Trofaiacher Stimmungsbilder
Claus Kastner: "Die Schule ist jetzt nicht so wichtig, das Wichtigste ist die Gesundheit

Claus Kastner, Schulqualitätsmanager und Abteilungsleiter der Bildungsregion Obersteiermark Ost, gibt Einblicke in seinen aktuellen Arbeitsalltag während der geltenden Ausgangsbeschränkungen. | Foto: Foto Freisinger
  • Claus Kastner, Schulqualitätsmanager und Abteilungsleiter der Bildungsregion Obersteiermark Ost, gibt Einblicke in seinen aktuellen Arbeitsalltag während der geltenden Ausgangsbeschränkungen.
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Die "Trofaiacher Stimmungsbilder" zeigen ein weiteres Mal,  wie sich das Leben der Trofaiacher in der vierten Woche der Ausgangsbeschränkungen verändert hat. 

TROFAIACH. Nach einer weiteren – der bereits vierten – Woche der Ausgangsbeschränkungen teilen die Interviewpartner von Jacqueline Juri, der Obfrau des Museumsvereins Trofaiach, wieder ihre Gedanken und Erfahrungen und geben Einblicke in ihren aktuellen Alltag. Ziel dieser "Trofaiacher Stimmungsbilder" ist es, das Stimmungsbild einiger Menschen in einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit zu archivieren. Als Gast diese Woche stellte sich Claus Kastner den Fragen. Er ist Schulqualitätsmanager und Abteilungsleiter der Bildungsregion Obersteiermark Ost, einer von insgesamt sieben Bildungsregionen in der Steiermark. Dazu zählen die politischen Bezirke Leoben, Bruck und Mürzzuschlag. Claus Kastner ist Letztverantwortlicher für alle Schulen. Darin beinhaltet sind alle Volksschulen bis zu den Schulen der Oberstufe. In Summe sind das an die 100 Schulen in unserer Region.

Wie kann man sich Ihre Arbeit in dieser herausfordernden Zeit vorstellen und wie gestaltet sich Ihr Arbeitstag?
CLAUS KASTNER: 
Wir haben uns von Beginn an bemüht, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass möglichst alle Kinder zu den Lernmaterialien Zugang haben, dass möglichst alle Kinder versorgt werden, dass alle KollegInnen mit den Kindern aktiv im Kontakt sind.
Mein Arbeitstag gestaltet sich so, dass ich im Kontakt mit der Bildungsdirektion und dem Ministerium stehe. Mindestens jeden zweiten Tag halten wir Telefon- oder Videokonferenzen ab, wo wir uns inhaltlich damit beschäftigen, wie wir die Vorgaben des Ministeriums umsetzten können. Des Weiteren versuche ich mich den Sorgen der KollegInnen anzunehmen und betreibe ein wenig „Telefonseelsorge“. Vereinzelt werde ich auch von Eltern kontaktiert. Es ist bemerkenswert, dass es innerhalb dieser vier Wochen, kaum an mich gerichtete Beschwerden gab. Ebenso wurde kaum eine Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation zum Ausdruck gebracht. Im Gegenteil, es fanden gute konstruktive Gespräche statt, die es in weiterer Folge ermöglichen, die Seite der Eltern und Schüler besser verstehen zu können. Um es an einem Beispiel zu erklären, fehlt es den Schülern derzeit an einem strukturierten Tagesablauf. Die Lernunterlagen können rund um die Uhr versendet werden und die Schüler haben ihrerseits das Gefühl nicht fertig zu werden. Es ist ein Teil meiner Arbeit hier einzuwirken und gemeinsam mit der Schulleitung und den KollegInnen, die allesamt sehr engagiert sind, optimale Lösungen zu finden.
Sorge habe ich, dass die Schere zwischen den guten und lernschwachen Schülern in dieser Zeit noch weiter auseinandergehen könnte. Da gilt es mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern. Wir müssen die Eltern dieser Schüler davon überzeugen, dass sie ihre Kinder bald nach Ostern zurück in die Schule schicken, da es dadurch möglich wird, den Schülern ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit zu widmen. 

Wenn Sie die vier Wochen rückblickend betrachten, sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden?
CLAUS KASTNER: 
Prinzipiell ist die Zufriedenheit gegeben. Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation und müssen ständig agieren und reagieren, um dieses Angebot in Zusammenarbeit mit den KollegInnen an den Schulen und mit den Eltern zu optimieren. Wir brauchen die Partnerschaft der Eltern, nicht in jener Form, dass sie als Ersatzlehrer agieren, sondern wir brauchen die Eltern hinsichtlich ihrer Kommunikationsbereitschaft.

