Bauernbund Sommergespräch in Ladis
Klares Bekenntnis zur flächendeckenden Landwirtschaft

Sommergespräch in Ladis: Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl, Familie Hans und Magdalena Pittl mit ihren Kindern, BM Elisabeth Köstinger, Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler (vl.). | Foto: Tiroler Bauernbund
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LADIS. Beim Bauernbund Sommergespräch beim Gasslbauer in Ladis wurden Herausforderungen und Themen der Zukunft diskutiert.

Unter Einhaltung der geltenden COVID-19 Bestimmungen fand am Freitag, 28. August, das sehr gut besuchte Sommergespräch des Tiroler Bauernbundes beim Gasslbauer der Familie Pittl in Ladis statt. Der Meisterbetrieb Gasslbauer in Ladis setzt auf Grauviehzucht, Milchwirtschaft und Direktvermarktung. Der Betrieb wird vom neugewählten Obmann des Tiroler Grauviehzuchtverbandes, Hans Pittl, und seiner Frau Magdalena geführt. Im 2018 neu gebauten Laufstall stehen 30 Stück Grauvieh, davon 16 Milchkühe. Die 25 Hektar des Betriebes verteilen sich auf rund 70 Feldstücke in Ladis, Fiss und Serfaus. Die Milch wird großteils selbst verarbeitet und über den „Regiomat“ bzw. in der Gastronomie direkt vermarktet. Die Familie Pittl betreibt außerdem einen Beherbergungsbetrieb in Serfaus.

Diskussion über Zukunftsthemen

Die Herausforderungen sind vielfältig: Die Themen reichten von der Herkunftskennzeichnung über die Absicherung der heimischen Almwirtschaft bis hin zur Rückkehr des Beutegreifers Wolf, der gerade den Bauern des Tiroler Oberlandes in den letzten Tagen und Wochen einen großen Leidensdruck bereitet. Diskutiert wurde bis spät in die Nacht. Bauernbundobmann Geisler: „Der kritische Austausch ist ein Motor des Bauernbundes. Nur wenn wir Themen hinterfragen und gemeinsam anpacken, bleiben wir als Bauern auf allen Ebenen stark und durchschlagekräftig."

Bekenntnis zur flächendeckenden Landwirtschaft

„Die Coronavirus Krise hat eines ganz klar gezeigt. Die Landwirtschaft ist systemrelevant“, erklärt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger im Rahmen der Sommergespräche des Tiroler Bauernbundes. Die Landwirtschaft war und ist von der Corona Krise nach wie vor betroffen. Einerseits der Lockdown im Tourismus und andererseits die schwierige Situation auf den Märkten setzte den bäuerlichen Familienbetrieben zu. „Wir stehen als Bundesregierung hinter unseren Bäuerinnen und Bauern, daher haben wir rasch reagiert. Neben den Sofortmaßnahmen haben wir das größte Entlastungs- und Investitionspaket mit einem Volumen von 400 Mio. Euro auf den Weg gebracht. Die steuerlichen Entlastungen für die Landwirtschaft werden mit 50 Mio. Euro bereits rückwirkend mit 1.1.2020 in Kraft treten. Damit setzten wir Jahrzehnte lange Forderungen um“, erklärte Köstinger und ergänzt: „Das Paket runden der Kinderbonus in der Höhe von 360 Euro je Kind und die Investitionsprämie auch für bäuerliche Familienbetriebe ab. Die Prämie von 7 bis 14 Prozent der Investitionskosten wird nicht nur ein wichtiger Motor für die Landwirtschaft, sondern für den gesamten ländlichen Raum sein. Damit können Investitionen, vom Neubau einer Halle, eines Stallgebäudes, bishin zum Biomasse-Heizwerk oder PV-Anlagen auf Stalldächern gefördert werden. Und zwar zusätzlich zu anderen Förderinstrumenten.“

Sommergespräch in Ladis: Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl, Familie Hans und Magdalena Pittl mit ihren Kindern, BM Elisabeth Köstinger, Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler (vl.). | Foto: Tiroler Bauernbund
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Stärkung regionaler Produktion

