Windenergie in Tirol?
Meine Stellungnahme zum Artikel der Tiroler Redaktion "Windräder in Tirol: Muss es sein?"!

Bild 01: Nicht zu vergessen ist, dass pro ein 3-MW Windrad durchschnittlich ca. 3.900 Tonnen CO2/a eingespart werden können. Bei 4 Windräder könnten demnach nicht nur 26,0 Mio. kWh/a an Strom erzeugt werden, sondern auch 15.600 Tonnen CO2/a eingespart werden! Diese Strommenge würde für ca. 7.400 Haushalte für 1 Jahr ausreichen! | Foto: © by Ing. Günter Kramarcsik
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  • Bild 01: Nicht zu vergessen ist, dass pro ein 3-MW Windrad durchschnittlich ca. 3.900 Tonnen CO2/a eingespart werden können. Bei 4 Windräder könnten demnach nicht nur 26,0 Mio. kWh/a an Strom erzeugt werden, sondern auch 15.600 Tonnen CO2/a eingespart werden! Diese Strommenge würde für ca. 7.400 Haushalte für 1 Jahr ausreichen!
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Windkraft in Tirol: muss es sein?


Laut Redakteur Mag. Florian Haun:
… „In sehr kalten Regionen oder bei Startproblemen müssen die Rotoren teilweise mit Dieselaggregaten oder anderen fossilen Energiequellen angetrieben werden, um sie in Gang zu setzen. Besonders in Wintermonaten, wenn Vereisung oder extreme Kälte auftreten, verhindern Heizsysteme und Antriebsmotoren den Stillstand der Anlagen – ein energetischer Aufwand, der den „grünen“ Ruf der Windkraft infrage stellt.“

Meine Antwort: Das Argument der dieselbetriebenen Windräder bei Kälte und zum Starten ist ein völliger Holler. Windräder erzeugen Strom und dieser wird mit Kabel in das Tal abgeleitet und so kann ein Windrad auch bei Bedarf mit Strom gestartet werden!

Hr. Haun stellt die Frage nach der Effizienz: Die Effizienz von Windkraftanlagen hängt stark von den Standortbedingungen ab. Während an optimalen Standorten mit konstantem Wind hohe Energieerträge möglich sind, fällt die Effizienz an windarmen Standorten drastisch ab. Die Effizienz von Standorten hängt ausschließlich davon ab, ob ein Projekt in der Kalkulation wirtschaftlich positiv darstellbar ist!

Meine Antwort: Jeder Investor wäre von Dummheit geschlagen, wenn er Windenergieanlagen auf ungeeignete Standorte errichten würde. Dieses Argument hat somit keine Gültigkeit, zumal das Land Tirol auch entsprechende Bedingungen vorsieht, mittels nachgewiesener mittlerer Windgeschwindgeschwindigkeit mit dauerhafter Windmessung über 1 Jahr hinweg.

Weiters schreibt Hr. Haun: Hinzu kommt, dass der Bau und die Installation von Windkraftanlagen einen erheblichen Energie- und Ressourcenaufwand erfordern. Die Herstellung der riesigen Rotorblätter und Turbinen verschlingt große Mengen an Stahl, Beton und Kunststoffen. Die Emissionen, die während dieser Prozesse entstehen, werden erst nach mehreren Jahren Laufzeit der Anlage kompensiert – vorausgesetzt, die Anlage bleibt störungsfrei in Betrieb.

Meine Antwort: Mehrere Jahre bis zur Kompensation der Energiekosten für die Herstellung einer WEA ist unwahr! Mittlerweile gibt es viele Studien zum Energiebedarf bei der Herstellung der Windräder (und zwar vom Fundament bis zum Rotorblatt). Alle Studien ergeben, dass das Windrad in ca. einem halben bis längstens dreiviertel Jahr die Energie erzeugt, die für seine Herstellung erforderlich war!

Hr. Redakteur Haun schreibt: Das technisch und wirtschaftlich realisierbare Windkraftpotenzial in Tirol ist aufgrund des technologischen Fortschritts, der geänderten Förderkulisse und auch der großen Nachfrage nach erneuerbaren Energieträgern in den vergangenen Jahren gestiegen und liegt bei 800 bis 1.200 Gigawattstunden. Grundlage dafür ist die vom Land Tirol in Auftrag gegebene Aktualisierung der Studie „Windenergiepotenzial in Tirol“ aus dem Jahr 2014.

