Christian Scheider
„Die FPÖ hat mich verraten“

Noch-Stadtrat Christian Scheider geht in Klagenfurt als Bürgermeister-Kandidat für das Team Kärnten in die Wahl. | Foto: Privat
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  • Noch-Stadtrat Christian Scheider geht in Klagenfurt als Bürgermeister-Kandidat für das Team Kärnten in die Wahl.
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Klagenfurts ehemaliger Bürgermeister Christian Scheider verlässt nach über dreißig Jahren die FPÖ. Der Bürgermeister-Kandidat des Teams Kärnten von Gerhard Köfer im WOCHE-Interview.

WOCHE: Ihr Wechsel zum Team Kärnten als Bürgermeister-Kandidat für Klagenfurt kursierte schon lange als Gerücht. Weshalb wenden Sie sich von der FPÖ ab?
CHRISTIAN SCHEIDER:
Seit der Wahl 2015 versuchte der nunmehrige Parteiobmann schrittweise, mich in meiner Arbeit und meiner Leistung einzuschränken. Das spiegelte sich letztendlich darin wider, dass mir das Amt des Vizebürgermeisters entzogen wurde. Das Amt hatte ich mir durch die Wähler erarbeitet. Das hinterließ Spuren.

Es ist doch legitim und gelebte Praxis, dass der Parteiobmann das höchste politische Amt, das der Partei zusteht, übernimmt.
Trotz der Wahlniederlage 2015 eroberte aber ich das Amt des Vizebürgermeisters. Zwei Jahre davor stürzte die FPÖ bei der Landtagswahl mit einem Minus von 28 Prozent der Stimmen ab und niemand gab noch etwas auf Klagenfurt. Viele meinten, wir brechen komplett ein. Ich konnte die Partei trotzdem bei 25 Prozent stabilisieren und erreichte das beste FPÖ-Ergebnis Kärntens. Das Bürger-Votum ist zu respektieren und nicht der Wunsch eines Parteiobmanns.

Die Spitzenkandidatur Wolfgang Germs für die FPÖ in Klagenfurt steht bereits seit zwei Jahren fest. Weshalb legten Sie damals nicht Ihr Veto ein?
Ich versuchte lange – trotz aller Widrigkeiten – einen gemeinsamen Weg zu finden. Die sukzessive Entwicklung ging aber immer mehr zu meinen Lasten. Ich möchte mein Potenzial voll zur Entfaltung bringen. Eine Zusammenarbeit war nicht mehr möglich und machbar.

FPÖ-Landesparteiobmann Gernot Darmann versicherte im Sommergespräch mit der WOCHE Kärnten, Ihr Ehrenwort zu haben, dass Sie als Nummer zwei hinter Germ kandidieren. Zählt Ihr Wort nichts mehr?
Ehrenwort? Es gab viele Besprechungen und ich machte mehrmals darauf aufmerksam, dass vieles nicht rund läuft und Adaptierungen hinsichtlich der Wahl notwendig sind. Man zeigte dafür Verständnis, aber es wurde nichts gemacht.

Geht es Ihnen nicht vielmehr um einen politischen Versorgungsjob? Wenn die FPÖ bei der Wahl den Anspruch auf zwei Mitglieder im Stadtsenat verliert, hätten Sie wohl durch die Finger geschaut.
Im Gegenteil: Ich gehe jetzt ein gewisses Risiko ein – und zuerst ist der Wähler am Zug. Diese Argumentation geht völlig ins Leere.

Wie viele Gemeinderäte und Funktionäre der FPÖ folgen Ihnen nun tatsächlich zum Team Kärnten?
Die Gemeinderäte Ulrike Herzig, Lucia Kernle und mein Bruder Günther Scheider-Schmid – und jetzt kam auch Gemeinderat Gerhard Reinisch dazu. Ich werde niemanden auffordern, mir zu folgen. Wer mit mir den Weg gehen möchte, ist dazu eingeladen.

Wolfgang Germ ist Ihr Trauzeuge, Ihre designierte Nachfolgerin als FPÖ-Stadträtin Sandra Wassermann Taufpatin Ihres Kindes. Ist es die Politik wert, persönliche Freundschaften aufs Spiel zu setzen?
Für mich eigentlich nicht. Das ist der springende Punkt: Genau die zwei Personen förderte ich von Null weg und sie kamen unter meiner Führung in ihre Positionen. Und dann richtete sich vor allem der jetzige Parteiobmann gegen mich. Das schmerzt, ist aber zur Kenntnis zu nehmen.

Welche Ziele setzen Sie sich konkret für die Bürgermeister- und Gemeinderatswahl am 28. Februar 2021?
Wir wollen eine gestaltende Kraft im Gemeinderat werden und mit einem Sitz im Stadtsenat vertreten sein. Bei der Bürgermeister-Wahl ist die Stichwahl, in der dann alles möglich ist, mein Ziel. Die Chancen dafür sind intakt.

Was ermutigt Sie dazu, an eine realistische Chance auf das Bürgermeister-Amt in der Landeshauptstadt zu glauben?
Weil die Wahl 2015 knapp gegen mich ausging. Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sagte, es ist vieles falsch gelaufen und sie ist die Veränderung. Jetzt können die Wähler politische Führung und Stil vergleichen: In Perioden steht es zwischen Mathiaschitz und mir sportlich gesehen nun 1:1.

Ein Sprichwort besagt: Das Volk liebt den Verrat, nicht den Verräter. Weshalb soll es nicht auf Ihre Situation zutreffen?
Weil ich kein Verräter bin! Wie mit mir in der FPÖ Klagenfurt verfahren wurde, wurde eigentlich ich verraten.

Werden im Wahlkampf Ihre Gesangskünste mit „Oh du mein Klagenfurt“ wieder aufleben?
Wenn es sich ergibt und passt, steht dem nichts entgegen. Auch wenn es kritische Stimmen gibt: Das lasse ich mir von niemanden verbieten. „Oh du mein Klagenfurt“ war ein Ohrwurm und gehört modernisiert. Es wird mit Sicherheit eine Überraschung geben.

ZUR PERSON
Der Politiker
Christian Scheider (56) entstammt dem freiheitlichen Umfeld des verstorbenen Landeshauptmanns Jörg Haider, dessen persönlicher Referent er in den 90er Jahren war. Von 1999 bis 2001 war er Abgeordneter des Kärntner Landtags, ehe er als Stadtrat in den Klagenfurter Stadtsenat einzog. Von 2009 bis 2015 regierte Scheider als Bürgermeister die Landeshauptstadt. Nach seiner Abwahl verblieb er zunächst als Vizebürgermeister in der Stadtpolitik, seit dem Aufstieg von Wolfgang Germ 2019 ist Scheider wieder Stadtrat.

Lesen Sie dazu auch den aktuellen Kommentar von WOCHE-Chefredakteur Peter Kowal.

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