Einen Fokus wird die Landwirtschaftsministerin auch auf die Stärkung regionaler Lebensmittelproduktion setzen, um gestärkt aus der Krise zu gelangen. 2,5 Millionen Personen essen täglich außer Haus und 500.000 Portionen werden täglich in der Gemeinschaftsverpflegung verabreicht. In diesem Bereich sieht die Ministerin großes Potential: „Es gibt überhaupt keinen Grund, warum öffentliche Dienststellen nicht viel stärker auf regionale Lebensmittel setzen sollten. Wir müssen da mit gutem Beispiel voran gehen, von der Polizei, übers Bundesheer bis hin zu Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten. . Gemeinsam mit den Ländern haben wir dazu ein Projekt initiiert . Es muss der Vergangenheit angehören, dass wir Butter oder Fleisch aus anderen Ländern in unseren öffentlichen Großküchen verarbeiten.“
Abschließend ging die Ministerin noch auf die notwendigen Rahmenbedingungen seitens der EU Kommission ein. „Bundeskanzler Sebastian Kurz hat für die Landwirtschaft einen Meilenstein in der österreichischen Agrarpolitik erreicht. Mit 35 Mio. Euro wird das Agrarbudget für Österreich erstmals seit vielen Jahren steigen, ursprünglich hatte die EU eine Kürzung um 770 Mio. Euro für Österreich vorgesehen, das konnten wir in einem Verhandlungsmarathon abwenden. Damit geben wir unseren Bäuerinnen und Bauern Sicherheit. Genau die gleiche Sicherheit fordere ich auch beim Umgang mit den Wölfen von der EU Kommission ein. Wir brauchen klare und praktikable Regelungen, um Alm- und Weidewirtschaft auch in Zukunft möglich zu machen“, appelliert Bundesministerin Elisabeth Köstinger.

Hechenberger und Monz zum Wolfsmanagement

Nachdem in diesem Jahr bereits die Tiere von 15 Almen frühzeitig ins Tal abgetrieben werden mussten, appellierten Bezirksbauernobmann und LK-Präsident Hechenberger gemeinsam mit allen Anwesenden. „Wir haben in Tirol heuer bereits flächendeckend Risse zu beklagen. Und das, obwohl es noch kein angesiedeltes Rudel gibt. Alle Almen wolfssicher zu machen ist eine Utopie. Wenn wir den Fortbestand der Alm- und Weidewirtschaft erhalten wollen, muss ein praktikables Wolfsmanagement her, das die Entnahme von Problemtieren ermöglicht.“ Auf Hechenbergers Initiative wurde erst kürzlich der Verein almohnewolf.at gegründet. „Nur mit Schulterschlüssen und möglichst vielen Mitstreitern werden wir in dieser Sache voran kommen.“

Herkunftskennzeichnung: Wunsch der Bevölkerung

Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler forderten gerade in Zeiten von Corona und dem damit einhergehenden gesteigerten Bewusstsein für Regionalität, Nachhaltigkeit und Selbstversorgung eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Gesundheitsminister Anschober ein. „Wir haben dazu bereits zu Sommerbeginn eine große Bauernbund-Plakataktion gestartet, jetzt geht es darum, dass unsere Konsumenten in Zukunft noch mehr Klarheit haben, wenn sie beispielsweise Eigenmarken im Supermarkt kaufen, oder verarbeitete Speisen in Mensen und Kantinen essen“, so Geisler. „Wir haben in Tirol bereits Gastronomen, die sich dem Projekt „Bewusst Tirol“ angeschlossen haben und freiwillig angeben, woher sie ihre Produkte beziehen.“ Neben zahlreichen Initiativen, die während der Corona-Krise bereits im landwirtschaftlichen Bereich gesetzt wurden liegt Geisler besonders die Absicherung der heimischen Almen am Herzen: „Mit rund 2.100 bäuerlich bewirtschafteten Almen ist Tirol das Almenland Nummer 1 in Österreich. Bei annähernd gleichbleibender Zahl aufgetriebener Rinder ist die Anzahl der Milchkühe auf den Tiroler Almen um fast zehn Prozent zurückgegangen. Die Anzahl kleinerer Milchalmen mit bis zu 20 Milchkühen hat sich sogar fast halbiert. Deswegen war es mir wichtig eine neue Förderung für Milchkühe auf unseren Almen zu erarbeiten, die wir gemeinsam mit LH Günther Platter vergangene Woche präsentieren konnten.“

Raggl: Nur ein stark verwurzelter Bund ist ein guter Bund

Darüber hinaus wies Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl die anwesenden Bauernbündler auf die bevorstehenden Urwahlen im Herbst hin: „Es ist wichtig, dass wir bei den Neuwahlen im Herbst unsere Weichen für die bevorstehende Periode richtig stellen. Der Bauernbund ist nur dann ein guter Bund, wenn wir auf allen Ebenen starke Vertreter aus den eigenen Reihen aufstellen können und die Wurzel des Bauernbundes ist nun einmal in den einzelnen Ortsgruppen, direkt bei unseren Mitgliedern“, so Raggl.

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