Was sind Ihre Schlüsselbegriffe aus dieser Zeit?
CLAUS KASTNER: 
Das Miteinander – wir können diese Situation nur miteinander bewältigen. Ein zweiter Schlüsselbegriff ist, dass wir das Tempo herauszunehmen müssen. In erster Linie geht es jetzt um die Gesundheit und nicht primär um das Vermitteln von Lernstoff. Versäumtes kann nachgeholt werden. Für Schüler, die in Übergangsklassen oder Abschlussklassen sind oder vor der Matura stehen, für diese Schüler wird alles vorbereitet sein, wenn auch in einer anderen Form als bisher. Sie sollen keinen Nachteil aus dieser Situation erleiden. Für all jene Schüler, die dazwischen liegen, wird man im kommenden Jahr Lösungen bereitstellen.

Was wäre für die Zukunft notwendig und wichtig?
CLAUS KASTNER:
Wichtig wäre es, dass man österreichweit eine einheitliche Lernplattform schafft. Momentan gibt es unendlich viele Arten wie Schulen mit ihren Schülern kommunizieren. Hierbei denke ich an eine Lernplattform, die sich natürlich nach Schultyp adaptieren lässt. Jeder Schüler sollte darauf zugreifen können, alles an relevanten Informationen sollte diese Plattform bereitstellen können. Es gibt eine Unterscheidung zwischen Bundesschulen, wo die Ausstattung und die Zuständigkeit beim Bund liegen und den Pflichtschulen, wo die Zuständigkeiten als Schulerhalter bei den Gemeinden liegen. Es wäre in diesem Zusammenhang wesentlich, dass man versucht, eine funktionierend, einheitliche Kommunikationsstruktur zu schaffen. Ein Beispiel hierzu wäre bereits das Einrichten einer einheitlichen E-Mail-Adresse.

Was ist Ihr Angebot an die Mitmenschen?
CLAUS KASTNER:
Mein Angebot besteht darin, dass ich Menschen zur Verfügung stehe, wenn sie Hilfe oder Unterstützung brauchen. Wenn es Probleme gibt, kann man mich direkt kontaktieren.

Was möchten Sie noch sagen?
CLAUS KASTNER: 
Wir wissen momentan noch nicht, zu welchem Zeitpunkt wieder ein normaler Schulbetrieb aufgenommen werden kann. Wichtig hierbei zu erwähnen ist, dass für ganz Österreich eine einheitliche Vorgehensweise angestrebt wird. Zu gegebener Zeit werden wir gemeinsam – die Betonung liegt auf gemeinsam – das System langsam wieder hochfahren. Die Eltern sollen bitte bis zu diesem Zeitpunkt das Angebot der Betreuung in der Schule nutzen.

Ich möchte mit Ihnen spontan ein Wortspiel machen. Bitte finden Sie zu den einzelnen Begriffen eine Assoziation/Verknüpfungen (Anm.: insgesamt sind es zwölf Begriffe)
CLAUS KASTNER: 

Familie: Die jetzige Situation war für viele Familien eine besonders fordernde Zeit. Ich denke, dass diese Zeit aber auch dazu beigetragen hat, Familien die Möglichkeit zu geben, sich mit Dingen zu beschäftigen, die im Normalbetrieb keine Beachtung gefunden hätten. Das würde ich auch als etwas Positives sehen.
Schule: ist in einer Ausnahmesituation, aber die Schule ist jetzt nicht so wichtig. Das Wichtigste ist die Gesundheit. Alles was die Schule betrifft, werden wir gemeinsam einem positiven Ergebnis zuführen.
Ich bin: ... zuversichtlich, dass wir die Corona-Herausforderungen positiv bewältigen werden. Es wird dauern und es wird vor allem noch länger dauern, bis wir wieder eine Situation haben, die ähnlich war wie zuvor, wenn ich an das Reisen oder die wirtschaftliche Situation denke. Ich glaube, wir werden in irgendeiner Art und Weise danach alle miteinander anders leben als zuvor.

Interview: Jacqueline Juri

>>Hier gibt‘s weitere Stimmungsbilder und die Interviews der vergangenen Wochen<<

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