Wiener Linien schicken Securitys zur U6: Noch keine Hunde, auch keine Waffen
30 Mitarbeiter der Wiener Linien und acht Securitys sind ab sofort an den Drogenhandel-Hotspots im Einsatz.
WIEN. Die Meldung hatte bereits im Vorfeld mediale Wellen geschlagen: Die Wiener Linien wollen Mitarbeiter einer privaten Security-Firma mit Drogenspürhunden auf Streife schicken, hieß es. Ganz so ist es nicht, stellte sich bei Präsentation der neuen Sicherheitsmaßnahmen der Wiener Linien heraus: Es gehe nicht darum, Polizeiarbeit zu übernehmen, betont die für die Wiener Linien zuständige Stadrätin Ulli Sima (SP). Zwar werden 30 Angestellte der Wiener Linien und acht Mitarbeiter der Security-Firma Securitas ab sofort im Einsatz sein. Sie sollen aber vor allem dafür sorgen, dass die Hausordnung des Öffi-Betriebs eingehalten wird.
"Durch den Drogenhandel in und um die U6-Stationen kommt es oft zu großen Personenansammlungen im U-Bahn-Bereich. Es geht uns darum, den Weg zu den Zügen freizuhalten und das Fortkommen der Fahrgäste zu gewährleisten", sagt Sima. "Es gab schon solche Drängereien auf den Stationen, dass die Fahrgäste gesagt haben wir kommen nicht mehr durch", bestätigt Wiener Linien-Geschäftsführer Eduard Winter. Die Sicherheitsmitarbeiter können also Personen des Stationsgebäudes verweisen oder auf die Einhaltung des Rauchverbots achten, sowie im Bedarfsfall die Polizei informieren. "Es geht auch um das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste", sagt Sima.
Noch keine Hunde
Das Einsatzgebiet der neuen Truppe ist an den bekannten Hotspots für den Drogenhandel entlang der U6, also etwa im Bereich Handelskai bis Burggasse. Auch in den Zügen wird sie präsent sein, außerdem am Praterstern. Sollte sich die Suchtmittelszene daraufhin verlagern, werde man die Strategie anpassen.
Dass der Einsatz einer privaten Sicherheitsfirma notwendig sei, erklärt Winter mit dem anderen Auftreten und der anderen Ausbildung der Security-Mitarbeiter. "Sie dürfen das Gleiche, können es aber anders durchsetzen als unsere Mitarbeiter", sagt er. Sie werden keine Waffe tragen, "vielleicht einen Schlagstock, aber keine Waffe im eigentlichen Sinn." Auch Hunde werden (anders als vorab von manchen Medien berichtet) zunächst nicht im Einsatz sein. "Das müssen wir uns noch anschauen, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Es handelt sich aber nicht um Drogensuchhunde, sondern sie sollen deeskalierend wirken", sagt Sima.
Warten auf Gesetzesnovelle
Polizeipräsident Gerhard Pürstl hofft, dass sich die Situation rund um den Drogenhandel mit der Novelle des Suchtmittelgesetzes, die im Juni in Kraft treten könnte, wieder entspannen wird. Ein wichtiger Grund für die derzeitige Eskalation ist ja eine Änderung im Gesetz seit Jahresbeginn, die Verhaftungen von Dealern schwieriger macht. Das führt zu einem Blühen des Drogenhandels, sagt Pürstl: "Wir haben es mit einem Überhang von Dealern und eher wenigen Abnehmern zu tun. Daruf folgt dann natürlich ein Kampf um Kunden und die besten Plätze, und daraus entsteht Aggression".
Die Polizei führt bereits Schwerpunktaktionen rund um die Hotspots durch, vergangenen Woche in Ottakring und nächste in Hernals. "Es sind täglich bis zu 100 Polizisten in U-Bahnen und Stationen unterwegs, die im vergangenen Jahr 1.800 Festnahmen und 3.500 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz durchgeführt haben."
Hintergrund
Lokalaugenschein:Der Drogenhandel an der U6 boomt
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