Meine Antwort: Ich empfehle Ihnen die Neuauflage dieser Studie im Auftrag vom Land Tirol aus dem Jahr 2023 zu verwenden! Die Studie aus dem Jahr 2014 wurde noch unter Alt- LH Platter erstellt und basierte auf einen völlig untauglichen österreichischen Windatlas! Trotzdem wurde der Kriterienkatalog zwischen 2012 – 2014 im Auftrag vom damaligen LH Günther Platter 3x verschärft und danach vergammelte die zitierte Ausgabe 2014 in dessen Schubladen!


Weitere Antworten bzw. Argumente für die Windenergie in Tirol

  1. Dass Windenergie gerade zu Zeiten, wo Wasserkraft schwächer ist (also im Winter), die höchsten Erträge liefert, ist ein Faktum. Damit ergänzen sich Wind auf der einen Seite und Sonne bzw. Wasser auf der anderen Seite ideal.
  2. Man muss nicht bei jedem Projekt bewerten, was es für die Energiewende bedeutet. Der Beitrag ist zur Energiewende und Klimaschutz ist jedenfalls gegeben.
  3. Die Bewertung der Auswirkung auf die Natur findet automatisch in jedem Genehmigungsverfahren statt! Da braucht es nicht immer aufgeregte Gegner, damit diese Aspekte untersucht werden.
  4. Wir müssen vom Kirchturm-Denken wegkommen und nicht jedes einzelne Windrad diskutieren, ob es an einem Standort nun sein darf oder nicht. Energiewende und Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, von deren Lösung wir alle profitieren.
  5. In letzter Zeit hören wir oft vom Standort Österreich. Diesen für die Zukunft auszurichten und neu zu strukturieren ist eine der zentralen Aufgabe der Politik.
  6. Es geht um die Zukunft der nächsten Generation(en). Erneuerbare Energien, also auch Windkraft, spielen eine wichtige Rolle. Es kann daher nicht um die Prinzip-Frage gehen, ob es Windräder geben darf oder nicht, ob wir Windkraft brauchen oder nicht. Mir scheint, dass die Diskussion darüber noch einen offenen Ausgang haben kann. Aber der Zug ist abgefahren. Es kann und wird nicht ohne Windkraft gehen. Diese Meinung vertritt auch unser LH Anton Mattle!

Weiters finde ich es äußerst unseriös, wenn man vereinzelt Daten von Windrädern anführt ohne Vergleichswerte wie z.B. zur hochgelobten Wasserkraft gegenüber zu stellen. Man beachte auch, die vergleichsweis geringen Werte von Beton, Stahl und Flächenverbrauch und die viel besseren Werte bezüglich Auslastung. Hier am Beispiel der Speicheranlage Mooseralm (Kaprun Hauptstufe):

  • Auslastung: 26%
  • Beton 1,025 Mio. m³ = 2.054 m³/1 Mio. KWh
  • Stahl 6.700 to = 13,4 to/1 Mio. KWh
  • Flächenverbrauch ohne verbrauchte Landschaft im Unterlauf = 1,64 km² inkl. Damm und See = 3.200 m²/ 1 Mio. KWh
  • Regelarbeit: 499 Mio. KWh
  • Staudamm: h = 120 m, Basisbreite 70 m, L = 500 m

Ein 3 MW- Rad (erzeugt 6,5 Mio. KWh, siehe Bild 01) benötigt am Talboden ein Fundament mit einem Durchmesser von 20 – 30 Meter und einer Tiefe bis zu 4 Meter. Das ergibt ca. 1.300 m³ Beton (bzw. nur 217 m³/1 Mio. KWh = um ca. 947% weniger Beton als am Mosserboden!)

Rund 180 Tonnen Stahl werden verbaut und das sind ca. 27,7 Tonnen/ 1 Mio. KWh = ca. doppelt so viel Tonnen Stahl als am Mooserboden je 1 Mio. KWh Strom.

