Pfleger bei der Lebenshilfe Trofaiach
"Der Beruf muss zum Menschen passen"
Jakob Wadl arbeitet seit drei Jahren als Betreuer bei der Lebenshilfe in Trofaiach. Als Mann ist er im Bereich der Pflege in der Minderheit. Für ihn persönlich ist der Sozialberuf jedoch weder männlich, noch weiblich. Vielmehr gehe es darum, einen Beruf zu finden, der zu einem passt.
TROFAIACH. Jakob Wadl zählt zu den rund 13 Prozent männlichen Betreuern, die derzeit bei der Lebenshilfe in Trofaiach beschäftigt sind. Bei seiner Ausbildung zum Fachsozialarbeiter bei der Caritas in Graz war er einer von neun Burschen neben 13 Mädchen. Bei jener zum Pflegeassistenten beim bfi in Knittelfeld, die der 24-Jährige seit Oktober 2021 berufsbegleitend absolviert, ist er sogar der einzige Mann neben 13 Frauen.
Den Ausschlag, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, gab für ihn der Zivildienst, den er bei der Lebenshilfe Trofaiach absolvierte. Der Umgang mit Menschen mit Behinderung war für Jakob dabei nicht neu, auch im privaten Bereich hatte er immer wieder mit Menschen mit Beeinträchtigung zu tun – vom Nachbarn mit der Lernschwäche bis hin zur Mutter, die eine Zerebralparese hat. Sein Umfeld reagierte dementsprechend positiv auf seine Entscheidung: "Viele von meinen Verwandten und Bekannten haben gesagt 'super', sie würden sich das selber nicht zutrauen so einen Job zu machen."
Humor als Um und Auf
Seit drei Jahren arbeitet Jakob mittlerweile als Betreuer im "Wohnhaus 3" der Lebenshilfe Trofaiach. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen ist er für zehn Senioren mit Beeinträchtigung verantwortlich, kocht für sie, hilft beim Essen und Trinken, pflegt und betreut sie, nimmt sie aber auch mit auf Ausflüge. Für Jakob gibt es bei der Arbeit zwei Grundprinzipien.
"Wenn ich meinen Arbeitstag beende, dann überlege ich, ob ich mindestens einem Klienten – einem Bewohner – eine Freude machen konnte, ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte."
Jakob Wadl
Humor sei das Um und Auf. "Viele denken, dass Menschen mit Beeinträchtigung einen nicht verstehen, aber die verstehen sehr wohl, wenn man einen Witz macht", stellt Jakob klar. So führen seine Interpretationen von Helene Fischer oder Andrea Berg regelmäßig zu Lachkrämpfen und Freudensprüngen. "Das sind schon schöne Momente", erzählt der 24-Jährige. Das zweite Grundprinzip: "So zu pflegen, wie man selbst gepflegt werden möchte."
Arbeit, die zu einem passt
Obwohl die Zahl der Männer in der Pflege langsam steigt, ist der Bereich nach wie vor stark frauendominiert. Dies ist auch Jakob Wadl bewusst. Für ihn ist der Pflegeberuf jedoch weder männlich noch weiblich. Vielmehr gehe es darum, dass die Arbeit "zum Menschen passt": "Das Geschlecht spielt keine große Rolle, der Beruf ist sowohl für einen Mann als auch für eine Frau sehr gut geeignet und eine sehr lohnende Aufgabe." Nur beim Kochen habe er vielleicht noch etwas Aufholbedarf gegenüber seinen weiblichen Kolleginnen, stellt Jakob mit einem Schmunzeln fest.
Zur Person:
- Nach der Matura am Alten Gymnasium Leoben machte Jakob Wadl seinen Zivildienst bei der Lebenshilfe in Trofaiach.
- Bei der Caritas in Graz absolvierte er im Anschluss die Ausbildung zum Fachsozialarbeiter mit Schwerpunkt Behindertenbegleitung.
- Am 8. Juli 2019 startete Jakob Wadl im "Wohnhaus 3" bei der Lebenshilfe Trofaiach und betreut dort zehn Senioren mit Beeinträchtigung.
- Seit Oktober 2021 macht der 24-Jährige berufsbegleitend die Pflegeassistenzausbildung und vertieft seine Kenntnisse und Praxis im Bereich der Pflege.
- Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung empfindet Jakob als bereichernd und sinnstiftend. Wichtig sei es, mit sich selbst im Reinen zu sein, gerade im Notfall Ruhe zu bewahren und "manchmal einfach seinem Instinkt zu vertrauen".
Zur Info
Sozialberufe werden immer noch überwiegend von Frauen geleistet. Sind Männer dafür etwa weniger geeignet? Nein, lautet die klare Antwort der Lebenshilfe Trofaiach, die sich im Rahmen des Beratungsangebotes "100 Prozent – Gleichstellung zahlt sich aus" bewusst mit Gleichstellung in der Belegschaft auseinandergesetzt hat.Geschäftsführerin Verena Sturm hat entsprechende Schritte in der Ansprache von Männern gesetzt und eine Gleichstellungsstrategie im Betrieb verankert.
„100 Prozent – Gleichstellung zahlt sich aus“ hat das Ziel, Gleichstellung in den Unternehmen und Regionen nachhaltig zu verankern, sodass diese ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Das bringt Vorteile für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter, die Regionen und Gemeinden, sowie den Arbeitsmarkt.
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