Forsa-Umfrage: 94 Prozent im Tiroler Planungsgebiet wollen Bahn-Ausbau

Die überwiegende Mehrheit der Menschen im Raum Kufstein wünscht sich einen Ausbau der Bahn. Im Bild ein Portal der neuen Unterinntalbahn. | Foto: ÖBB/Pellizari
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  • Die überwiegende Mehrheit der Menschen im Raum Kufstein wünscht sich einen Ausbau der Bahn. Im Bild ein Portal der neuen Unterinntalbahn.
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BEZIRK (red). Eine große Mehrheit der Bevölkerung im Tiroler und bayerischen Inntal befürwortet den Ausbau der Bahn, das zeige eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Bahn (DB) und der ÖBB. Den Auftrag noch mehr darüber zu informieren, wollen DB und ÖBB ernst nehmen.

Wie denken die Menschen in der Region Kufstein - Rosenheim über die Planung einer zusätzlichen Bahnstrecke im Inntal? Diese und weitere Fragen haben Meinungsforscher im Auftrag von Deutscher Bahn und ÖBB untersucht. Das Ergebnis: 78 Prozent - und damit eine große Mehrheit - sieht im Bahnprojekt "Brenner-Nordzulauf" einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Verkehrsprobleme. “Wir fühlen uns bestätigt. Denn diese Einstellung begegnet uns in vielen Veranstaltungen und Kontakten mit den Menschen in der Region,“ so Torsten Gruber, DB Projektleiter.

94 Prozent wünschen sich Ausbau der Bahn

Das deutsche Meinungsforschungsinstitut Forsa aus Berlin hat von Mai bis Mitte Juni einen repräsentativen Querschnitt der Menschen im Projektgebiet rund um Rosenheim und im bayerischen sowie angrenzenden Tiroler Inntal befragt. Bereits acht von zehn Personen (83 Prozent) haben vom laufenden Planungsprojekt von DB und ÖBB im Bereich Rosenheim – Kufstein gehört. Martin Gradnitzer, ÖBB-Projektleiter: „Im österreichischen Teil des Bahn-Planungsraumes wünschen sich sogar 94 Prozent der befragten Personen einen Ausbau der Eisenbahn. Das Projekt 'Brenner-Nordzulauf' ist wichtig für die Region.“
Besonders ärgerlich ist für 84 Prozent der Bewohner der Lkw-Verkehr mit seinen Belastungen. Das Interesse an den Bahn-Planungen und der Frage, wo eine künftige Strecke entlangführen soll, ist groß, fast zwei Drittel der Menschen in der Region geben dies an. 57 Prozent haben sich bereits eine Meinung dazu gebildet.

Viele  wünschen sich zusätzliche Informationen zu den Planungen für ein drittes und viertes Gleis im Inntal, mehr als zwei Drittel der Befragten gaben dies an. „Für uns Ansporn und Auftrag gleichermaßen. Wir müssen unsere vorhandenen Informationswege noch ausweiten und werden neben Homepage, Infobüro in Rosenheim und Bürgerbeteiligung auch weitere Wege zu den Menschen suchen“, so Torsten Gruber. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die aktuell laufende Info-Kampagne mit 15 Veranstaltungen. Nächste Termine für Planausstellungen in der unmittelbaren Grenzregion sind in den bayerischen Gemeinden Raubling (10. Juli) und Flintsbach (12. Juli).

Zur Forsa-Umfrage für DB & ÖBB

Anhand eines strukturierten Fragebogens wurden vom Meinungsforschungsinstitut Telefoninterviews mit 1.501 Befragten, allesamt über 18 Jahre alt und im Planungsgebiet Kufstein-Rosenheim zu hause, zwischen 11. Mai und 8. Juni durchgeführt. 1.294 Interviews mit Befragten aus Deutschland und 207 mit Österreichern. 36 Prozent gaben an "eher wenig" bis "nicht" an der Diskussion um die Zulaufstrecke interessiert zu sein, zwei Prozent der in Österreich befragten sind grundsätzlich gegen den Ausbau. 96 Prozent aller Befragten ist es wichtig, dass die Lärmbelastung möglichst gering bleibt, 92 Prozent sorgen sich um Arten- und Naturschutz und 90 Prozent um die Naherholungsgebiete der Region. 95 Prozent aller Befragten ist der Bürgerdialog im Rahmen der Planungen ein Anliegen, 91 Prozent sehen den Gütertransport auf der Schiene als "wesentlich umweltfreundlicher" als auf der Straße.

