Leserbrief
"Umdenken ja! Aber bitte nicht nur aus der 'Brille' Covid 19 betrachtet"

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SEE. Leserbrief von Bernhard Pircher aus See zum ORF Beitrag "Felipe fordert Umdenken im Tourismus".

Geschätzte Politiker/innen und Volksvertreter/innen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Bezugnehmend auf den ORF Beitrag "Felipe fordert Umdenken im Tourismus" von LHStv. Ingrid Felipe, möchte ich ein paar Punkte mitteilen und vorweg folgendes festhalten: „Ja für Aufklärung, ja für Transparenz, ja für Kritische Recherchen und ja für sachliche Berichterstattungen, in jedem Bereich. Niemand weiß seit Wochen/Monaten die richtige Antwort auf tagtägliche Schwierigkeiten die uns begegnen und wir werden über die Auswirkungen der Nachwehen erst in ferner Zukunft Bilanz ziehen können.  Unsere Politiker/innen sind nach wie vor gefordert um Maßnahmen und Strategien zu entwickeln welche die Pandemie eindämmen können. Zeitgleich heißt es Rahmenbedingungen zu setzen um negative, wirtschaftliche Folgen einbremsen bzw. so gut wie möglich minimieren zu können. Eine Situation wo aktuell auch Experten bis vor kurzer Zeit getätigte Aussagen ständig aufs Neue revidieren.
Nicht selten verfolgt man als „Covid 19 Laie“ diverse mediale Diskussionsrunden von Spezialisten mit konträren Meinungen und kommt zum Schluss eines leicht abgeänderten Auszuges des Evangelium nach Lukas 23/34: „Herr vergib ihnen, denn sie wissen „auch“ nicht was sie tun (können)“! Diese Unwissenheit und vor allem Unsicherheit aller, verstärkt sich leider auch in der zunehmenden medialen und scheinbar schon fast chronischen Suche nach Schuldigen oder Prellböcken mit medialer Hetzjagd und Verunglimpfung von Personen, Familien, Orten und Regionen die seinesgleichen sucht. Wir als Bevölkerung sind gefordert die Schritte zu dieser Pandemie mit allen Einschränkungen der bisher gewohnten Freiheit einzuhalten.
Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Solidarität werden plötzlich auf allen Ebenen der Gesellschaft auf eine höhere Ebene gestellt. Trotz geringeren, sozialen Kontaktes, rücken wir als Gesellschaft scheinbar wieder näher zusammen.

Lokale Kreisläufe wichtig

Als Konsument wurde uns wieder schlagartig bewusst wie viele „Rädchen“ in der Wirtschaft funktionieren müssen, um unser gewohntes Konsumverhalten aufrechterhalten zu können.
Verstärkt erkennen wir die Bedeutung von lokalen Kreisläufen auf allen Ebenen der Gesellschaft und Wirtschaft. Vom Nahversorger, Bäcker, Metzger, Bauer, Poststelle, Gemeinde, Polizeiposten vor Ort bis hin zum Bezirkskrankenhaus auf regionaler Ebene als lebensnotwendige Institution, welche erst das Bewusstsein wecken, wenn man die eigene Gemeindegrenze nicht mehr verlassen kann oder darf.

Unternehmen bieten ihren Service vor Ort aber immer an, nicht nur jetzt in der Krise. Diesen wertvollen Dienst gilt es zu unterstützen, indem man dort auch in „normalen“ Zeiten einkauft bzw. konsumiert, nicht erst wenn uns äußere Umstände dazu zwingen.
Dasselbe gilt auch für Restaurants/Geschäfte in den Ortschaften und näheren Regionen, welche auch zu wichtigen Treffpunkten für das Miteinander zählen. Solche Strukturen gilt es ebenso künftig zu fördern, zu unterstützen und vielleicht mancherorts auch wieder neu zu erfinden oder zu reaktivieren.