Laut einer Studie der deutschen Forschungsstelle für Energiewirtschaft benötigt eine Windenergieanlage dauerhaft eine durchschnittliche Freifläche von 2.000-4.000 m² (0,2-0,4 Hektar). Davon entfallen je nach Anlagentyp und Hersteller 350-500 m² auf das Fundament im Tal auf Erdreich. Insgesamt falle „der dauerhafte Platzbedarf bei der Bewertung des Flächenverbrauchs kaum ins Gewicht. Die Bodenflächen zwischen den Anlagen hingegen könnten weiterhin genutzt werden, etwa durch die Land- oder Forstwirtschaft.

Eine Studie des deutschen Umweltbundesamts hat den Energieertrag verschiedener erneuerbarer Energiequellen im Verhältnis zu ihrem jeweiligen Flächenbedarf untersucht. Das Ergebnis ist überraschend: Während Biomasseanlagen jährlich beispielsweise pro Megawattstunde (MWh) erzeugtem Strom rund 519 m2 Flächenbedarf haben, kommen Photovoltaik auf 22,5 m2/MWh und Windkraft auf 1,43 m2/MWh. Am vorigen Beispiel Mooserboden (Kaprun) ergibt sich für die viel gelobten Speicherkraftwerke ein Flächenbedarf von 3,2 m²/MWh = ist mehr als doppelt so viel wie bei WEA! Also braucht Windkraft weit über 50% Fläche weniger als die Pumpspeicherkraftwerke! Die Flächeneffizienz von Windkraft ist also – viel besser als von Kritiker bzw. Kritikerinnen behauptet wird!

Natürlich kommt jetzt sofort der Einwand, dass die Zuwegung zu einer WEA auch einen Flächenbedarf in Anspruch nimmt. Das mag im Tiefland zutreffen, aber Gebirgsanlagen werden in Höhen über 1.800 m errichtet. Die Waldgrenze deckt sich mit dieser Höhe. Damit ist auch sichergestellt, dass bis in diese Höhen im Regelfall auch Forststraßen bestehen. Diese können für Transporte von Windrädern mit 3 MW Nennleistung (ist auch die wirtschaftlichste Variante für das Hochgebirge) genutzt werden! Also wird keine zusätzliche Landschaftsfläche dafür benötigt!

Abschließend noch eine Anmerkung zur Speicherfähigkeiten vom überschüssigen Strom der erneuerbaren Energiequellen:
Hier ein paar Auszüge aus einer diesbezüglichen aktuellsten Website vom 18.02.2025. Speicherung von Strom: Wohin mit überschüssiger Energie? 

Stromspeicherung ist wichtig, um Schwankungen in der Energieerzeugung auszugleichen und eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten. Immer wieder stellt sich die Frage nach der Energiewende durch Energiespeicher!

Antwort: Ja, Energiespeicherung ist wichtig. Mit dem Ausbau erneuerbarer Quellen wie Wind und Sonne wird es immer wichtiger, überschüssige Energie effizient zu speichern. Denn so ist es möglich, Energiereserven für wind- oder sonnenarme Zeiten zu nutzen. Doch es gibt noch weitere Gründe für die Speicherung von elektrischer Energie: der Ausgleich von Schwankungen und die Stabilisierung des Netzes.

Momentan ist es zumindest in Österreich sinnvoll mit Hilfe der vielen Pumpspeicherkraftwerke Strom zu speichern. Statt bestehende WEA bei Stromüberschuss abzuschalten nutzt man diesen für das Hochpumpen von Wasser in die Speicherseen um bei Bedarf einen Spitzenbedarf wieder mit Strom versorgen zu können! In beiden Fällen sind die dafür notwendigen Kraftwerke in Österreich (besonders in Tirol) bereits vorhanden und die Effizienz wird bei beiden Kraftwerken deutlich verbessert.

