Ende des Betriebs
Aus für Thierseer Schneeberglift nach Absage von TVB
Fortbestand des Familienskigebietes scheitert an der finalen Finanzierung. Die Enttäuschung der Betreiber ist groß, der Tourismusverband (TVB) Kufsteinerland betont, dass er nicht der Projektverhinderer sei.
THIERSEE. Der Traum von einer Fortführung der Schneeberglifte in Thiersee ist geplatzt. Um das kleine Skigebiet im Thierseer Ortsteil Mitterland weiter betreiben zu können, wäre eine Erneuerung notwendig gewesen. Der nun vorgelegte Vorschlag der Betreiber für eine Mitfinanzierung fand aber im Tourismusverband (TVB) Kufsteinerland keine Zustimmung. Das Projekt könnte also aufgrund der fehlenden Gelder scheitern.
Das wäre geplant
Dabei setzen sich drei Personen aus Thiersee schon seit 2018 für den Fortbestand des Skigebietes ein. Nach vielen Machbarkeitsstudien erstellten die drei Projektbetreiber eine finale Projektvariante – mit einer aus ihrer Sicht vertretbaren Investition und einem kostendeckenden Betrieb. Dieser sollte für mindestens fünfzehn Jahre gewährleistet sein. Geplant wären hier der Austausch der 62 Jahre alten Schleppliftanlage Schneeberg, der Neubau einer technischen Beschneiung, ein neues Betriebsgebäude sowie ein Kinderland mit Zauberteppich. Die Gesamtkosten liegen bei 3,4 Millionen Euro.
Finanzierung sollte aufgeteilt werden
Dabei erklären die Betreiber, dass man bereits vom Land Tirol grünes Licht bekommen habe: Ein Anteil von rund 1,5 Mio Euro sollten vom Land lukriert werden. Die Restsumme sollte zu je einem Drittel in Höhe von 600.000 Euro von den privaten Betreibern selbst, von der Gemeinde Thiersee und vom TVB Kufsteinerland getragen werden, so der Plan. Auch der Gemeinderat von Thiersee hat Ende Oktober 2023 und zuletzt am 25. März 2024 Beschlüsse gefasst, das Projekt zu fördern.
Die Betreiber wandten sich auch an den TVB. Dessen Aufsichtsrat sprach allerdings ein klares Nein aus. Die Betreiber der Schneeberglifte wittern hier persönliche Befindlichkeiten und glauben an "eine Missstimmung einzelner Funktionäre", was die Zusammenarbeit des TVB mit dem Thierseetal betrifft.
TVB: "Nicht Verhinderer"
Vorwürfe, die der TVB zurückweist. Man verstehe die Enttäuschung und die Emotionen vor Ort, habe die Entscheidung aber sorgfältig getroffen. Es sei zudem nicht richtig, dass der TVB das Projekt verhindern würde. "Richtig ist, dass die privaten Liftbetreiber ein 3,4-Mio-Euro-Neubauprojekt in einem Kleinstskigebiet – das auf 800 bis 1.250 Meter Seehöhe liegt – realisieren wollen, für das offensichtlich 600.000 Euro fehlen. Jeder versteht, dass das nicht Thema des Tourismusverbandes sein kann", erklärt TVB-Obmann Georg Hörhager in einem Statement gegenüber der Regionalmedien.
Der Aufsichtsrat habe den Mut der Projektbetreiber für ihr Vorhaben gewürdigt, aber das Projekt sei negativ beschieden worden. "Dieses Projekt ist mit den Grundsätzen des Tourismusverbandes Kufstein schlicht nicht vereinbar", so Hörhager. Es geht dem TVB also hier auch um das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel. Der Fokus in der strategischen Ausrichtung liege auf sowohl kulturellen als auch sportlichen Angeboten.
"Der TVB Kufsteinerland ist sich der Bedeutung der Schneeberglifte für die lokale Gemeinschaft der Gemeinde bewusst. Gleichzeitig müssen wir jedoch sicherstellen, dass etwaige Investitionen nachhaltig sind und dem Wohl der gesamten Region dienen", so der TVB in seinem Statement. Hörhager verweist auch auf das nur zwei Kilometer entfernte Kleinstskigebiet in Hinterthiersee.
Bgm: Gemeinde kann nicht allein zuständig sein
"Ich finde es sehr schade, dass der TVB die Schneeberglifte nicht unterstützt", sagt Bürgermeister Rainer Fankhauser, der betont, wie wichtig derartige Einrichtungen für alle Einheimischen in der Region aber besonders auch für die touristische Infrastruktur im Thierseetal und seiner Nachbargemeinden seien. Es könne nicht die Gemeinde künftig "einzig und allein für die touristische Infrastrukturentwicklung zuständig sein". "Wir brauchen eine Zusammenarbeit zwischen TVB und Gemeinden. Dafür müssen jedoch im Verband die einzelnen Orte gehört werden", so der Dorfchef abschließend.
Ende des Schneeberglifts
Zum letzten Mal Skifahrerinnen und Skifahrer befördern dürfte der Schneeberglift nun in der nächsten Wintersaison. Danach laufen die Bewilligungen endgültig aus und die Kosten einer Sanierung kommen jenen eines Austausches gleich.
Ob es noch einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft und den Fortbestand des Kleinstskigebietes in einer zumindest verkleinerten Form gibt, steht noch in den Sternen. Die Betreiber wollen jedenfalls mit Unterstützung von Gemeinde und Land versuchen, wenigstens die beiden kleinen Anfängerlifte zu sanieren und am Leben zu erhalten.
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