GKI: Größte Kraftwerks-Investiton seit Jahrzehnten

Bei Ovella im Grenzgebiet nahe Nauders entsteht die moderne Wehranlage (Fotomontage). | Foto: GKI
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OBERES GERICHT (otko). Mit der Spatenstichfeier fällt am Freitag der offizielle Startschuss für den Bau des seit vielen Jahren größten Flusskraftwerksprojekts Österreichs. Mit einer Leistung von 89 Megawatt, einem Regelarbeitsvermögen von über 400 Gigawattstunden jährlich und einem Investitionsvolumen von 461 Millionen Euro ist das österreichisch-schweizerische Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) eine der größten Investitionen im Tiroler Oberland seit Jahrzehnten.
"Es ist ein historischer Tag für den Ausbau der Wasserkraft und das erste große Kraftwerksprojekt seit der Fertigstellung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz im Jahr 1981. Der Bau des GKI ist gut für die Energiesicherheit und für die Bauwirtschaft und damit läuten wir die Energiewende ein", betonte LH Günther Platter. Ziel sei es die Stromautonomie bis 2030 zu erreichen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen. "Beim Ausbau der Wasserkraft sind wir so weit wie noch nie und in den nächsten Jahren werden drei Milliarden Euro dafür ausgegeben", so Platter.

TIWAG hält Mehrheit

Seit 2003 arbeiten die TIWAG, die Engadiner Kraftwerke (EKW) und VERBUND gemeinsam an der Planung und Umsetzung dieses Kraftwerks am oberen Inn. Ab April 2007 durchlief das Projekt eine lange und sehr komplexe Prüf- und Genehmigungsphase über zwei Instanzen. Seit 2013 liegen alle rechtskräftigen Bewilligungen der zuständigen Behörden in der Schweiz und in Österreich vor.
Im Sommer 2014 hat die TIWAG die Mehrheit an diesem Projekt übernommen – das Landesunternehmen hält nun 76 Prozent der Anteile am GKI, die Engadiner Kraft- werke 14 Prozent und der VERBUND 10 Prozent.

Beitrag zur Energiewende

"Mit dem GKI leisten wir einen Beitrag zur europäischen Energiewende. Darüber hinaus bringen wir Arbeit, Wertschöpfung und industrielle Entwicklung ins Tiroler Oberland. Das Obere Gericht wird künftig zu einer bedeutendsten Wasserkraftregionen Österreichs", erklärte TIWAG-Vorstandsvorsitzender Dr. Bruno Wallnöfer. Die TIWAG wird 300 Gigawattstunden Strom beziehen, das sind rund zehn Prozent der bisherigen Gesamterzeugung und fünf Prozent des Tiroler Landesverbrauchs.
Für GKI-GF DI Peter Loidl verweist auf ökologischen Vorteile des Projekts: "Mit dem kleinen Stauraum bei Ovella wird die Restwasserabgabe auf 23 Flusskilometern verbessert und die derzeitige Schwallbelastung verbessert. Damit bewirkt das GKI eine beträchtliche gewässerökologische Verbesserung des Inn." Neben einer Fischtreppe beim Wehr werden auch ein Biotop, Schotterbänke, Schilfzonen und ein Auwald neu angelegt. Das GKI vermeidet laut Loidl bei der Stromproduktion im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk die Emission von 322.000 Tonnen Kohlendioxid, 168 Tonnen Schwefeldioxid, 180 Tonnen Stickoxide und acht Tonnen Staub jährlich eingespart.

Aktueller Stand der Vorarbeiten

Die Bauarbeiten haben bereits Ende Juni 2014 begonnen. 2018 soll das Flusskraftwerk ans Netz gehen. Derzeit laufen die Baustelleneinrichtungen und die Vorbereitungsarbeiten. Oberhalb der künftigen Wehranlage in Ovella wurden bereits 75 Prozent der erforderlichen Steinschlagsicherungen installiert und Rodungsarbeiten durchgeführt.
Auch die Arbeiten für den Bau des Triebwasserweges sind auf Schiene – Ende Oktober erfolgte in Maria Stein der Anschlag des Zugangstunnels. Eine Baustraße zwischen der zukünftigen Baustelleneinrichtungsfläche am Stollenportal und der Bodenaushubdeponie ist bereits errichtet. Das Abtragen von Oberboden an der Lagerfläche wurde dort ebenso planmäßig realisiert wie die Materialentnahme (ca. 170.000 m3) zur Verfüllung eines Schotterteiches und die Errichtung der Baubüros für Auftraggeber und Auftragnehmer.
An der Baustelle für das Krafthaus in Prutz/Ried verläuft derzeit die Herstellung der erforderlichen Baustelleninfrastruktur plangemäß. Die Rodungsarbeiten sind dort bereits abgeschlossen. Hier wird auch die Zwischenlagerung für Humus und Oberboden vorbereitet.
Mit Stand Ende Oktober sind bereits 14 wesentliche Ausschreibungspakete mit einem Gesamtvolumen von über 262 Millionen Euro vergeben – unter anderem für die großen Baulose (Wehr in Ovella, Triebwasserweg und Krafthaus Prutz/Ried), für die Generatoren und Maschinensätze, die geologische Betreuung des Projekts, Ökologie, Limnologie, Immissionsschutz, Ausführungsplanung und Bauaufsicht. "Rund 180 Millionen Euro gehen davon unmittelbar an Tiroler Firmen bzw. Firmen mit Niederlassung in Tirol", betont TIWAG-Vorstandsdirektor DI Johann Herdina. Auf weitere rund 25 Millionen Euro beläuft sich laut Herdina das Auftragsvolumen für örtlich ansässige Subunternehmer. Bis zu 400 Fachkräfte werden während der Bauphase vor Ort tätig sein, wovon auch die Gemeinden unter anderem durch zusätzliche Kommunalsteuereinnahmen profitieren.

Grenzüberschreitendes Projekt

Das Ausleitungs-Laufwasserkraftwerk GKI erstreckt sich über das Gebiet von acht Gemeinden und besteht im Wesentlichen aus drei Bauteilen: Stauraum und Wehranlage, Triebwasserstollen und Krafthaus. Größtenteils unterirdisch gebaut, werden Eingriffe in das Landschaftsbild minimiert und ein möglichst geräuscharmer Betrieb gewährleistet.
Die Wehranlage entsteht in Ovella im schweizerisch-österreichischen Grenzgebiet und staut den Inn auf einer Länge von 2,6 Kilometern auf. Maximal 75 m3/s Wasser werden dort in den rund 23 Kilometer langen Triebwasserstollen geleitet, der in der Folge über den steil nach unten fallenden Schrägschacht zum Krafthaus Prutz/Ried führt. Hier erzeugen zwei leistungsstarke Maschinensätze, bestehend aus je einer Francisturbine und einem Generator, umweltfreundlichen und nachhaltigen Strom. Während dieser über das benachbarte Umspannwerk des Kraftwerks Kaunertal ins Netz eingespeist wird, fließt das Wasser vom Krafthaus durch einen unterirdischen Kanal in den Inn zurück.

Zahlen und Fakten zum Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI):

Investitionsvolumen: 461 Millionen Euro
Leistung: 89 MW
Jahreserzeugung: ca. 414 GWh
Ausbaudurchfluss: max. 75 m3/s
Fläche Wassereinzugsgebiet: 1.960 km2
Bruttofallhöhe: 160,7 m

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