Schwierige Nachbesetzung
Arzt verlässt Mitte März Pians – Nachfolger wird gesucht

Der Pianner Bürgermeister Harald Bonelli (re.) dankt Sprengelarzt Richard Antwi für sein Engagement. | Foto: Othmar Kolp
4Bilder
  • Der Pianner Bürgermeister Harald Bonelli (re.) dankt Sprengelarzt Richard Antwi für sein Engagement.
  • Foto: Othmar Kolp
  • hochgeladen von Othmar Kolp

PIANS (otko). Der Allgemeinmediziner und Sprengelarzt Richard Antwi verlässt Mitte März Pians aus privaten Gründen. Bgm. Harald Bonelli kritisiert die (Gesundheits-) Politik.

Pendlerei ist zu aufwendig

Die Nachricht schlug vergangenen Woche wie eine Bombe bei der Bevölkerung in den Gemeinden Pians, Grins, Tobadill und Strengen ein. Der beliebte Allgemeinmediziner und Sprengelarzt Richard Antwi verlässt am 16. März Pians. Seit Mai 2014 führt der aus Ghana stammende Allgemeinmediziner die Ordination in Pians. Zuvor war die Arztpraxis nach der Pensionierung seines Vorgängers monatelang verwaist. Allerdings war es aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht mehr möglich, die Hausapotheke weiterzuführen.

"1990 bekam ich die Möglichkeit, Medizin in Innsbruck zu studieren und habe dort auch meine Frau kennengelernt. Seit 1999 bin ich österreichischer Staatsbürger",

erklärte damals Antwi. Seinen Turnus hat der Vater von zwei Kindern in Innsbruck und Dornbirn absolviert. Jetzt verlässt er Pians aus privaten bzw. familiären Gründen. Die ganze Pendlerei sei einfach zu zeitaufwendig.

Maria und Richard Antwi: Der neue Pianner Arzt eröffnete seine Praxis am 2. Mai 2014. Nun verlässt er aus privaten bzw. familiären Gründen Mitte März 2022 wieder die Gemeinde. | Foto: Othmar Kolp
  • Maria und Richard Antwi: Der neue Pianner Arzt eröffnete seine Praxis am 2. Mai 2014. Nun verlässt er aus privaten bzw. familiären Gründen Mitte März 2022 wieder die Gemeinde.
  • Foto: Othmar Kolp
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Schwierige Nachbesetzung

In der Bezirkshauptstadt Landeck ist bereits seit Monaten eine Kassenstelle für einen Allgemeinmediziner ausgeschrieben und bis dato unbesetzt.

"Wir wissen auch erst seit ein paar Tagen, dass Dr. Antwi Pians verlässt. Wir werden die Stelle umgehend ausschreiben, wobei eine Nachbesetzung eher schwierig werden dürfte",

betont Günter Atzl, Direktor der Ärztekammer für Tirol. Nach der Stellenbesetzung habe trotz der Bemühungen auch das Thema Hausapotheke keinen mehr interessiert.

Die Kassenarztstelle in Pians wird neu ausgeschrieben. Die Nachbesetzung dürfte schwierig werden. | Foto: Othmar Kolp
  • Die Kassenarztstelle in Pians wird neu ausgeschrieben. Die Nachbesetzung dürfte schwierig werden.
  • Foto: Othmar Kolp
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Ähnlich sieht es auch Bezirksärztesprecher Peter Obrist:

"Wir bemühen und eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger zu finden. Es nützt jetzt nichts in eine Depression zu verfallen und wir müssen schauen, dass wir es stemmen können. Gleichzeitig müssen wir auch an einer größeren Lösung für den Bezirk arbeiten. Ein Primärversorgungszentrum ist hier sicher ein Thema. Ich bin positiv gestimmt, dass wir hier eine Lösung aufbauen können."

Beim Thema Hausapotheke müsse man abwarten, was politisch herauskommt.

Der Pianner Bürgermeister Harald Bonelli (re.) dankt Sprengelarzt Richard Antwi für sein Engagement. | Foto: Othmar Kolp
  • Der Pianner Bürgermeister Harald Bonelli (re.) dankt Sprengelarzt Richard Antwi für sein Engagement.
  • Foto: Othmar Kolp
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Akuter Handlungsbedarf

Verständnis für die Kündigung von Allgemeinmediziner Antwi zeigt der Pianner Bgm. Harald Bonelli:

"Er geht aus privaten Gründen, seine Entscheidung ist zu respektieren. Es tut mir aber persönlich Leid, denn er hat eine sehr gute Arbeit geleistet. Neben den PatientInnen stehen nun auch die Angestellten auf der Straße. Für sein Engagement und seinen großen Einsatz werde ich mich bei ihm noch persönlich bedanken."

In Sachen Nachbesetzung und Hausapotheke gibt sich der Dorfchef inzwischen keinen Illusionen mehr hin. "Wenn sich die Gemeinde nicht engagiert, dann passiert auch nichts. Dafür gibt es genügend Beispiele im Talkessel. Auch in Sachen Sprengelarzt müssen die Verbandsgemeinden selber etwas auf die Füße stellen." Der Verbandsobmann verweist auch darauf, dass das Wohn- und Pflegeheim in Grins jetzt ohne Doktor dasteht.

Das Thema Hausapotheke sorgte in Pians für Diskussionen. | Foto: Othmar Kolp
  • Das Thema Hausapotheke sorgte in Pians für Diskussionen.
  • Foto: Othmar Kolp
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Gekämpft hat die Gemeinde und die Region auch für eine Hausapotheke.

"Als Gemeinde können wir die Gesetze auf Bundesebene nicht ändern. Wir haben alles getan, Gutachten gemacht und unsere Petition an die Tiroler Nationalräte geschickt – passiert ist in Wien aber nichts. Grundsätzlich läuft in der Gesundheitspolitik seit Jahren etwas falsch und den letzten beißen die Hunde – in dem Fall sind es nicht die Gemeinden, sondern die PatientInnen."

Vor 30 Jahren sei man in der Gemeinde besser versorgt gewesen, was ein Armutszeugnis der (Bundes-) Politik sei. In der Corona-Pandemie werde Unmengen an Geld ausgegeben und in der Grundversorgung fehle dieses. Auch das angepriesene Primärversorgungszentrum sieht Dorfchef Bonelli kritisch: "Wenn das so toll wäre, dann hätten wir es schon längst da."

Muss der Beruf einen Kassen- bzw. Landarztes attraktiver gemacht werden?
Dieser Inhalt kann nicht angezeigt werden.


Pians: Fehlende Hausapotheke sorgt für Ärger


Mehr News aus dem Bezirk Landeck: Nachrichten Bezirk Landeck

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.