Prävention
"Männer haben oft Angst vor Krebsdiagnose"

Theresa Neumann von der Kärntner Krebshilfe: „Wir gehen davon aus, dass die Spenden durch die Teuerung weniger werden.“ | Foto: MeinBezirk.at
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  • Theresa Neumann von der Kärntner Krebshilfe: „Wir gehen davon aus, dass die Spenden durch die Teuerung weniger werden.“
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Weil es lebensrettend sein kann: Die Monate Oktober und November erinnern an Brustkrebs- und Prostatakrebsvorsorge. Das sagt der Präsident der Österreichischen Krebshilfe Kärnten, Prim. Dr. Hans Jörg Neumann, zu möglichen "Kolleteralschäden" durch Corona und diesen Rat gibt der Onkologe allen, damit sie eine Krebserkrankung verhindern können.

KÄRNTEN. Die Monate Oktober und November sind als „Vorsorgemonate“ bekannt. Im Oktober wird in Richtung Brustkrebs sensibilisiert, der November steht unter dem Motto „Loose Tie“ im Zeichen der Prostatakrebsvorsorge.

Informationsstelle

Kärntenweit können sich Frauen und Männer bei der Krebshilfe in Klagenfurt zum Thema Krebs informieren. Geschäftsführerin Theresa Neumann: „Unsere Beratung ist kostenlos, wenn gewünscht, kann sie auch anonym erfolgen.“ Neben Vorsorgetipps werden Krebspatienten und Angehörige begleitet, etwa durch Psychotherapeuten. „Ebenso unterstützen wir bei der sozialrechtlichen Beratung, bei Themen wie Pflege- oder Krankengeld“, erklärt Neumann. Im Falle einer Krebserkrankung kann es zu finanziellen Engpässen kommen. Hier unterstützt die Krebshilfe mit einem Betrag von bis zu 2.500 Euro.

"Oft ist es die Angst"

2021 haben 66.585 Frauen und 56.980 Männer Vorsorgeuntersuchungen in Kärnten wahrgenommen. Im Schnitt erkranken in Kärnten jährlich 454 Frauen an Brustkrebs und 597 Männer an Prostatakrebs. Neumann: „Je mehr Menschen wir erreichen, desto besser können wir vorsorgen und früherkennen.“ Die Gründe, warum die Vorsorgeuntersuchung nicht in Anspruch genommen wird? "Oft ist es die Angst vor einer tatsächlichen Krebsdiagnose. Weitere Gründe sind der Zeitfaktor, die Prostatauntersuchung wird von vielen Männern zudem als unangenehm empfunden".

Heilungschancen

Je früher Krebs erkannt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Österreichweit sterben jährlich 1.500 Frauen an Brustkrebs, der häufigsten krebsbedingten Todesursache bei Frauen. Neumann: „500 von diesen 1.500 Frauen könnte man jährlich durch eine zeitgerechte Früherkennungsuntersuchung retten.“ Wichtig für Männer: Wenn es in der Familie einen nahen Angehörigen gibt, der vor dem 65. Lebensjahr an Prostatakrebs erkrankt ist, steigt das Risiko ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken für die betreffenden Familienmitglieder um das Doppelte.

Schüchterne Männer

Männer nehmen Vorsorgegespräche bei der Krebshilfe weniger in Anspruch. Für die „schüchternen Männer“ gibt es seitens der Krebshilfe ein eigenes Onlineangebot namens „Herrenzimmer“. Hier können sich Männer mit oder ohne Kamera in eine Videokonferenz einloggen. Einmal im Monat spricht ein Experte zu einem Vorsorgethema.

Auf Spenden angewiesen

Die Krebshilfe Kärnten ist auf Spenden angewiesen. „Wir finanzieren uns ausschließlich über Spenden. Wir gehen davon aus, dass die Spenden durch die Teuerung weniger werden“, so Neumann. Sieht man sich die Zahlen der Neuerkrankungen an, bleibt zu hoffen, dass es wirklich nicht zum Ausbleiben von Spenden kommt. Alle Informationen zur Krebshilfe Kärnten sind anbei per QR-Code abrufbar.

