Bipolare Störung
Trotz Berg- und Talfahrt ein glückliches Leben

Christian steht mit beiden Beinen im Leben: Er arbeitet ständig an sich selbst, um trotz bipolarer Störung ein glückliches Leben führen zu können. | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
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Der Leobener Christian Buchhaus hat gelernt, im Laufe der Jahre gut mit einer bipolaren Störung zu leben.

LEOBEN. „Ich bin mir sicher, dass diese Krankheit schon als Kind in mir entstanden ist. Nur zog damals so etwas niemand in Betracht, ich selbst hatte natürlich auch keine Ahnung“, sagt Christian Buchhaus, heute 62 Jahre alt. Mit 16 Jahren begann der gebürtige Grazer, der teilweise in Leoben aufwuchs und auch jetzt wieder hier lebt, eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem großen Möbelhaus. „Ich rebellierte als Kind und Jugendlicher oft gegen Familienmitglieder und hatte später ständig Kopfschmerzen, obwohl ich meine Arbeit gut und gerne ausübte, 20 Jahre lang.“

Himmelhochjauchzend

Dass das Verhalten in den Wochen, in denen er sich oft himmelhochjauchzend fühlte, Dinge in seinem Überschwang tat, die er später bereute, und danach wieder in ein tiefes Stimmungsloch fiel, einer bestimmten Krankheit zuzuordnen war, wusste Christian auch jetzt noch nicht. Erst nach der Scheidung von seiner ersten Frau 2012 fiel ihm deutlich auf, dass mit seinem Gesundheitszustand etwas nicht in Ordnung sein konnte. „Ich habe schließlich 2013 einen Koffer gepackt, bin an die Med Uni Klinik Graz gefahren und ließ mich drei Wochen lang stationär aufnehmen. In dieser Zeit wurde bei mir die bipolare Störung – vormals manische Depression – diagnostiziert und ich wurde mit Medikamenten eingestellt“, erzählt Christian.

Medikamente alleine genügen nicht

„Wer jetzt aber denkt, dass das Problem damit gelöst ist, der irrt“, sagt er. „Man muss zusätzlich dazu schon auch eine Verhaltenstherapie machen, denn nur die Medikamente alleine sind zu wenig, wie ich selbst bemerkt habe.“ Ein tägliches An-sich-arbeiten sei nötig. „Ich bin im ‚Libit‘ in Leoben in Verhaltenstherapie. Dort wird mit mir gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie ich aus negativen Situationen wieder herauskomme. Ich arbeite wirklich ständig an mir und versuche, mein Leben lebenswert zu gestalten“, betont der 62-Jährige, der zum Zeitpunkt des Gespräches mit der Woche gerade in einer manischen Phase ist. „Ich brauche zur Zeit wenig Schlaf, glaube, die Welt gehört mir und ich suche verstärkt Kontakt zu Mitmenschen. Das Kommunizieren ist mir jetzt enorm wichtig“, gibt Christian Einblick in den Gefühlszustand der Manie.

Mentale Krücken

Ist diese Phase zu Ende, geht es meist abwärts ins Tal der Depression. „Durch Konsequenz komme ich da aber immer wieder heraus. Wissen Sie, ein depressiver Mensch braucht mentale ‚Krücken‘. Für mich sind das zum einen zwei wunderbare Freunde in Graz, Peter und David, die ich oft besuche und die mich ermutigen. Zum anderen ist es die Musik, die ich gerne höre, und der Besuch im ‚Wendepunkt‘ in Leoben, wo ich ebenfalls liebe Freunde, darunter Michael, gefunden habe. Ich bin zwar manisch-depressiv, aber glücklich“, sagt er. Er wisse, dass ihn die Krankheit ein Leben lang begleiten würde, durch konsequentes Arbeiten an sich selbst, könne er aber durchaus ein angenehmes Leben führen.

Niemals aufgeben!

Anderen Betroffenen könne er nur raten, niemals aufzugeben und die Ratschläge von Ärzten und Therapeuten ernst zu nehmen und konsequent umzusetzen. „Nur so gelingt ein glückliches Leben“, weiß Christian. An die Gesellschaft richtet er einen Appell: „Die Menschen sollen aufwachen und erkennen, dass psychisch Kranke auch ganz normale Menschen sind, die eben anstatt eines gut erkennbaren Gipsbeines eine nicht sichtbare ‚Verletzung‘ haben. Bitte urteilt nicht über uns, sondern geht auf uns zu!“

Christian steht mit beiden Beinen im Leben: Er arbeitet ständig an sich selbst, um trotz bipolarer Störung ein glückliches Leben führen zu können. | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
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