Zweifelsohne bietet uns Covid 19 die Gelegenheit viele Dinge in Frage zu stellen, zu analysieren, zu durchleuchten oder auch zu optimieren. Optimieren vielleicht gerade in jenen Bereichen, wo wirklich im Sinne einer intakten Umwelt, Natur und Naherholungsraumes ein allgemeines Umdenken nötig ist. Aber - Wein ist Wein und Bier ist Bier!


Der Tourismus wurde als erste Branche von der Krise getroffen und wir werden die letzten sein, welche sich davon wieder erholen.  | Foto: TVB Paznaun-Ischgl
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Der Tourismus wurde als erste Branche von der Krise getroffen und wir werden die letzten sein, welche sich davon wieder erholen.
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Tourismuswirtschaft der „Sündenbock“

Deshalb gilt mein Appell: Bitte diese Krise mit Covid 19 nicht für alle scheinbaren Fehlentwicklungen, manchmal auch offensichtlichen oder auch subjektiv empfundenen Missständen in verschiedenen Bereichen unseres Lebens zu missbrauchen. Machen wir bitte unseren eigenen "Schauplatz", unser Land Tirol nicht selbst zum "Tatort" in allen Bereichen.
Aktuell scheint die Tourismuswirtschaft der „Sündenbock“ und die „Virenschleuder“ der Nation zu sein, erkennen wir aber bitte ebenso die zentrale Bedeutung eines gesunden Tourismus, welcher Wohlstand und Arbeitsplätze in allen Branchen des Landes schafft und wir dadurch bis in entlegenste Dörfer unseres Landes Infrastrukturen, Arbeitsplätze, Lebens- und Wohnqualitäten in den letzten Jahrzehnten schaffen durften. Bleiben unsere geschätzten Gäste fern, wirkt sich das auf jeden Einzelnen von uns im Land direkt oder indirekt aus.

Der Tourismus wurde als erste Branche von der Krise getroffen und wir werden die letzten sein, welche sich davon wieder erholen.
Es gibt künftig die Gelegenheit um die eine oder andere Kurskorrektur vorzunehmen und nachhaltig im Kleinen etwas größer zu denken, stellen wir aber bitte nicht alle unsere Leistungen und Errungenschaften der letzten Jahre in Frage und tun so als hätten wir auf allen Ebenen der letzten Jahrzehnte versagt.

„Neue“ Freiheit in allen Lebensbereichen

Halten wir Themen, Aufgaben und Herausforderungen sachlich auseinander, behalten aber das Große und Ganze im Auge. Und genau jetzt wäre es fatal, wenn wir mögliche vergangene Fehler unter der aktuellen Situation bewerten. Wie wollen wir jetzt bis vor wenigen Wochen „normal“ gelebte Umstände mit künftigen Entwicklungen gegenüberstellen?
Welche Auswüchse wird dieses Virus auf unsere Menschheit haben?
Wie werden sich bis dato gewohnte Bedingungen ändern? Gibt es Auswirkungen auf unsere Lebensweise, Lebensgewohnheiten und Lebensführung? Wie verändert sich unser Reiseverhalten im Inland, in Europa und weltweit?
Wie schaut diesbezüglich unsere „neue“ Freiheit in allen Lebensbereichen, beruflich wie privat aus?
Ich denke dies sind jetzt Fragen wo wir an Antworten arbeiten und Lösungen suchen müssen.
Vielleicht beantwortet sich dann auch vieles andere wieder von selbst.
Und ich darf abschließend folgendes Zitat erwähnen:
Beginne dein Werk immer mit einer tiefen Verbeugung vor den Werken deiner Vorfahren, statt mit erhobenem Blick von oben.
Nehmen wir etwas Angst aus der Krise und nützen dies als Chance! Dies sind wir uns selbst, unseren Kindern und älteren Generation schuldig.

Mit freundlichen Grüßen und bleibt gesund!
Pircher Bernhard, See

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