Liste Fritz
Pendler fordern rasche Öffi-Verbesserungen fürs Unterland

Markus Sint, Klubobmann Liste Fritz (Mitte), fragt sich mit betroffenen Öffi-Nutzern, wo die angekündigten Verbesserungen im Tiroler Unterland bleiben.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Pendler aus dem Tiroler Unterland beklagen den Wegfall von Direktverbindungen und das Aus der Haltestelle Langkampfen. Sie fragen sich mit der Liste Fritz, wo die Verbesserungen bleiben. Laut VVT sei eine Änderung der Taktung abseits des regulären Fahrplanwechsels aber schwierig. 

BEZIRK KUFSTEIN, BEZIRK SCHWAZ. Seit 18 Jahren pendelt Gernot Gutternig von Fritzens/Wattens nach Wörgl. Dabei gab es im Rahmen der jährlichen Fahrplanwechsel des Verkehrsverbunds Tirol (VVT) selten große Veränderungen für den Wattener. Seit dem Wechsel vom 10. Dezember vergangenen Jahres ist dem aber nicht mehr so.

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Umstieg und volle Züge

Für Gutternig hat sich die Situation massiv verschlechtert. Er hat nun keine Direktverbindung mehr, muss vielmehr in Schwaz umsteigen und für den Anschluss warten. Ähnlich ergeht es dem ebenfalls aus Wattens stammenden Pendler Christian Holuschka. Seine Fahrzeit von Fritzens/Wattens bis Wörgl hat sich von 45 auf 75 Minuten verlängert.
Darüber hinaus sind die Züge in beiden Richtungen in der Früh voll. Der Bahnhof Wattens soll für rund 95 Millionen Euro ausgebaut werden, empfange dieser Tage aber "nur mehr S-Bahnen", beklagen die Pendler. Sie fragen sich, wofür der Bahnhof dann überhaupt umgebaut werde, haben aber auch beobachtet, dass nun weniger Wattener Pendler als früher gemeinsam mit ihnen mit dem Zug fahren – wohl weil sie wegen der negativen Änderung aufs Auto umgestiegen sein könnten. 

Der VVT-Fahrplanwechsel 2023 hat neben veränderten Abfahrtszeiten vor allem Beschwerden gebracht. | Foto: Barbara Fluckinger
  • Der VVT-Fahrplanwechsel 2023 hat neben veränderten Abfahrtszeiten vor allem Beschwerden gebracht.
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Langkampfen wieder anfahren

Eva Kleiber stört indes vor allem das Auflassen der Bahnhaltestelle Langkampfen. Die Langkampfenerin war früher selbst langjährige Pendlerin und bemüht sich seit Dezember darum, dass wieder Halte in Langkampfen stattfinden. Die Haltestelle wurde ja mit 10. Dezember aufgelassen (die REGIONALMEDIEN KUFSTEIN berichteten). Das Argument, dass bei einem zusätzlichen Halt in Langkampfen eine zehnminütige Wartezeit anfallen würde, ist für sie "nicht stichhaltig". Während der Bahnhof Kirchbichl ihrer Ansicht nach geschwächt wurde, hat Schaftenau indes eine Stärkung erfahren. Ihre Forderung: So rasch wie möglich ein bis zwei REX-Fahrten nach Kufstein wieder an der Haltestelle Langkampfen einzuführen. 
Kleiber hat zudem über 400 Unterschriften für den Erhalt der Haltestelle gesammelt und dieses Vorhaben im Vorhinein an Langkampfens Bürgermeister Andreas Ehrenstrasser herangetragen. Am Freitag will sie nun die Liste an den für Verkehr zuständigen Landesrat René Zumtobel, der Langkampfen im Zuge eines Gesprächstermins besucht, übergeben.  

Eva Kleiber aus Langkampfen fordert den Halt von ein oder zwei REX-Zügen Richtung Kufstein – zumindest in der Hauptverkehrszeit.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Eva Kleiber aus Langkampfen fordert den Halt von ein oder zwei REX-Zügen Richtung Kufstein – zumindest in der Hauptverkehrszeit.
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Liste Fritz pocht auf Verbesserungen

Dabei hat die schwarz-rote Landesregierung eine Überprüfung des geänderten Fahrplanes und rasche Verbesserungen versprochen, das auf Basis eines Liste Fritz-Dringlichkeitsantrages vom 1. Februar. Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint und Bezirkssprecherin Gabi Madersbacher sowie betroffene Pendler fragen sich nach knapp einem Monat nun, wo die versprochenen Verbesserungen bei den Öffi-Verbindungen bleiben. Begutachtet werden sollten vor allem die Direktverbindung von Fritzens/Wattens nach Wörgl, die Auflassung der Haltestelle Langkampfen und die Direktverbindung vom Brenner nach Hall in Tirol. 
"Das Angebot ist nicht so gut, wie Landesrat Zumtobel vorgibt, dass es wäre", sagt Madersbacher. Sie kritisiert auch die Argumentation, dass der Güterverkehr Vorrang gegenüber den Menschen hätte. Sint schlägt in die gleiche Kerbe: Man gebe Millionen an Steuergeldern für den öffentlichen Verkehr aus, dann müsse auch der öffentliche Verkehr für die Pendlerinnen und Pendler da sein.

