Baurestmassen-Anlage
Festungsstadt wegen Deponie-Plänen auf den Barrikaden

An der Autobahnanschlussstelle Kufstein-Süd, nahe dem städtischen Recyclinghof, soll die Baurestmassen-Anlage entstehen. | Foto: ZOOM.Tirol
  • An der Autobahnanschlussstelle Kufstein-Süd, nahe dem städtischen Recyclinghof, soll die Baurestmassen-Anlage entstehen.
  • Foto: ZOOM.Tirol
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

Asbest-Lager in Kufstein? Stadt will sich gegen Baurestmassen-Aufbearbeitungsanlage bei Kufstein-Süd wehren.

KUFSTEIN (nos). Vergangene Woche ging beim Stadtamt die öffentliche Kundmachung für eine Verhandlung am 10. Juli ein, wonach im Bereich der Autobahnanschlusstelle Kufstein-Süd eine Baurestmassen-Aufbearbeitungsanlage errichtet werden soll. "Obwohl dem Betreiber bereits vor vielen Wochen klar mitgeteilt, dass sich die Stadt Kufstein eine solche Anlage dort nicht vorstellen kann und auch allfällig notwendige Umwidmungen keinesfalls durchführen würde, wurde ein solcher Antrag gestellt, noch dazu ganz offensichtlich auch für die Behandlung gefährlicher Abfälle, wie Asbestprodukte", so die Stadtgemeinde in einer Stellungnahme.

"Fast schon absurde Wahl"

Seitens des Bürgermeisters sei unverzüglich mit dem Bezirkskrankenhausverband Kontakt aufgenommen worden, da "dieser Standort fast schon eine absurde Wahl für eine solches Vorhaben darstellt", so die Stadt. Aus Sicht der Gemeinde sei es "unvorstellbar, das Bezirkskrankenhaus Kufstein mit seinen Mitarbeitern und Patienten auch nur in irgendeiner Weise zusätzlich zu belasten, was aber allein durch den Verkehr bei Zu- und Ablieferungen sowie durch den Betrieb der Anlage zweifellos gegeben wäre".

"Asbest darf nicht zur Debatte stehen"

Offenbar sei der Betreiber auf eine Umwidmung durch die Stadt gar nicht angewiesen, die Entscheidung für die Bewilligung dieser Anlage liege ausschließlich beim Land Tirol, sodass die Gemeinde "sowohl in rechtlicher als auch in politischer Hinsicht alle Hebel in Bewegung setzen werde, um dieses Projekt zu verhindern".
„Es geht nicht nur um die Frage von Gefahrenstoffen wie Asbest, die in dieser Lage wohl unstrittig nicht zur Debatte stehen dürften", so Bürgermeister Krumschnabel, "sondern auch um jede andere Verarbeitungstätigkeit, die mit Lärm oder Staubentwicklung verbunden ist. Eine Bewilligung für diese Anlage würde auch jeglicher Strategie des Landes Tirol entgegenstehen, den Transitverkehr und die Abfahrten von der Autobahn zu verhindern, wenn man gleichzeitig für heimischen Wirtschaftsverkehr zusätzliche Fahrten in Kauf nehmen würde".

Krankenhaus & Wohnbevölkerung schützen

Der Bereich Kufstein an sich und gerade auch bei Kufstein Süd unterliege "bereits derzeit einer derartigen Belastung, dass zum Glück das Land Tirol begonnen hat, Gegenstrategien zu entwickeln. All das würde durch eine Entscheidung für dieses Projekt konterkariert. Wer sich im Krankenhaus erholt, dem kann man schwerlich zumuten, dass er sich irgendwelchen Giftstoffen aussetzt oder durch Lärm von Zu- bzw. Abfahren der LKW belastet wird! Zusätzlich geht es natürlich um den Schutz der Wohnbevölkerung im gesamten Ortsteil Endach und Weissach, zumal ja auch Verfrachtungen von Staub und Schadstoffen durch die Luft nicht ausgeschlossen werden können.
Das Land Tirol wird dringend dazu aufgefordert, an diesem Standort keinerlei Baurestmassenverarbeitung zu genehmigen, weder mit noch ohne Asbestanteile", so Krumschnabel.

Für VP "undenkbar"

Auch Vizebgm Hannes Rauch äußerte sich zur geplanten Deponie Kufstein-Süd: „Sowas kommt für mich nicht in Frage. Die Kufsteiner VP ist entschieden gegen dieses Projekt. Die Gesundheit der KufsteinerInnen und Kufsteiner und der Umweltschutz haben absolute Priorität. Die ÖVP steht für eine Ökosoziale Marktwirtschaft. Dieses Projekt entspricht in keinster Weise dem Gedanken der ökosozialen Marktwirtschaft.“ Die örtliche Komponente, also die Nähe zum Bezirkskrankenhaus sowie die Verkehrssituation mit den zusätzlichen Lkw von und zur geplanten Deponie ist "ein weiterer entscheidener Punkt, die die Sache für mich undenkbar macht", so Hannes Rauch. Die Kufsteiner VP werde "alles unternehmen um dieses Projekt zu verhindern".

FPÖ: "Intransparente Kommunikation"

„Der Bürgermeister ist nun dringend gefordert,Licht in die ganze Geschichte zu bringen, und vernünftige Lehren aus dem
medial ausreichend dokumentierten Kommunikationsdesaster rund um die
geplante Deponie in der Schwoich zu ziehen“, meint FPÖ-LA Christofer Ranzmaier.
„Angesichts der intransparenten Kommunikation und der dadurch fehlenden
Informationen bei den Kufsteinern braucht sich der Bürgermeister nicht
wundern, wenn sich nun – wie in den Sozialen Netzwerken bereits absehbar –
erste Proteste von besorgten Bürgern formieren“, so Ranzmaier weiter.
„Man hat ja bereits am Beispiel Schwoich gesehen, dass es ohne den durch die
örtliche Bürgerinitiative aufgebauten Druck wohl auch kein Problem gewesen
wäre, eine derartige Deponie mit Asbestabfällen in unmittelbarer Nähe zu einem
Wohngebiet genehmigt zu bekommen. Das alles sind nun die Sorgen und Ängste
vieler Kufsteiner, weshalb der Bürgermeister wirklich dringend gefordert ist, die
Karten auf den Tisch zu legen und im Falle einer ähnlichen Situation wie in der
Schwoich am Ende des Tages auch Seite an Seite mit der Kufsteiner
Bevölkerung gegen ein derartiges Projekt vorzugehen“, so Ranzmaier.

Alle Beiträge zum Thema Baurestmassendeponie im Bezirk Kufstein finden Sie hier.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.