Pflege
Kufstein will mit Betreutem Wohnen den Pflegenotstand reduzieren

Bei der Gemeindeversammlung in Kufstein war unterem anderem der Pflegenotstand und der geplante Ausbau des Betreuten Wohnens ein großes Thema. | Foto: Nimpf
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Bei der etwas verspäteten Kufsteiner Gemeindeversammlung für das Jahr 2023 wurde unter anderem über die aktuelle Pflegesituation gesprochen. Geplant ist ein Ausbau im Betreuten Wohnen und junge Menschen sollen dazu animiert werden, den Pflegeberuf zu wählen.

KUFSTEIN. Bürgermeister Martin Krumschnabel lud am Dienstag, den 9. Jänner alle interessierten Kufsteinerinnen und Kufsteiner ins Kultur Quartier zur jährlichen Gemeindeversammlung. Neben den Bürgern haben auch viele Gemeinderäte der Stadt im Theatersaal Platz genommen, um Krumschnabels Vortrag, über die aktuellen Geschehnisse der Festungsstadt, zuzuhören. Terminlich bedingt, konnte die Versammlung im letzten Jahr nicht stattfinden, weshalb man diese mit einer kleinen Verspätung für das Jahr 2023 veranstaltete, wie der Bürgermeister erklärt.

Viele alte Menschen, wenig junge Pfleger

Dass Altenwohnheime keine Sparschweine sind, ist kein Geheimnis. Auch die beiden Pflegeeinrichtungen in Kufstein schreiben rote Zahlen. Rund 2,6 Millionen Euro mehr Ausgaben als Einnahmen hätte man in diesem Bereich zu verzeichnen, erklärt Krumschnabel. Trotzdem wolle man in der Festungsstadt besonders in diesen Bereich investieren. Denn die Bevölkerungszahlen steigen bekanntlich stetig in die Höhe und die Menschen werden immer älter. Laut Statistiken wird es in Zukunft immer schwieriger werden genügend Pflegepersonal zu finden, um in der stationären Pflege diese Steigerung der Bevölkerung abdecken zu können, veranschaulicht der Bürgermeister. Diese Steigerung entsteht vor allem dadurch, dass Jahrgänge, die jetzt in einem möglichen pflegebedürftigen Alter sind sehr stark sind. Wohingegen die Jahrgänge, die jetzt potentiell ihren Berufsstart im Altenheim antreten könnten, sehr schwach ausfallen. 

"Wir müssen also etwas finden, wo Leute gut betreut werden können, ohne dass man so viel Personal braucht",

bringt es der Bürgermeister auf den Punkt und denkt dabei an den Ausbau im Betreuten Wohnen. 

"Wir müssen also etwas finden, wo Leute gut betreut werden können, ohne dass man so viel Personal braucht", sagt Krumschnabel im Bezug auf den geplanten Ausbau im Betreuten Wohnen.  | Foto: Nimpf
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Ausbau im Betreuten Wohnen geplant

Nicht zufällig wäre eines der größeren Projekte, über die Kufstein derzeit nachdenkt, der Ausbau im Betreuten Wohnen, so Krumschnabel. Wichtig sei vor allem zu evaluieren, wer wie viel Pflege überhaupt benötigt. Es wurde bereits erhoben, dass viele Klientinnen und Klienten in den Kufsteiner Heimen durchaus im Betreuten Wohnen untergebracht werden könnten, weil sie nicht die ganze Palette an Pflegedienstleistungen benötigen würden, erklärt der Bürgermeister. Außerdem könnten diese dann selbstbestimmter in ihren eigenen vier Wänden wohnen. Bürgermeister Krumschnabel denkt im Rahmen dieses Vorhabens als ersten Schritt an das Altenwohnheim Zell. Dort soll ein Stockwerk zum Betreuten Wohnen umfunktioniert werden, die Zimmer sollen dafür entsprechend umgebaut werden. Kosten lägen bei 1,5 Millionen Euro, so Krumschnabel.

"Wir wollen daher, weil das doch eine sehr große Ausgabe ist, erst einmal ein Musterzimmer errichten und das dann unserem Seniorenrat und der interessierten Bevölkerung zeigen, ob es Menschen gibt, die dort gerne hinziehen würden",

so Krumschnabel über die nächsten Schritte. Der Ausbau des Betreuten Wohnens soll auch in Zukunft weiter vorangetrieben werden mit dem Ziel, dass am Ende in jedem Stadtteil zehn bis zwölf solcher Wohnungen bereitstehen, inklusive entsprechender Betreuung.

Pflegekräftemangel in Kufstein

Ein allgegenwärtiges Thema ist der Pflegekräftemangel. Aber wie kommt es eigentlich dazu? Krumschnabel erklärt, dass dies auf der einen Seite der demografischen Entwicklung zu verschulden ist, es gibt also mehr alte als junge Menschen, im Gegensatz zu früher. Deutlich zu sehen ist aber auch, dass speziell nach der Corona Pandemie, sich sehr viele Menschen aus dem Pfelgeberuf verabschiedet haben.

"Wir haben die Zahlen erhoben: in den letzten drei Jahren sind 47 Menschen gegangen und 47 haben wir angestellt. Ein paar gehen immer, das ist ganz normal. Aber, dass 47 Menschen in drei Jahren gehen, finde ich nicht normal",

beteuert der Bürgermeister. Hinzu kommt noch, dass sich nur wenig junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Dem gilt es also entgegenzusteuern, wo mit dem erhöhten Pflegestipendium bereits der erste Schritt gemacht wurde. Wer derzeit eine Pflegeausbildung macht, bekommt 1.900 Euro netto pro Monat während der Ausbildungszeit. Weiters wird demnächst auch ein Pflegegipfel stattfinden. Im Zuge dessen soll besprochen werden, wie man junge Menschen am besten dazu motiviert, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden. So wird zum Beispiel an der HLW FW Kufstein wird eine Ausbildung angeboten, bei der man neben dem üblichen Schulabschluss, gleichzeitig auch mit einer Pflegeausbildung abschließt. Ähnlich wie bei den Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. 

"Ich glaube es wird auch eine weitere Gehaltsreform benötigen",

so Kurmschnabel abschließend zum Thema. 

Welche Maßnahme findest du am besten, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken?

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