Eine Zukunft hat auch die Erzeugung von Wasserstoff (H2) mittels Elektrolyse. Wasserstoff ist vielseitig und kann in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen, darunter:

  • Heizen
  • Stahlproduktion (z.B. VOEST setzt bereits jetzt darauf)
  • Mobilität (z.B. die Tiroler Supermarktkette M-Preis mit H2- Zustell- LKW)
  • Raumfahrt

H2 verbrennt nahezu emissionsfrei und lässt sich über längere Zeiträume speichern. Ein Kilogramm Wasserstoff liefert etwa dieselbe Energie wie 2,8 Kilogramm Benzin.

Besonders interessant: Verfahren wie die Elektrolyse, mit der Wasserstoff entsteht, funktionieren auch mit Strom aus Wind und Solaranlagen – und sind somit fast klimaneutral.

Die aktuellen Speichertechnologien sind jedoch noch unpraktisch: Doch neue Speicheransätze sind bereits in der Entwicklung und könnten die Nutzung von Wasserstoff in Zukunft wirtschaftlicher machen.

Abschließend möchte ich noch festhalten, dass der Begriff „Technologieoffenheit“ eine Nebelgranate ist, weil er suggeriert, dass wir eigentlich auch so weitermachen könnten wie bisher. NEIN! Können wir nicht! Wir haben Offenheit darüber, wie der erneuerbare Mix aussehen wird. Wir haben keine Offenheit darüber, ob es vielleicht so weitergehen kann wie bisher!


Anmerkungen zu Windkraft in Tiroler Schigebiete:


Auszüge aus dem Kapitel 5 – Windpotential in Tiroler Schigebiete aus der jüngsten Potentialstudie vom April 2023 in Tirol:

  • In diesem Kapitel werden die Windenergiepotenziale auf den nach Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm - TSSP 2018 als Schigebiete ausgewiesenen Windnutzungsflächen getrennt von den Gesamttiroler Windenergiepotenzialen dargestellt.
  • Im Unterschied zu den Gesamttiroler Windenergiepotenzialen ist jedoch zu erwarten, dass innerhalb von Schigebieten auch auf den ersten Blick wirtschaftlich weniger attraktive Standorte genutzt werden können.
  • Dies liegt zum einen daran, dass durch die bereits vorhandene verkehrs- und netztechnische Infrastruktur die Investitionskosten im Vergleich zu einer Erschließung von Windpotenzialflächen außerhalb von Schigebieten niedriger sein können. Zum anderen wird in den meisten Fällen ein Großteil der erzeugten Strommengen direkt von den Seilbahnunternehmen selbst verbraucht und damit können die im Vergleich zu den Erzeugungskosten von Windstrom meist höheren Strombezugskosten aus dem öffentlichen Netz vermieden werden. Derzeit mind. der 3-fache Preis als in Zeiten vor einem halben Jahrzehnt. Wenn ein Schigebiet damals einen Energieaufwand von 400.000 €/a hatte, so stehen nun 1,2 Mio. € dafür an! Am Beispiel Venet kostet 1 Tageskarte 42 €. Allein für diesen Energieaufwand müsste man rund 25.600 Karten verkaufen. Bei einer Saison Von Ende Dezember bis Ende März müssten durchschnittlich 9.500 Karten verkauft werden, bzw. täglich ca. 320 Tageskarten. Da jedoch auch hohe Personalkosten anfallen, vernichten die derzeitig hohen Energiekosten jede Wirtschaftlichkeit solcher Schigebiete! Siehe dazu auch Bild 27!


Nachfolgendes Fazit schließt dieses Kapitel wie folgt ab:


Als technisch-wirtschaftliches Windenergiepotenzial in Tiroler Schigebieten kann daher eine Bandbreite von 150 bis 180 GWh/a abgeleitet werden. Dieses Potenzial entspricht bei einem unterstellten Flächenbedarf von 5,2 ha/MW etwa 60 bis 70 MW an Windkraftleistung bzw. bei einer beispielhaften Anlagengröße von 3 MW 20 bis 23 Windkraftanlagen. Davon sind ca. 1/3 im Tiroler Gesamtpotential nicht enthalten!

HIER IST MEINE ANTWORT AUF DEN EIGENKOMMENTAR DES REDAKTEURS MAG. FLORIAN HAUN

Abschließend möchte ich noch auf ergänzende Antworten meinerseits per Kommentare hinweisen. Bitte schaut euch auch diese an. 

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