Auslandsleobenerin
Ihre Vision führte sie nach Lyon

- Yvonne Lerchbammer-Kreith arbeitet seit 2024 im französischen Lyon: Das Foto entstand vor der Basilica Notre Dame de Fourviere.
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Die Trofaiacherin Yvonne Lerchbammer-Kreith ist als Investmentmanagerin international tätig, hat seit einem Jahr ihren Hauptwohnsitz im französischen Lyon, ist aber auch im tschechischen Brünn stationiert.
TROFAIACH, LYON. Zwölf Autostunden sind es von Leoben in die französische 520.000-Einwohner-Stadt Lyon – nach Paris und Marseille die drittgrößte Stadt des Landes. Hier lebt die in Leoben geborene und in St. Peter-Freienstein und Gai aufgewachsene Yvonne Lerchbammer-Kreith, nachdem sie stetig die Karriereleiter hochkletterte. „Mein Beruf ist Investmentmanagerin im Bereich Private Equity (PE). Darunter versteht man Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Da es keinen gleichwertigen deutschen Begriff dafür gibt, wäre Investmentmanagerin für Unternehmensbeteiligungen wohl am nächsten dran“, erklärt die 34-Jährige, die für eines der renommiertesten Investmenthäuser in der Medizin tätig ist und in innovative Unternehmen investiert, um die medizinische Forschung voranzutreiben.

- Yvonne Lerchbammer-Kreith zeigt auf das Gebäude, in dem ihr Büro ist.
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Beitrag zu Medizin und Krebsforschung
„Zwar gibt es in Österreich auch PE-Fonds, diese sind allerdings viel kleiner und nicht auf Biopharma-Firmen spezialisiert, die neuartige Medikamente herstellen. Ich wollte aber unbedingt einen Bezug zu medizinischer Chemie beim Investieren. Pharmafirmen sind auch oft größer als der spezialisierte Maschinenbauer, den man zum Beispiel in der Obersteiermark findet und kaufen könnte“, so Yvonne Lerchbammer-Kreith, die bereits früh die Eltern infolge von Krebs beziehungsweise Lungenembolie verlor. Dadurch entstand in ihr ein „unbändiges Bestreben, einen Beitrag zur Medizin/Krebsforschung zu leisten“, wie sie sagt.
"Ich vermisse die Heimat"
In Wien studierte sie deshalb Medizinische Chemie und war im Zuge ihres Doktorats erfolgreich in der Krebsforschung tätig. Der Entschluss, als Investorin tätig zu sein, reifte, „weil man hier im Gegensatz zur chemischen Laborarbeit auch wirklich viel bewegen und innovativen Firmen beim internationalen Wachstum helfen kann.“

- Wandern ist eines der Hobbys von Yvonne Lerchbammer-Kreith, hier mit Mann Florian (li.) und Arbeitskollegen vor dem Mont Blanc-Massiv.
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Die Heimat zu verlassen, fiel ihr sehr schwer: „Österreich ist einfach der schönste Fleck auf dieser Welt, und das weiß man gerade dann zu schätzen, wenn man andere Orte richtig ‚erlebt‘ hat. Ich vermisse die Heimat regelmäßig, gerade nach Besuchen zu Hause.“ Und diese finden einmal im Monat statt, wenn es sich einrichten lässt. „Der Kontakt zu meiner Familie ist mir sehr wichtig, und ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass auch sie mich öfter im Ausland besuchen kommt“, sagt die 34-Jährige, die mit dem Leobener Florian Lerchbammer-Kreith verheiratet ist, der aktuell in Zürich arbeitet.
Vieles anders in der Wahlheimat
Was sie in Lyon überrascht hat, war die Esskultur, die „unvergleichbar großartig“ ist. Eine ihrer Lieblingssüßigkeiten sei die „Praline rose de Lyon“, die sie neben einem Macaron fast täglich genießt. „Wenn ich schon in Frankreich bin“, lacht sie. Ansonsten gebe es „wirklich immer“ viel Käse und Fondue. Große Unterschiede im Vergleich zu Österreich bemerke sie bei den Wartezeiten bei Ärzten, die in Lyon wesentlich kürzer sind. „Der Straßenverkehr ist weniger aggressiv, die Züge in Frankreich sind ebenfalls großartig, über 300 km/h schnell, Sitzplatz garantiert und sehr pünktlich.“ Negativ falle ihr auf, dass die Straßen oft schmutziger sind, mehr Obdachlose zu sehen seien und man das Auto aufgrund von Vandalismus nicht ruhigen Gewissens auf der Straße geparkt lassen könne.

- Eine Rückkehr in die Heimat ist von Yvonne Lerchbammer-Kreith sehr erwünscht.
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Mit Einheimischen anfreunden
„Man merkt, dass die Menschen hier andere Dinge priorisieren. Arbeit und Leistung haben einen ganz anderen Stellenwert in Frankreich, es ist hier viel ‚elitärer‘, die Selektion startet bereits im Kindergarten, der eigentlich eine Schule ist“, lässt die Trofaiacherin einblicken, deren Hobbys Wandern und Singen sind. Die größte Herausforderung sei es, nicht als Ausländerin wahrgenommen zu werden, es zu schaffen, sich mit den Einheimischen anzufreunden.
Die Verständigung finde im Beruf grundsätzlich auf Englisch statt, aber auch in der Freizeit: „Mein Französisch aus der Schule reicht für den Alltag, Einheimische sprechen aber dann doch lieber Englisch mit mir.“
Chance zur Rückkehr
Was stets im Gepäck von zu Hause mit dabei sei, seien Kernöl und Sauvignon Blanc aus steirischen Weinbergen. Eine Rückkehr in die Heimat sei von ihr sehr erwünscht. „Ich will meinen Beruf langfristig auch aus der Steiermark heraus ausüben, allerdings muss die Politik den Finanzplan attraktivieren, damit eigene Fonds mit Fokus auf Lifescience-Investments gegründet werden können. Ich werde die Chance zur Rückkehr ergreifen, sobald sie sich ergibt“, betont Yvonne Lerchbammer-Kreith.
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