Kinkstraße
Aufregung um "verschenktes" Haus in Kufstein

Das Gebäude in der Kinkstraße, in dem sich derzeit das Nähmaschinenmuseum befindet, hätte per Schenkung an die Stadt Kufstein gehen sollen. Gekommen ist es anders.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Schenkung von Madersperger-Haus in Kinkstraße an Kufstein findet nun doch nicht statt. Opposition ortet "verschenktes Volksvermögen", weil die Stadt ihrer Ansicht nach zu zögerlich handelte. Bgm. Krumschnabel ist "nicht unglücklich" darüber, dass das Haus von einem Privaten gekauft wurde. 

KUFSTEIN (bfl/red). Es ist ein Haus, ausgerechnet im Herzen der Stadt Kufstein, das derzeit für Wirbel sorgt. Das Gebäude, das in der Kinkstraße liegt, beheimatet derzeit auch das Nähmaschinenmuseum Madersperger. Im Sommer 2019 bot die Besitzerin des Madersperger-Hauses Kufstein an, das Objekt der Stadt zu schenken. Nachdem am 28. Oktober im Stadtrat die Schenkung thematisiert wurde, wurde an einem Entwurf für den dafür notwendigen Schenkungsvertrag gearbeitet, und zwar bis Juli 2020. Am 5. Oktober 2020 stimmte der Stadtrat einstimmig dafür, die Schenkung anzunehmen. Dann kam die Hiobsbotschaft: Die Besitzerin gab bekannt, dass sie nun mit einem Investor verhandle. Mittlerweile gehört die Liegenschaft einem Kufsteiner Bauunternehmer. 

Opposition ortet "verschenktes Vermögen"

Die Opposition spricht nun von "verschenktem Volksvermögen" und ortet Versagen bei der Abwicklung zur Schenkung des Hauses seitens der Stadt. Laut Stadtrat Walter Thaler (Team Walter Thaler GKL) sei bereits vor der Sitzung am 5. Oktober ein Brief der Hausbesitzerin vorgelegen. Darin habe sie laut Thaler verdeutlicht, dass sie "nach einem Jahr Warten", in dem sich quasi niemand um die Schenkung gekümmert habe, das Objekt nun verkaufen wolle. Er habe nach der Abstimmung geglaubt, dass alles erledigt sei. "Wir sind durch einen Zufall darauf gekommen, dass jemand anderer im Grundbuch steht", sagt Thaler. Man habe sich nun große Chancen vertan, ist sich der Stadtrat sicher.
"Das Haus ist weder desolat, noch sonst was", ärgert sich Thaler. Mit hohen Kosten, die damit verbunden seien könnten, wie von Bgm. Martin Krumschnabel angedeutet, sei also nicht zu rechnen gewesen. Man habe im Stadtrat zwar dem Nähmaschinenmuseum im Gebäude bereits rund 15.000 Euro für eine Modernisierung zugesprochen, das Haus sei aber noch in gutem Zustand, so Thaler. Von einem "Fass ohne Boden" könne hier jedenfalls nicht die Rede sein. Die gegenüberliegende Kufsteiner Stadtgalerie, die die Stadt jährlich mit 25.000 Euro für die Miete stützt, hätte man im ersten Stock des Gebäudes ansiedeln können, moniert Thaler. 

"Wir sind durch einen Zufall darauf gekommen, dass jemand anderer im Grundbuch steht", sagt Walter Thaler. Man habe sich nun große Chancen vertan, ist sich der Stadtrat sicher. | Foto: Barbara Fluckinger/BB Archiv
  • "Wir sind durch einen Zufall darauf gekommen, dass jemand anderer im Grundbuch steht", sagt Walter Thaler. Man habe sich nun große Chancen vertan, ist sich der Stadtrat sicher.
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FPÖ: "Schildbürgerstreich" und "Dornröschenschlaf"

„Schilda lässt grüßen“, kommentiert FPÖ-Stadtparteiobmann LA Christofer Ranzmaier die Angelegenheit. "Der städtische Dornröschenschlaf, der über ein Jahr die Unterschrift unter einen No-Na-Vertrag verhindert hat, kostet die Stadt nicht nur Geld, sondern insbesondere auch Mitspracherecht bei der Neugestaltung der Kinkstraße“, erläutert Ranzmaier. Ein "derartiger No-Na-Vertrag" wie jener zur Schenkung, hätte laut dem FPÖ-Politiker "innerhalb einer angemessenen Zeit" zur Unterschrift vorgelegt werden können.

„Schilda lässt grüßen“, kommentiert FPÖ-Stadtparteiobmann LA Christofer Ranzmaier die Angelegenheit. | Foto: Noggler/BB Archiv
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Bgm. Martin Krumschnabel: "Nicht unglücklich darüber"

"Wir haben am 5.10.2020 die Annahme der Schenkung im Stadtrat beschlossen und haben erst wenige Tage zuvor von der Verkäuferin erstmals gehört, dass sie mit einem privaten Investor in Gesprächen ist", sagt Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel. Seltsam sei aus seiner Sicht, dass einen Tag nach der Beschlussfassung im Stadtrat der Vertrag vom letztendlichen Käufer unterschrieben wurde. Pikanterweise wurde der Vertag von einem Mitglied des Kufsteiner Gemeinderates verfasst, der Anwalt ist.
Die Vertragsabwicklung habe zwar sehr lange gedauert, sagt Bgm. Krumschnabel, aber: "dies lag aber aus meiner Sicht nicht hauptsächlich bei der Stadt Kufstein, weil wir ja seit Anfang 2020 bereits einen fix fertigen Vertrag vorgelegt haben." Die Verkäuferin sei offenbar im Ausland wohnhaft und habe sich laut Krumschnabel oft "monatelang" nicht gemeldet. Man habe seitens der Stadt hausinterne Abklärungen durchgeführt, dass es entgegen der ursprünglichen Planung doch besser sei, wenn die Stadt die Schenkung annehme und nicht die eigene Immobiliengesellschaft, was allerdings ausschließlich steuerrechtliche Gründe hatte.

"Es ist völlig richtig, dass die Vertragsabwicklung sehr lange gedauert hat, dies lag aber aus meiner Sicht nicht hauptsächlich bei der Stadt Kufstein, weil wir ja seit Anfang 2020 bereits einen fix fertigen Vertrag vorgelegt haben", sagt Bgm. Martin Krumschnabel. | Foto: Barbara Fluckinger/BB Archiv
  • "Es ist völlig richtig, dass die Vertragsabwicklung sehr lange gedauert hat, dies lag aber aus meiner Sicht nicht hauptsächlich bei der Stadt Kufstein, weil wir ja seit Anfang 2020 bereits einen fix fertigen Vertrag vorgelegt haben", sagt Bgm. Martin Krumschnabel.
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Krumschnabel bewertet den letztendlichen Ausgang dieser Geschichte als eine "eher gute Entwicklung". Die Stadt hätte nach einer Schenkung das Gebäude laut Krumschnabel "praktisch nur mehr erhalten können". Damit wäre man jeglicher weiteren Entwicklung der Kinkstraße eher entgegenstanden. Man hätte mit der Schenkung eine Art denkmalpflegerische Verpflichtung eingehen müssen. "Ich bin also nicht unglücklich darüber, dass es nun ein Privater gekauft hat, weshalb die Kritik an diesen Vorgängen in mehrfacher Hinsicht völlig unberechtigt ist" so Krumschnabel.

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