Morsbacher gegen oberirdische Trasse

Nicht nur die Gemeindeführung, auch der Ortsausschuss von Morsbach wurden durch die Veröffentlichung des aktuellen Planungsstandes mit einer möglichen offenen Trassenführung für die Brennerzulaufstrecke im Kufsteiner Ortsteil Morsbach aufgeschreckt. Die Mitglieder des Ortsausschusses haben sich daher in einem Schreiben vom 1. Juli  an den Bürgermeister gewandt, das der Ortsvorsteher von Morsbach, Josef Wagner, am Dienstag dem Bürgermeister übergeben hat.
Der Ortsausschuss stellt fest, dass eine Trassenführung durch Morsbach entlang der Inntalautobahn, parallel zur 110KV Freileitung und TAL Öl-und Gasleitung für die schon äußerst angespannte Raumsituation einen weiteren, noch nie dagewesenen Flächenverbrauch darstelle. Auch durch die zehnjährige Bauzeit befürchtet man einen herben Verlust an Lebensqualität, die eine klare Diskriminierung der Morsbacher, Hippbichler und Zeller darstelle.
Der Ortsauschuss trat daher an die Gemeinde mit dem Anliegen heran, die Position der Morsbacher klar und unmissverständlich kundzutun und vertreten. Für die Anrainer von Morsbach, Hippbichl und Zell sind weder eine offene noch unterirdische Trassenführung gemäß dem aktuellen Planungsstand vom Juni 2018 akzeptabel! Ausgehend davon, dass der zunehmende Güterverkehr weiterhin durch Kufstein rollen werde, müsse für die lärmgeplagte Zeller Bevölkerung auf der Bestandsstrecke eine Einhausung gefordert werden, die steigende Frequenz der Güterzüge habe einen direkten Einfluss auf die Lärmbelastung.

Bgm Krumschnabel wurde daher ersucht, auch bei Landeshauptmann Günther Platter die prekäre Situation für die Kufsteiner aufzuzeigen. Es könne nicht sein, so der Ortsausschuss, dass der politische Wille – der das Ziel und die Rahmenbedingungen für den Trassenkorridor definiert hat, von Technokraten der ÖBB und DB unterlaufen bzw. aus Kostengründen ausgehebelt werde.
Der Bürgermeister versicherte, dass er sich "selbstverständlich massiv für die Interessen der betroffenen Bevölkerung einsetzen und ebenso eine offene Trassenführung ablehnen werde. Krumschnabel verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass gerade die Kufsteiner ohnehin durch Transitverkehr, die Bestandsstrecke der Bahn und den Vignettenausweichverkehr massiv von Verkehrsproblemen belastet werden und nunmehr "endlich bei einem zukunftsweisenden Projekt auch das Interesse der Kufsteiner Bevölkerung berücksichtigt werden muss". Kostengründe können unmöglich dafür ins Treffen geführt werden, die Bevölkerung von Kufstein noch mehr zu belasten, stelle eine Zumutung für die betroffenen Anrainer dar!
Krumschnabel brachte diese Resolution des Ortsausschusses am 4. Juli auch dem Gemeinderat zur Kenntnis und übergab sie LH Platter am Freitag, dem 6. Juli im Rahmen des "Euregio"-Gipfels an der Kufsteiner FH.

Information zur grenzüberschreitenden Planung

Besonders intensiv genutzt ist die Website des Planungsprojektes. Unter www.brennernordzulauf.eu sowie auf infrastruktur.oebb.at sind alle laufenden Entwicklungen im Planungsraum sowie an der Eisenbahnachse Brenner zwischen München und Verona dokumentiert. Planunterlagen, Infobroschüren, Hintergrundmaterialien und alle Besprechungsprotokolle der Gremien sind öffentlich einsehbar.
In der Rosenheimer Salinstraße präsentieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DBund ÖBB persönlich das Projekt und stehen jeweils Dienstag und Mittwoch nachmittags von 12 bis 18 Uhr für Gespräche zur Verfügung. Besonders positiv seien die Rückmeldungen zur derzeit laufenden Serie an Informationsveranstaltungen. Aus Anlass der Präsentation der Grobtrassen werden derzeit Ausstellungen des Planungsstandes durchgeführt, Hunderte nahmen dieses Angebot bereits wahr.

Die überwiegende Mehrheit der Menschen im Raum Kufstein wünscht sich einen Ausbau der Bahn. Im Bild ein Portal der neuen Unterinntalbahn. | Foto: ÖBB/Pellizari
Bgm. Martin Krumschnabel und Josef Wagner (li), Ortsvorsteher von Morsbach, bei der Übergabe des Schreibens im Kufsteiner Rathaus. | Foto: Stadt Kufstein
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