Bezirk Kufstein
Kriminalität verlagert sich 2021 auf Junge und Internet

Bezirkspolizeikommandantin Astrid Mair und der Sicherheitsreferent der BH Kufstein Thomas Föger präsentierten die Kriminalitätsstatistik 2021 für den Bezirk Kufstein.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Bezirkspolizeikommandantin Astrid Mair und der Sicherheitsreferent der BH Kufstein Thomas Föger präsentierten die Kriminalitätsstatistik 2021 für den Bezirk Kufstein.
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Polizei verzeichnet 2021 mehr Cybercrime im Bezirk Kufstein, aber auch die Jugendkriminalität hat zugenommen.

BEZIRK KUFSTEIN, KUFSTEIN. Die Nachwirkungen der Pandemie ziehen sich auch im Jahr 2021 tief in das kriminelle Geschehen des Bezirks Kufstein. Das zeigt die nun vorliegende Kriminalitätsstatistik der Polizei für das vergangene Jahr. 
Was die Anzahl der Delikte angeht, gibt es nur marginale Unterschiede zwischen 2020 und dem Jahr 2021: die Anzeigen sind um 1 Prozent auf 4.061 gemeldeten Delikte zurückgegangen. Die Polizei klärte dabei 67,1 Prozent der Fälle auf, die Aufklärungsquote konnte somit erneut um 1,7 Prozentpunkte gesteigert werden.

Mehr Jugendliche wurden "kriminell"

Viel Arbeit steht für die Polizei im Bezirk aber bei den jüngeren Altersgruppen an. Gerade sie sind es, die anteilsmäßig vermehrt Delikte begehen. 2021 gab es insgesamt 461 Tatverdächtige unter 18 Jahren – das bei insgesamt 3.151 Tatverdächtigen aus allen Altersgruppen. Vor allem 10 bis 14-Jährige wurden 2021 vermehrt zu "Tätern", hier gab es bei den Tatverdächtigen eine Steigerung von 47,1 Prozent. Bei Jugendlichen zwischen 14 bis 18 Jahren immerhin noch eine Steigerung von 24,4 Prozent. 
Sachbeschädigungen an öffentlichen Einrichtungen durch jugendliche Gruppierungen sind in einigen Gemeinden im Bezirk Kufstein ein Problem. Die Täter im Alter zwischen 10 und 14 sind unmündig und bleiben straffrei. 

"Das ist etwas, das den Gemeinden schon wehtut",

erklärt Bezirkspolizeikommandantin Astrid Mair. Oft müsse die Allgemeinheit für den Schaden aufkommen und das schlechte Bild der Jugendlichen werde verstärkt. 
Man könne seitens der Polizei nur aufklärend tätig sein, was man auch immer wieder mache. So ist für heuer auch ein "Präventionskreisel" geplant, bei dem man mit bestimmten Einrichtungen auf eine solche Gruppe zugeht. Dabei sollen sich Vertreter der BH, Polizei und Jugendeinrichtungen gemeinsam mit den Jugendlichen an einen Tisch setzen und eine Fragestunde machen, um aufzuklären. Vielen Jugendlichen sei nicht bewusst, welche Spätauswirkungen eine dokumentierte Straftat haben könnte (z. Bsp. bei der Berufswahl), und dass diese nicht einfach "verschwinde" oder aus dem System gelöscht werde. 

Astrid Mair plant für heuer auch einen "Präventionskreisel", bei dem Jugendliche zum Thema Kriminalität informiert werden sollen.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Astrid Mair plant für heuer auch einen "Präventionskreisel", bei dem Jugendliche zum Thema Kriminalität informiert werden sollen.
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Kriminalität ist ins Internet abgewandert

Auch die Internetkriminalität, die sich seit Jahren im Aufwind befindet, hat 2021 zugenommen. Hoch im Kurs ist hier auch im Bezirk Kufstein Bestell- und Warenbetrug. Waren es 2020 noch 176 angezeigte Fälle, wurden der Polizei im Jahr 2021 schon 192 gemeldet. Die Aufklärungsarbeit der Polizei fruchtet in diesem Bereich, 108 Fälle konnten geklärt werden. Ganz anders sieht die Situation bei Cybercrime-Delikten (wie beispielsweise "Love Scam") aus, da sich hier eine Aufklärung meist schwierig gestaltet. 2020 waren es "nur" 57 angezeigte Fälle, im Jahr 2021 musste die Polizei 105 Delikte verzeichnen. Klären konnte sie nur sieben dieser. 

Klassische Einbrüche sind eher zurückgegangen. Ein Thema sind aber Diebstähle auf Baustellen.  | Foto: Pixabay
  • Klassische Einbrüche sind eher zurückgegangen. Ein Thema sind aber Diebstähle auf Baustellen.
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Weniger Diebstähle, außer bei Baustellen

Die Eigentumskriminalität, wie Diebstahl und Einbruchsdiebstahl, ist im Umkehrschluss bis auf eine Ausnahme weniger geworden. Das verdeutlicht sich bei einem Blick auf Einbruchsdiebstähle in Wohnhäuser und Wohnungen – hier ergab sich im Vergleich zu 2020 eine Reduktion von 35,7 (Wohnhäuser) und 40 Prozent (Wohnungen). Bei Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben sowie Gewerbe- und Industriestätten gab es gar einen Rückgang von je rund 71 Prozent. 
Anders sieht es bei Einbrüchen auf Baustellen aus: diese sind von 2 im Jahr 2020 auf ganze 8 im Jahr 2021 gestiegen – das ist ein Plus 300 Prozent. Die Täter haben es dabei auffallend oft auf "Hilti"-Maschinen abgesehen. "Wir haben im letzten halben Jahr vier bis fünf Einbrüche auf Baustellen bzw. bei Baustellencontainern gehabt", erklärt Astrid Mair. Das sei ein Phänomen, das von 2019 auf 2020 und 2021 immer gestiegen ist. 
Die Polizei habe aber diesbezüglich bereits über die Wirtschaftskammer eine Aussendung gemacht, um darauf aufmerksam zu machen. Auch eine rege Kontaktaufnahme mit den Bauleitern der Baustellen soll vermehrten Einbrüchen solcher Art entgegenwirken. 

Gewalt an Frauen nach wie vor Thema

Auch Gewalt in der Privatsphäre beschäftigte die Polizei im Jahr 2021. Insgesamt 157 Betretungs- und Annäherungsverbote wurden vergangenes Jahr ausgesprochen, 2020 waren es 180. Gezählt werden hier übrigens seit dem Jahr 2020 die einzelnen gefährdeten Personen, anstatt – wie zuvor – der Fälle selbst.  

"Die Gewalt in der Privatsphäre ist ein ganz massives Thema",

erklärt der Sicherheitsreferent der BH Kufstein Thomas Föger. Es gibt auch seitens des Gesetzgebers unter anderem die Verpflichtung, dass die Gewalttäter und Gefährder ein Beratungsgespräch in Anspruch nehmen müssen. "Das Betretungsverbot ist ein ganz massives Instrument, um präventiv noch etwas zu erreichen", sagt Föger. Hier sei auch die Polizei stark gefordert.
"Mein Ziel ist es, das Dunkelfeld ein wenig zu erhellen, indem man gezielt Frauen anspricht", erklärt Mair. Das müsse aber breitflächig und anonymer passieren, damit Frauen die Scheu verlieren, die Polizei zu rufen oder den Nachbarn zu informieren. 

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