Bauvorhaben abgelehnt
Wirbel um Beherbergungsprojekt in Wörgl
Ein Antrag für ein Appartmenthaus zur touristischen Nutzung wurde vom Wörgler Gemeinderat abgelehnt. Die Diskussion war überschattet von Fragen zu politischen und religiösen Verbindungen.
WÖRGL. Seit einem Jahr versucht ein Bauherr in Wörgl die Bewilligung für einen geplanten Beherbergungsbetrieb zu bekommen. In der Josef-Loinger-Straße sollte laut Plan ein Bestandsgebäude für einen vierstöckigen Komplex mit zehn Appartements und maximal 34 Betten zur touristischen Nutzung weichen. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, den 6. Oktober standen nun die Anträge für die Flächenwidmung sowie für den Bebauungsplan auf der Tagesordnung. Da die entsprechende Flächenwidmung allerdings mit 9 zu 12 Stimmen mehrheitlich abgelehnt wurde, kann das Vorhaben in der derzeitigen Form nicht umgesetzt werden. Weitere Umplanungen bzw. Beratungen mit dem Bauausschuss sind allerdings durchaus noch möglich.
Auffassungsunterschiede
Die Volkspartei rund um Bgm. Michael Riedhart hat als einzige Fraktion das Vorhaben befürwortet, weil ihrer Meinung nach eine qualitativ hochwertige Unterkunft der Stadt gut täte. Alle anderen Fraktionen konnten die Ansicht der VP - zumindest nicht zur Gänze - teilen. Für GR Emil Dander (Liste Hedi Wechner) sind Nutzungskonflikte mit den Anrainern bereits vorprogrammiert. Zudem wäre der Neubau ein zu "wuchtiger Klotz" im Vergleich zu den umliegenden Häusern. GR Andreas Widschwenter ("Wir für Wörgl") sieht das ähnlich: "Das Projekt ist zu groß und massiv". Auch für GR Iris Kahn von den Grünen passt das Bauprojekt nicht in eine "kleinstrukturierte Wohngegend", zudem vermisse sie ein touristisches Nutzungskonzept. GRChristopher Lentsch (FWL) ist ebenfalls skeptisch, was den touristischen Mehrwert für die Stadt angeht.
Bgm. Riedhart verwies darauf, dass durch die touristische Nutzung mit weniger Zufahrten zu rechnen wäre, als dies bei einem gewöhnlichen Wohnanlage der Fall wäre. Weiters führt er an, dass die derzeitige Giebelhöhe den Neubau überragen würde. Laut Plan wird die derzeitige Giebelhöhe tatsächlich leicht unterschritten. Allerdings würde der Neubau eine wesentlich höhere Baumassendichte aufweisen, viel breiter werden und daher auch wesentlich massiver wirken.
Religion überschattet Diskussion
Es dauerte einige Zeit, bis über das tatsächliche Für und Wider des Berherbergungsbetriebes gesprochen wurde. Grund dafür waren drei Fragen, die Vize-Bgm. Roland Ponholzer ("Wir für Wörgl") von Bürgern übermittelt bekommen hat. Zum einen wollte man wissen, ob an dem Gerücht, dass Vize-Bgm. Kayahan Kaya (VP) eine nähere Verbindung zum Bauherren hat und bereits Zusagen erteilt hat, etwas dran ist. Dies wies Kaya entschieden zurück - man kenne sich lediglich, mehr nicht. Weiters wurde gefragt, ob das Projekt irgendetwas mit der Moschee in der Brixentaler Straße zu tun hat und ob eine künftige Koranschule ausgeschlossen werden kann. Riedhart führte aus, dass es sich um eine touristische Nutzung handeln muss, ansonsten würde die Bewilligung entzogen. Im Gegenzug konterten Riedhart und auch Kaya - an Ponholzer gerichtet - ob seine politische Entscheidungsfindung von religiösen Motiven beeinflusst werde. Ponholzer verneinte und betonte, dass es sich hier nicht um Vorwürfe, sondern lediglich um Fragen handelt.
Nach dem Ausschuss ist vor dem Beschluss
Nachdem der Antrag mehrheitlich abgelehnt wurde, kritisierte Bgm. Riedhart, dass hier ein Bauherr "ein Jahr lang im Kreis herumgeschickt wurde". Tatsächlich soll der Projektant oft bei der Stadt vorstellig geworden sein, allerdings habe es nie konkrete Zusagen gegeben. Zudem wurden die Pläne bereits einmal von der Dichte her reduziert (von maximal 40 auf 34 Betten).
"In Zukunft sollen Bedenken in den Ausschüssen klar argumentiert werden",
so Riedhart, der die viele Kritik im Gemeinderat wenig nachvollziehen konnte. Christian Kovacevic (Liste Hedi Wechner) wollte den Vorwurf, dass Mandatare in den Ausschüssen dafür und anschließend bei der Abstimmung dagegen sind, so nicht gelten lassen. Erstens hätten viele nicht den gleichen Informationsstand wie die jeweiligen Referenten und zweitens:
"Man kann in der Zwischenzeit gescheiter werden."
Ein Spruch, den auch Riedhart auf der Oppositionsbank einst verwendet haben soll.
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