Dritte Piste, Donaubrücke, Westbahn: Die Odyssee der Verfahren in Niederösterreich
Zeitreise: Behördenverfahren können Projekte um Jahrzehnte verzögern. Oft zum Nachteil großer Teile der Bevölkerung.
Das juristische Tauziehen um die dritte Piste am Flughafen geht weiter. Nachdem der Verwaltungsgerichtshof im Vorjahr den Bau abgelehnt hatte, entschied er in einer Berufungsverhandlung nun genau umgekehrt und gab grünes Licht für das Projekt.
Gegner des Ausbaus haben bereits angekündigt, gegen das neue Urteil abermals zu berufen. Die juristische Auseinandersetzung kann noch Jahre dauern und sich bis zum EUGH ziehen, vorher ist ein Baubeginn nicht möglich. Der Fall ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Infrastrukturprojekte wegen Genehmigungsverfahren oft jahrzehntelang aufschieben lassen. Wir haben drei prominente Beispiele aus Niederösterreich unter die Lupe genommen.
Die Donaubrücke in Traismauer
Seit Oktober 2010 ist die Verbindung vom Westen in den Norden Wiens in Betrieb. Vor Baubeginn zog sich das Verfahren über sieben Jahre. Zahlreiche Auflagen wie Stelzenbrücken statt Dämme waren nötig, weil Teile der Zufahrt durch Natura-2000-Gebiete verlaufen. Die Brücke brachte aber auch Umweltvorteile. Täglich fahren dort rund 20.000 Fahrzeuge - diese ersparen sich rund 15 Kilometer, weil sie nicht über Krems fahren müssen. Das entspricht 300.000 Kilometer weniger Verkehr pro Tag. Auch die Gemeinden an der Ausweichroute B19 wurden vom Transitverkehr entlastet.
Die Nordautobahn A5
Das erste Teilstück bis Schrick ist seit Anfang 2010, das zweite Teilstück bis Poysbrunn seit Dezember 2017 in Betrieb. Das Verfahren vor Baubeginn dauerte 14 Jahre. Anrainer fürchteten Lärm- und Umweltbelastungen durch den Transitverkehr. Auch hier kam es seit der Eröffnung aber auch zu Entlastungen. Vor Inbetriebnahme der A5 fuhren in den Ortsdurchfahrten Wolkersdorf, Gaweinstal, Kollnbrunn, Poysdorf bis zu mehr als 20.000 KFZ pro Tag. Seit der Inbetriebnahme gibt es eine massive Verkehrsentlastung um mindestens 60 Prozent.
Die neue Westbahnstrecke
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke durchs Tullnerfeld wurde 2012 in Betrieb genommen. Das Genehmigungsverfahren dauerte 14 Jahre. Anrainer befürchteten etwa eine "Verkehrshölle" durch das Perschlingtal. Die Trasse wurde deswegen in weiten Teilen unterirdisch geplant oder mit Lärmschutz versehen. Die Umweltverbesserungen durch die Strecke sind enorm. Die Reisezeit zwischen dem Wiener Westbahnhof und St. Pölten hat sich damit von 41 auf 25 Minuten verkürzt, was zu stark steigenden Zug-Pendlerzahlen führte. Der Flughafen Wien ist aus dem Westen nun blitzschnell erreichbar, viele Reisende steigen deshalb am Weg in den Urlaub oder zu Geschäftsterminen vom Auto auf den Zug um.
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