Pfarrmuseum Serfaus
Nach dem Tod gepfählt – eine europaweit einzigartige Bestattung aus dem 10. Jahrhundert

Die gepfählte Bestattung von Molzbichl (10. Jh.).
 | Foto: Museum Carantana/H. Weichselbraun
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  • Die gepfählte Bestattung von Molzbichl (10. Jh.).
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SERFAUS. Im Pfarrmuseum Serfaus referierte der renommierte Experte Kurt Krapf über seinen jüngsten Fund.

Großes Interesse

Der Vortrag von Dr. Kurt Karpf veranlasste so manchen Fachmann den Weg aufs Sonnenplateau zu nehmen. Anton Mattle, Erster Vizepräsident des Tiroler Landtags, Bürgermeister von Galtür und Mag. Paul Greiter, Bürgermeister von Serfaus, gaben der Veranstaltung die Ehre durch ihre Grußworte. Bgm. Greiter freute sich mit dem Museumsteam über das hochkarätige Publikum: „Als Vertreter der Gemeinde Serfaus kann ich mit Stolz behaupten, dass wir hier ein Museum von überregionaler Bedeutung haben.“ Toni Mattle nahm seine Doppelfunktion als Politiker und Museumsleiter des Alpinariums wahr und bot eine inhaltliche Einführung. Unter den Teilnehmern verzeichneten die Veranstalter sogar den Leiter der archäologischen Forschung in der UNESCO-Welterbestätte Kloster Müstair/CH, Prof. Dr. Jürg Goll. Auch Hermann Klapeer, Präsident des Vereins Altfinstermünz und Altbürgermeister von Nauders befand sich unter den Zuhörern. Gut vertreten war die hiesige Museumswelt durch die Museumsleiter von Schloss Landeck, Heimatmuseum Pfunds, Festung Nauders u.a. Auch Vorstandsmitglieder des Fisser Museumsvereins S'Paules und S'Seppls Haus besuchten die Veranstaltung in ihrem Nachbarort. Angesichts der Anwesenheit so vieler Kulturfachleute entwickelte sich im Anschluss an den Vortrag eine rege, interessante Diskussion.

Die gepfählte Tote aus dem Frühmittelalter

Dem international renommierten Archäologen Kurt Karpf gilt für den Vortrag über seinen jüngsten Fund der besondere Dank des Museumsteams. Schließlich ist Serfaus erst der zweite Ort, an dem der in Kärnten lebende Forscher und Direktor des Stadtmuseums Villach, seine Entdeckung präsentiert. „Wir freuen uns, dass wir den renommierten Wissenschaftler Dr. Kurt Karpf als Referenten gewinnen konnten“, kommentieren Museumsleiterin Sylvia Mader und das Team des Pfarrmuseums Serfaus. Erstmals sprach Kurt Karpf über die gepfählte Tote aus dem Frühmittelalter in der Ortschaft, in der die Grabung stattfand: Molzbichl bei Spittal an der Drau, Kärnten. Dort ist die Bestattung im Museum Carantana seit dem Tag des Denkmals (29.September 2019) ausgestellt.
Über die Tote weiß der Wissenschaftler Karpf erstaunlich viel – sogar, welche Augenfarbe sie hatte, wie alt sie war, dass sie niemals schwer gearbeitet hat und doch keiner höheren Gesellschaftsschicht entstammt und noch vieles mehr. Europaweit wurden die besten Institute mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Detailuntersuchungen beauftragt. Daraus ergibt sich ein gutes Gesamtbild von dieser Frau. Warum man ihr nach dem Tod, als sie bereits ins Grab gelegt war, einen Pfahl durch die Brust rammte? (an dem Loch in der Bildmitte erkennbar) Wohl um ganz sicher zu sein, dass sie nicht wiederkomme. Die Vorstellung von Wiedergängern war im Mittelalter sehr verbreitet. Teilweise hielt sie sich bis ins 20. Jahrhundert.

„Heilerin vom Gurgltal“

Letztlich gehört auch die sogenannte „Heilerin vom Gurgltal“ dazu (ausgestellt in einem separaten Museumsraum der Knappenwelt, Tarrenz). Die Personen, deren Wiederkommen man fürchtete wurden bäuchlings bestattet oder gepfählt. Ausgrabungen von gepfählten Bestattungen sind europaweit dokumentiert, wie man inzwischen weiß. Ein derart umfassendes, weit über die archäologische Ausgrabung hinausgreifendes Projekt wie in Molzbichl wurde aber bisher nirgends in Angriff genommen.
Kurt Karpf will an seiner „Gepfählten Toten“ noch weiter forschen. Wir sind gespannt, was er noch herausfindet. Immerhin ist die Gepfählte sein zweiter Sensationsfund. Schon vor Jahren gelang es ihm die Reste des ältesten Klosters von Kärnten, ebenfalls in Molzbichl, freizulegen. Damit wurde Molzbichl für Österreich, wie Müstair für die Schweiz zum interessanten Fundort von Flechtwerksteinen.

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