Gewaltprävention
Schutzeinrichtungen vernetzen sich im Tiroler Unterland

LR Gabriele Fischer und Neustart-Leiterin Kristin Henning (v.l.) wollen mit den regionalen "Runden Tischen" alle Akteurinnen und Akteure in der Gewaltprävention besser miteinander vernetzen.  | Foto: Christoph Klausner
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  • LR Gabriele Fischer und Neustart-Leiterin Kristin Henning (v.l.) wollen mit den regionalen "Runden Tischen" alle Akteurinnen und Akteure in der Gewaltprävention besser miteinander vernetzen.
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Die Organisation Neustart führt im Herbst dieses Jahres fünf "Runde Tische" durch, um eine bessere Vernetzung in der Gewaltprävention zu erzielen. 

BEZIRKE KUFSTEIN/KITZBÜHEL/SCHWAZ. Laut einer EU-Studie haben 22 Prozent der Frauen bereits körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erfahren. 43 Prozent der Frauen waren zumindest einmal im Leben psychischer Gewalt ausgesetzt. Diese Zahlen könne man durchaus auch auf Österreich umlegen, erklärt Kristin Henning, Leiterin der Organisation Neustart. So seien heuer allein in den Bezirken Kufstein, Kitzbühel und Schwaz bereits 259 Betretungsverbote ausgesprochen worden.
Dass Gewalt Lebensentwürfe zerstört, davon ist auch Sozial- und Frauenlandesrätin Gabriele Fischer überzeugt. 

"Gewalt ist eine persönliche Sache, deshalb nehme ich das auch persönlich. Jede Form von Gewalt ist ein No-Go",

so die Landesrätin. Die Maßnahmen gegen Gewalt müssen laut Fischer auch weiterhin ausgebaut werden. Derzeit hat das Land 300.000 Euro ausgelobt, welchen Projekten in der Gewaltprävention zugutekommen sollen. Nächstes Jahr soll zudem eine Sensibilisierungs- sowie eine Hass-im-Netz-Kampagne starten. Auch Lehrgänge für Gewaltprävention sollen angeboten werden. Fischer betont, dass der Großteil der Opfer nach wie vor weiblich ist: 

"Frauenmorde muss man auch so benennen. Wir haben nämlich vor allem ein Problem mit gewaltbereiten bzw. übergriffigen Männern". 

Um im Handlungsfeld der Gewaltprävention möglichst erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass alle Institutionen bestmöglich zusammenarbeiten. Aus diesem Grund hat die Organisation Neustart diesen Herbst fünf "Runde Tische" im Unterland geplant. Ziel sei es, alle lokale und regionale Akteuere miteinander zu vernetzen. Dadurch kommt es zum Austausch von "good-practice"-Modellen oder auch zur Nutzung von Synergien, wie Neustart-Leiterin Kristin Henning erklärt.

Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor ein großes gesellschaftliches Problem, gegen das LR Gabriele Fischer ankämpfen möchte. | Foto: Christoph Klausner
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Spirale der Gewalt durchbrechen

Der Startschuss dieses Formates erfolgte bereits am Mittwoch, den 14. September im Tagungshaus Wörgl, bei dem unter anderem rund 40 Vertreterinnen und Vertreter von Opferschutz- und Gewaltschutzeinrichtungen, der BH, der Polizei und der Justiz teilnahmen.

"Gewalt ist nicht nur das, was strafrechtlich verboten ist",

betont Henning. Neben der direkten Form der Gewaltausübung gebe es auch wirtschaftliche oder sprachliche Abhängigkeiten, die oftmals missbraucht werden. Zudem steigere sich die Gewaltausübung auch oft mit der Zeit. Was mit verbalen Auseinandersetzungen beginnt eskaliere oftmals zu körperlicher Gewalt. Daher brauche es auch eine Gesellschaft, die wachsam ist und nicht wegschaut, erklärt Henning.

Neustart-Leiterin Kristin Henning betont, wie wichtig es sei, dass Einrichtungen möglichst früh nach der Tat mit dem Täter in Kontakt kommen. Ansonsten würden sich gewalttätige Männer und Frauen oft Rechtfertigungen zu recht legen, die nur schwer zu durchbrechen sind.  | Foto: Christoph Klausner
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"Kein Konsens zu gewaltfreier Erziehung"

Wichtig sei auch, dass man Kinder gewaltfrei erziehe. Denn wer selbst Gewalt erlebt, neige dazu, selbst irgendwann in die Täterrolle zu schlüpfen. Leider sei bisher noch kein Konsens zur gewaltfreien Erziehung zu erkennen, betonen Henning und Fischer unisono und verweisen auf eine Studie der Kinderschutz-Einrichtung "Die Möwe", welche aufzeigt, dass nach wie vor viele eine "Watsche" durchaus in Ordnung finden. 
Um tatsächlich zu helfen, müssen allerdings die derzeitigen Angebote sowohl für Opfer als auch für Täter sichtbar gemacht werden. Hier ein Überblick über Einrichtungen im Tiroler Unterland: 

  • BaseCamp, Kufstein, info@base-camp.tirol
  • Beratungsstelle für Gewaltprävention Tirol (PSP), Wörgl, gewaltpraevention@psptirol.org
  • Dowas für Frauen, Innsbruck, beratung@dowas-fuer-frauen.at
  • Erziehungsberatung des Landes Tirol, Brixlegg, Kufstein, Kitzbühel, Schwaz, erziehungsberatung-innsbruck@tirol.gv.at
  • Evita, Kufstein, Wörgl, office@evita-frauenberatung.at 
  • Frauen gegen VerGEWALTigung, Innsbruck, office@frauen-gegen-vergewaltigung.at
  • Frauen im Brennpunkt, Wörgl, Schwaz, Kitzbühel, info@fib.at
  • Gewaltschutzzentrum Tirol, Kitzbühel, office@gewaltschutzzentrum-tirol.at
  • Initiative Frauen helfen Frauen, Innsbruck, info@fhf-tirol.at
  • Kinder- und Jugendhilfe, Land Tirol, Wörgl, Schwaz, Kitzbühel, Kufstein, kiju@tirol.gv.at
  • Kinderschutz Tirol, Wörgl, info@kinderschutz-tirol.at, woergl@kinderschutz-tirol.at
  • KurzzeitWG neMO, Schwaz, info@nemo-schwaz.at
  • Mädchen-Frauen Beratungszentrum Bezirk Kitzbühel, St. Johann, info@frauenberatung-stjohann.at
  • NEUSTART, Wörgl, office.tirol@neustart.at
  • PSP Psychosozialer Pflegedienst - Beratung, Schwaz, Mayrhofen, Wörgl, St. Johann, kontakt.woergl@psptirol.at
  • Psychosozialer Krisendienst, telefonische Beratung, Tel. 0800 400120
  • Psychosoziales Zentrum Unterland, Tel. 050 500 300
  • Schulsozialarbeit Tirol, div. Schulen in den Bezirken Schwaz, Kufstein und Kitzbühel, tirol@schuso.at
  • SOS Kinderdorf, Kirchbichl, willkommen@sos-kinderdorf.at
  • Sozial- und Gesundheitssprengel Kitzbühel, Aurach und Jochberg, familienberatung@sozialsprengel-kaj.at
  • Sozial- und Gesundheitssprengel Kitzbühel, Aurach und Jochberg, Tagesmütter, tagesmuetter@sozialsprengel-kaj.at

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