Gerald Bogad: Schäfter aus Leidenschaft

- Gerald Bogad aus Gleinstätten liebt die Arbeit mit Holz und macht Maßanfertigungen - hier entsteht ein Schaft.
- Foto: Eva Heinrich
- hochgeladen von Eva Heinrich-Sinemus
Im Herzen der Marktgemeinde Gleinstätten hat Gerald Bogad seine Werkstatt, in der er ein seltenes Handwerk ausübt: Der gebürtige Burgenländer ist Büchsenmacher und einer von nur zwei unabhängigen Schäfter in ganz Österreich. In mühevoller Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail entstehen hier Waffen, die wahre Kunstwerke sind.
Exklusive Ausbildung
"Mich haben Waffen schon früh interessiert, vor allem Schwerter und Säbel wie bei den drei Musketieren", verrät Gerald Bogad. So kam es, dass er seine Heimat verließ und nach Ferlach (Kärnten) ging. Hier besuchte er die vierjährige Fachschule für Büchsenmacher und Schäfter. "Das ist die einzige Schule weltweit, in der man diese Ausbildung noch nach alter Tradition absolvieren kann", gibt Bogad Auskunft. Das Paradoxe: Obwohl er bei der Herstellung von Jagd- und Sportwaffen mitwirkt, würde er sie selbst nie zum Jagen benützen. "Ich musste einmal als Kind mitansehen, wie ein Jäger vor meinen Augen ein Reh erschossen hat, und das Tier hat mir sehr leidgetan. Ich könnte nie ein Tier töten", betont er.
Die Arbeitsschritte
Für ihn sind handgefertige Waffen ein Kunsthandwerk, und daher übt er seinen Beruf seit nunmehr 43 Jahren mit großer Leidenschaft aus. Dabei sieht er sich selbst als Dienstleistungsunternehmen, denn er arbeitet vorwiegend mit Waffengeschäften und Händlern zusammen – er selbst betreibt keinen Waffen und Munitionshandel. "Meine Aufgabe besteht darin, den Schaft anzufertigen oder auch Reparaturen oder Restaurierungen alter Waffen durchzuführen." Klingt einfach, ist es jedoch nicht. "Die Anpassung eines Schaftes ist wie die Anfertigung eines Maßanzuges. Alles muss millimetergenau passen", so Bogad. Spezialisiert hat er sich vor allem auf die Arbeiten mit Holz.
Maßanfertigungen
Dieses kommt hauptsächlich aus dem kaukasischen und türkischen Bereich, weil hier Holzbeschaffenheit sowie die Maserung eine ganz besondere ist. Wenn er den Holzrohling dann im Haus hat, werden die Maße genommen, mit einer Bandsäge grob ausgeschnitten, die Metallteile ins Holz eingelassen und das Holz händisch geformt und befeilt. Danach geht es zum Probeschießen, um die richtigen Maße zu haben und noch Korrekturen vorzunehmen. Wenn das geschafft ist, wird das Holz geschliffen, geölt und versiegelt, damit es den Witterungen standhält. Eine langwierige Arbeit: Wenn Bogad wirklich ein Gewehr komplett selbst macht, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis es fertig ist. Auch bei den Kosten gibt es keine Grenzen. "Eine Waffe ist für viele Menschen, ähnlich wie ein Auto, ein Prestigeobjekt. Ein maßgefertigtes Jagdgewehr kann daher schon mehrere 10.000 Euro kosten", so Bogad. Im Vorjahr haben die Filmproduzenten Mark Abouzeid und Sophie Beer sogar eine sehenswerte Dokumentation über den Büchsenmacher und Schäfter gemacht.
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