Angst führt zu voller Konzentration!
Für „Huberbua“ Alexander gibt es Parallelen zwischen Berg und Beruf – ein Gespräch zur Wirtschaftskrise.
Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas (42) ist der Bayer Alexander Huber (40) einer der bekanntesten Bergsteiger der Welt. Seine Erkenntnisse auf den gefährlichsten Gipfeln teilt er in Seminaren mit Top-Managern. Zuletzt referierte er vor Vertretern des Volkswagen-Konzerns.
WOCHE: Was können Wirtschafter in der Krise vom Bergsteigen lernen?
Alexander Huber: Das ist ein Rückschlag wie bei einer Verletzung im Spitzensport. Der Tag nach dem Unfall ist der erste Tag für die Vorbereitungen auf die neuen Ziele. Man muss sich einstimmen, dass es nicht einfach wird. Auf keinen Fall sollte man aber ängstlich in der Krise sein, sondern darüber hinausblicken. Wenn die Krise vorbei ist, müssen Unternehmen Top-Produkte anbieten können – am besten vor der Konkurrenz.
Ist das bloß eine Frage der Geschwindigkeit?
Ja. Reinhold Messner ist ein gutes Beispiel. Er war sicher nicht der stärkste Bergsteiger, aber er hat vieles früher als andere gemacht. Auch mit Produkten muss man den Markt besetzen. Man weiß ja, wie schwer es für den Zweiten ist, Marktanteile zu gewinnen. Messner war aber auch innovativer als andere – Kreativität und Innovation spielen eine große Rolle.
In der Planung: Wie sehr berücksichtigen Sie Risiken?
Risikomanagement ist ein Urgebiet des Bergsteigens. Wenn wir einer Wand nicht gewachsen sind, verlieren wir unser Leben. Ich muss aber Risiko eingehen, deshalb gehört eine realistische Selbsteinschätzung dazu – und auch ein gesundes Selbstvertrauen, das mir die Ruhe gibt. Meine Erfahrung hilft mir dabei, situativ zu reagieren – das gilt auch für Manager. Erfahrung ist besonders wichtig.
Wird Optimismus zu Naivität, wenn man an einem unerreichbaren Ziel festhält?
Man hat es bei Hermann Maier gesehen. Er ist zum Idol geworden, nach seinem Unfall auch mit menschlicher Tiefe. Er hat viel gelitten, ohne Optimismus kommt man nicht durch eine so harte Zeit, die er durchgemacht hat. Dazu kommt gesunder Menschenverstand bei der Selbsteinschätzung: Wie sieht die Situation wirklich aus?
Wie „lange“ halten Sie an Ihren Zielen fest?
Solange es realistisch ist. Hundert Prozent Erfolg gibt es nicht! Ist das Erreichen eines bestimmten Ziels utopisch, akzeptiere ich das. Habe ich es nur diesmal nicht geschafft oder war zu wenig vorbereitet, mache ich mich ab dem nächsten Tag für den Durchschlag bereit. Denn darauf kann man sich immer verlassen: Wenn ich nicht an meinem Ziel arbeite, meine Konkurrenten tun es bestimmt.
Haben Sie niemals Angst?
Die Angst ist wesentlicher Bestandteil, sonst würde ich ja sorglos herumklettern. Aber sie versetzt mich nicht in Panik. Wenn ich in eine Wand hineingehe, habe ich keinen Gedanken daran, dass ich sterben könnte. Die Angst – mit meinem Selbstvertrauen – hilft mir, mich voll zu konzentrieren. Wenn Angst lähmt, hat man den rechten Weg verlassen.
Gerd Leitner
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