"Die Verbindungen müssen so sein, dass sie denen, die sie brauchen, nutzen", betont LA Markus Sint.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • "Die Verbindungen müssen so sein, dass sie denen, die sie brauchen, nutzen", betont LA Markus Sint.
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"Die Verbindungen müssen so sein, dass sie denen, die sie brauchen, nutzen",

betont Sint. Mit der Prüfung im Landtag, wollte man seitens der Liste Fritz eine Verbesserung erreichen – das ursprünglich bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2024. SPÖ und ÖVP änderten den Antrag ab und wollten sogar eine schnellere Prüfung. "Jetzt ist ein Monat vergangen und ich habe nichts mehr gehört. (...) Was nicht geht ist, dass man dieses Problem jetzt auf die lange Bank schiebt", so Sint. Es nütze nichts, Fahrgast-Erhebungen zu machen, bei Fahrgästen, die nicht mehr da seien. 

Schnelle Änderung ist "schwierig"

Seitens des VVT und dem Büro des Landesrats René Zumtobel betont man, dass Änderungen im Fahrplan außerhalb des regulären Fahrplanwechsels äußerst schwierig umzusetzen seien. Das liege vor allem an der engen Trassenbelegung und der Anzahl an verfügbaren Zuggarnituren. 
Der VVT und das Büro von Zumtobel pochen zudem weiterhin auf – aus ihrer Sicht – erreichte Verbesserungen durch den jüngsten Fahrplanwechsel:  

"Der Entfall der REX-Halte in Fritzens-Wattens bringt Verbesserungen für viele PendlerInnen an anderen Bahnhaltestellen und es gibt für PendlerInnen in Fritzens-Wattens mit halbstündlichen S-Bahn-Verbindungen ins Ober- und Unterland weiterhin ein attraktives Bahnangebot."  

LR René Zumtobel kann die Kritik einer "Mogelpackung" hinsichtlich der schnelleren Unterlandverbindung nach dem jüngsten Fahrplanwechsel nicht nachvollziehen.  | Foto: Land Vorarlberg
  • LR René Zumtobel kann die Kritik einer "Mogelpackung" hinsichtlich der schnelleren Unterlandverbindung nach dem jüngsten Fahrplanwechsel nicht nachvollziehen.
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Den Vorwurf seitens der Wattener Pendler, dass die angepriesene schnelle Unterlandverbindung in Wahrheit eine „Mogelpackung“ sei, lässt Zumtobel nicht gelten. Dank einer geringeren Anzahl an Stopps konnten lange Fahrzeiten im Nahverkehr nach Innsbruck für Halte zwischen Jenbach und Kufstein stark verkürzt werden. Ein fixer Halbstundentakt von Innsbruck mit schnellen REX-Zügen bis nach Wörgl bedeute für viele eine deutliche Verbesserung. Die übrigen REX-Verbindungen von bzw. nach Fritzens-Wattens mussten wegen dem Bedarf nach einem stabilen Taktgebilde und sich "neu ergebende Rahmenbedingungen" gestrichen werden. Die Bahnstrecke sei in diesem Bereich durch die Fülle an Nahverkehrszügen, Fernverkehrszügen und dem Güterverkehr extrem eng belegt. 

Es wird Zeit für den neuen Bahnhof Fritzens-Wattens

Beim Umbau des Bahnhofs Fritzens-Wattens gehe es um mehr, so verweisen VVT und Land auf viele Verbesserungen für die Region durch das Projekt – auch abseits der Gleise, wie etwa durch die barrierefreie Gestaltung des Areals oder die sichere Zufahrt zum Bahnhof über den neuen Kreisverkehr. 

Neuer Zug und mehr Sitzplätze

Landesrat Zumtobel habe sich zudem für Verbesserungen hinsichtlich überfüllter Pendlerzüge im Unterland eingesetzt. Er verweist auf den zusätzlichen Zug, der ab 4. März auf der Strecke Kufstein – Innsbruck in der Früh eingetaktet wird (die REGIONALMEDIEN KUFSTEIN berichteten). Dank neuer Zuggarnituren sollen mit März täglich rund 1.400 Sitzplätze mehr auf der Unterinntalstrecke zur Verfügung stehen. 

Kritik wegen überfüllter Züge gab es nach dem Fahrplanwechsel im Dezember. Der VVT führt ab März einen zusätzlichen morgendlichen Zug ein. | Foto: Barbara Fluckinger
  • Kritik wegen überfüllter Züge gab es nach dem Fahrplanwechsel im Dezember. Der VVT führt ab März einen zusätzlichen morgendlichen Zug ein.
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Langkampfen: Mehr profitieren von Auflassung

Was die Auflassung der Haltestelle Langkampfen betrifft, wird weiterhin auf die dadurch erreichte kürzere Fahrzeit von bis zu 15 Minuten zwischen Innsbruck und Kufstein verwiesen. Damit könnten Anschlüsse zum Railjet und zum Nahverkehr nach Deutschland in Kufstein erreicht werden.

"Aufgrund des Ausbaus des Brenner Nordzulaufs besteht zudem die Notwendigkeit die Halte Langkampfen und Schaftenau mittelfristig durch eine neue Haltestelle zu ersetzen",

so VVT und LR Zumtobel. Die Anzahl derjenigen, die durch die Auflassung der Haltestelle Langkampfen profitieren würde jene der Ein- und Aussteiger an dieser Haltestelle um ein Vielfaches übersteigen. Entschieden wurde das übrigens in Abstimmung mit den Gemeinden und dem Regionalmanagement Kufstein. 

Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

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