"Könnten hunderte Erkrankungen verhindern"

Die Woche hat Prim. Dr. Hans Jörg Neumann, vom EKH und Präsident der Österreichischen Krebshilfe Kärnten drei Fragen zur Krebsvorsorge gestellt.

Woche: Wenn Sie sich die Zahlen der Krebsvorsorgeuntersuchungen ansehen, sind Sie damit zufrieden, oder sollten einfach mehr Menschen zur Vorsorgeuntersuchung gehen?
Dr. Neumann: Unter Krebsvorsorge versteht man, die Maßnahmen und Untersuchungen, um eine Krebserkrankung gar nicht entstehen zu lassen. Als Beispiel hierfür die sogenannte Vorsorge-Koloskopie: Hier werden im Darm Polypen detektiert und endoskopisch entfernt. Diese Polypen beherbergen zum Zeitpunkt der Abtragung noch keine bösartigen Zellen, aber wenn sie bestehen bleiben, kann sich aus diesen im Laufe der Jahre eine Krebserkrankung entwickeln. Mit der rechtzeitigen Abtragung dieser Polypen kann man daher vorsorglich die Entstehung einer Krebserkrankung im Darm verhindern. Untersuchungen wie z. B. die regelmäßige Mammografie dienen der Erkennung einer Krebserkrankung in möglichst frühen Stadien. Durch rechtzeitige Therapie erhöhen sich die Heilungschancen dramatisch. Auch der Weg zu Heilung ist für Betroffene weit weniger aufwendig und belastend.
Bei der Zahl der Krebsvorsorge- bzw. Früherkennungsuntersuchungen ist sicherlich noch viel Luft nach oben. Würden alleine im Brustkrebsfrüherkennungsprogramm alle aufgeforderten Frauen teilnehmen, könnten jährlich in Österreich hunderte Menschenleben gerettet werden.

Immer wieder war in den letzten zwei Jahren von "Kolleteralschäden" durch die Maßnahmen der Corona-Pandemie, die befürchtet werden, die Rede: Beobachten Sie Auswirkungen, dass z.B. weniger zur Vorsorgeuntersuchung gehen/eine Zunahme der Diagnosen?
Ein dramatischer vorübergehender Abfall der Vorsorge- bzw. Früherkennungsuntersuchungen wurde vor allem im Rahmen des ersten Lockdowns 2020 beobachtet. So kam es vor allem im März und April 2020 zu einem Rückgang teilweise von über 80 % der Früherkennungsuntersuchungen.
Anzumerken ist jedoch, dass diese Zahlen übers Jahr zumindest partiell wieder aufgeholt werden konnten, die weiteren Lockdowns hatten keine so dramatischen Einflüsse auf die Untersuchungszahlen. Ähnliche Zahlen liegen auch für Darmkrebsvorsorge vor. Wie weit sich das auf die Heilungsraten auswirkt, wird erst die nächste Zukunft zeigen.

Welchen Rat wollen Sie als Experte den Menschen geben, damit es erst gar zu einer Krebserkrankung kommt?

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, psychisches und soziales Wohlbefinden stellen einen wesentlichen Pfeiler zur Vermeidung von Erkrankungen im Allgemeinen wie auch für die Krebserkrankungen dar. Als aktive Vorsorge ist vor allem die HPV-Impfung für Mädchen und Frauen bzw. für Buben und Männer ab dem 9. Geburtstag zu empfehlen. Durch die Vermeidung einer HPV-Infektion kann das Risiko z. B. für Gebärmutterhalskrebs bis zu 90 % reduziert werden, aber auch Krebserkrankungen Scheide/Vulva werden damit massiv reduziert.

Theresa Neumann von der Kärntner Krebshilfe: „Wir gehen davon aus, dass die Spenden durch die Teuerung weniger werden.“ | Foto: MeinBezirk.at
Onkologe und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin Prim. Dr. Hans Jörg Neumann und  Präsident der Österreichischen Krebshilfe Kärnten:  "Würden alleine im Brustkrebsfrüherkennungsprogramm alle aufgeforderten Frauen teilnehmen, könnten jährlich in Österreich hunderte Menschenleben gerettet werden." | Foto: Helge Bauer
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