fleischweihe ist es Brauch, dem Pfarrer und dem Messner ein Würstel oder rotes Ei zu überreichen. Die roten Eier werden im Volksmund „Blutstropfen Christi“ genannt. Am Benediktinerplatz um 9 Uhr in Klagenfurt heißt es wohl auch heuer wieder: Wer hat die schönste Weihkorbdecke?
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