WWF Österreich
Platzertal-Speicher durch energiewirtschaftliche Analyse in Frage gestellt

Der WWF fordert den Stopp des Projekts sowie eine unabhängige Überprüfung technischer und naturverträglicher Alternativen zum Bau des Pumpspeichers Kaunertal | Foto: Sebastian Fröhlich
5Bilder
  • Der WWF fordert den Stopp des Projekts sowie eine unabhängige Überprüfung technischer und naturverträglicher Alternativen zum Bau des Pumpspeichers Kaunertal
  • Foto: Sebastian Fröhlich
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Das Pumpspeicher des Kaunertal-Ausbaus sei für Energiewende nicht entscheidend. Der WWF fordert den Stopp des Projekts, die Überprüfung technologischer Alternativen und die Ausweisung des Platzertals als Naturschutzgebiet.

KAUNERTAL. Dass der Ausbau des geplanten Tiwag-Kraftwerks Kaunertal laut dem WWF Österreich massive Naturzerstörung zur Folge hätte, gestehen selbst Befürworter ein – doch sie argumentieren mit der angeblichen Alternativlosigkeit. Dieses Argument entkräftet nun eine Analyse des Energieexperten Jürgen Neubarth im Auftrag des WWF Österreich: Demnach ist das Herzstück des Kaunertal-Ausbaus, der enorme Pumpspeicher samt Staudamm im Platzertal, weder energiewirtschaftlich notwendig, noch dazu geeignet, die Winterlücke bei den Erneuerbaren Energien zu verringern.

"Die Tiwag benutzt das öffentliche Interesse an der Energiewende als Totschlagargument, um den naturzerstörerischen Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks durchzuboxen",

kritisiert Bettina Urbanek vom WWF.

"Doch die neue Untersuchung zeigt, dass gerade der Pumpspeicher im Platzertal, für den große Moor-Feuchtgebietsflächen zerstört werden würden, nicht alternativlos ist."

Der WWF fordert daher von der Tiroler Landesregierung den Stopp des Projekts, eine unabhängige Überprüfung technischer und naturverträglicher Alternativen zum Bau des Pumpspeichers sowie die Ausweisung des Platzertals als Naturschutzgebiet.

Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich. | Foto: WWF, Hetfleisch
  • Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich.
  • Foto: WWF, Hetfleisch
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Bereits hohe Pumpspeicher-Kapazitäten vorhanden

Ende 2021 gab es in Österreich Speicherkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 4.800 Megawatt und Pumpspeicherkraftwerke mit rund 4.100 Megawatt. "Das ist im europäischen Vergleich sehr hoch", erklärt Energieexperte Jürgen Neubarth.

"Österreich hat gemessen an der bis 2030 zu erwartenden Windkraft- und PV-Leistung bereits so hohe Pumpspeicherleistungen, dass zumindest kurz- bis mittelfristig kein weiterer Ausbau erforderlich ist."

Zudem sind aktuell bereits fünf weitere Pumpspeicherkraftwerke mit rund 1.100 Megawatt Leistung im Bau und befinden sich weitere Anlagen in Planung oder im Genehmigungsverfahren.
Gleichzeitig werden beim Thema Netzstabilität neben Pumpspeicherkraftwerken kaum alternative Maßnahmen und Technologien berücksichtigt, wie etwa Batteriespeicher, der Ausbau der Netze oder neue flexible Verbraucher wie Elektroautos.

"Pumpspeicher sind nur ein Baustein zur Integration der schwankenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Österreich",

sagt Jürgen Neubarth.

"Der Ausbau der Stromerzeugung aus Windkraft und Photovoltaik darf also nicht automatisch in einen unmittelbaren Mehrbedarf an Pumpspeicherkapazitäten in Österreich übersetzt werden."

Das bisher unberührte Platzertal soll laut der Forderung des WWF als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. | Foto: Sebastian Fröhlich
  • Das bisher unberührte Platzertal soll laut der Forderung des WWF als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
  • Foto: Sebastian Fröhlich
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Konzept des Platzertal-Speichers veraltet

Eine Grundanforderung an die Naturverträglichkeit von Pumpspeichern ist, dass so wenig Natur wie möglich zerstört wird.

"Aus diesem Grund schaffen die meisten Betreiber vor allem dort Pumpspeicherkapazitäten, wo bereits zwei Speicherseen vorhanden sind",

erklärt Experte Jürgen Neubarth. Das geschieht etwa bei den Kraftwerken Limberg III und Tauernmoos, oder dem Obervermuntwerk II und dem Lünerseewerk II.

"Diese Beispiele zeigen, wie man Pumpspeicherkapazitäten in Österreich naturverträglich ausbauen kann. Und sie zeigen, wie veraltet die Pläne der Tiwag zum Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks sind",

erklärt Bettina Urbanek vom WWF.

Der WWF fordert den Stopp des Projekts sowie eine unabhängige Überprüfung technischer und naturverträglicher Alternativen zum Bau des Pumpspeichers Kaunertal | Foto: Sebastian Fröhlich
  • Der WWF fordert den Stopp des Projekts sowie eine unabhängige Überprüfung technischer und naturverträglicher Alternativen zum Bau des Pumpspeichers Kaunertal
  • Foto: Sebastian Fröhlich
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Pumpspeicher könnte Winterlücke sogar verschärfen

Ein weiteres Problem droht im Zusammenhang mit der sogenannten "Winterlücke":

"Wasserkraftwerke produzieren im Winter weniger Strom, weil weniger Wasser verfügbar ist als im Sommer. Mit saisonalen Speichern – wie etwa dem bestehenden Gepatsch-Speicher im Kaunertal – wird deshalb im Sommer Wasser für den Winter zurückgehalten",

erklärt Bettina Urbanek. "Das geplante Pumpspeicherkraftwerk im Platzertal könnte diesen Beitrag zur saisonalen Verschiebung jedoch verringern, da ein Teil des Gepatsch-Speichers für den Pumpbetrieb reserviert werden müsste und damit nicht mehr für eine saisonale Speicherung zur Verfügung stünde."

Der Gepatschspeicher im Kaunertal: Die TIWAG plant den Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk. | Foto: Carolin Siegele
  • Der Gepatschspeicher im Kaunertal: Die TIWAG plant den Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk.
  • Foto: Carolin Siegele
  • hochgeladen von Othmar Kolp

Das könnte auch dich interessieren:

TIWAG hat überarbeitetes Projekt für Kaunertal-Ausbau eingereicht
20.000 Unterschriften für "Petition Stopp Ausbau Kraftwerk Kaunertal"
WWF kritisiert Moorschutz-Absage von LR Zumtobel
WWF: "Hoffnungslos veraltet und für UVP völlig untauglich"


Mehr News aus dem Bezirk Landeck: Nachrichten Bezirk Landeck

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.