2. März 2016: Einmal Armut, bitte. Aber nur zum Spaß.
„Ich bin nicht arm. Ich spiele auch nicht arm.“ Das sagt Joachim Kovacs, der Landessprecher der Wiener Grünen. Warum er das sagt? Weil er jetzt einen Monat lang arm spielt.
Und so funktioniert's: Er lebt in den kommenden vier Wochen von 7,50 Euro pro Tag. Das ist die Summe, die ein Bezieher der Mindestsicherung am Tag ausgeben kann. Die Voraussetzungen sind dennoch andere: Kovacs muss sich keine großen Sorgen um außerplanmäßige Ausgaben machen. Dass, innerhalb der nächsten vier Wochen, in seiner Wohnung eine Reparatur ansteht oder etwas Wichtiges angeschafft werden muss, ist relativ unwahrscheinlich. Und wenn doch, wird er einfach im April bezahlen.
Auch Kleidung wird er sich wohl keine neue anschaffen müssen. Bis März wird sein Hab und Gut wahrscheinlich intakt bleiben. Und zwar vom Anzug bis zum Stirnband. Viel mehr als ein bisschen arm spielen - natürlich medienwirksam - ist es also wirklich nicht.
Was Kovacs dafür ein bisschen traurig macht, ist, dass er alleine spielen muss. Eigentlich wollte sich der Tennislehrer nämlich mit Gernot Blümel von der ÖVP ein Armuts-Match liefern. Der will aber nicht. Der will lieber eine Mindestsicherungs-Reform durchsetzen. Und, laut Kovacs, allen „das letzte Hemd nehmen“.
Blümels Reformvorschlag wird aber ohnehin im rot-grünen Wien keine Mehrheiten finden – egal, ob Kovacs am Abend teuren Gin Tonic oder Leitungswasser trinkt. Und damit ist keiner der Gewinner in diesem Spiel. Die ÖVP nicht. Weil es zu keiner Änderung kommt. Die Grünen nicht. Weil es zu keiner Verbesserung kommt. Die Bezieher der Mindestsicherung schon gar nicht.
Höchstens Joachim Kovacs. Weil er ab April wieder genug Geld hat. Und viel in den Medien war. Gut gespielt also. Fragt sich nur, ob das ein Sieg ist, auf den man stolz sein kann.
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