Wachküssen der Innenstadt
Krapfen statt Donut: Trofaiach als Vorzeigebeispiel

Der Trofaiacher Bürgermeister Mario Abl (re.) blickte gemeinsam mit Stephan Auer-Stüger (Österreichischer Städtebund), Roland Gruber (nonconform) und  Nina Svanda (Forschungsbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung an der TU Wien) auf die erfolgreiche Entwicklung "seiner" Stadt.  | Foto: nonconform
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  • Der Trofaiacher Bürgermeister Mario Abl (re.) blickte gemeinsam mit Stephan Auer-Stüger (Österreichischer Städtebund), Roland Gruber (nonconform) und Nina Svanda (Forschungsbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung an der TU Wien) auf die erfolgreiche Entwicklung "seiner" Stadt.
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  • hochgeladen von Verena Riegler

Im Kampf gegen die Leerstände der Innenstadt hat sich Trofaiach europaweit als positives Beispiel etabliert. 

TROFAIACH (red). Seit Jahren kämpfen Städte und Dörfer mit dem Phänomen aussterbender Zentren. Vor den Türen der Gemeinden werden Einkaufszentren und Wohnsiedlungen angelegt, die alten Ortskerne verstummen immer mehr. Im schlimmsten Fall entsteht durch die fehlende Aktivitäten Leerstand in ehemals lebendigen Stadt- und Ortsmitten. Um diesem Trend entgegen zu wirken, begleitet das Büro nonconform seit vier Jahren die Stadt Trofaiach in der Innenstadtentwicklung. Trofaiach ist dadurch mittlerweile zu einem Leuchtturmbeispiel für urbane Zukunftsstrategien über die Grenzen Österreichs hinaus geworden. 
Im Rahmen eines Pressefrühstücks warf das Team von nonconform gemeinsam mit Bürgermeister Mario Abl, sowie mit Stephan Auer-Stüger, Experte für Stadtentwicklung beim Österreichischen Städtebund und mit Nina Svanda vom Forschungsbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung an der TU Wien einen Blick auf die Entwicklungen in Trofaiach.

Stadt- und Ortszentren wachküssen

"Der sogenannte Donut-Effekt frisst die Ortskerne leer. Er entzieht Kommunen ihre Identität und macht sie für kommende Generationen unattraktiv“, erklärte Roland Gruber, Geschäftsführer von nonconform, die Entwicklung mit der aktuell viele Städte und Dörfer in ganz Europa zu kämpfen haben. Zuerst entvölkern sich die Ortszentren, danach rutschen auch Gewerbe, Handwerk, Geschäfte und Gastronomie ins Donut-Loch. Anstatt des "Donut-Effektes", brauche es "einen Krapfen-Effekt, damit in den kommunalen Zentren wieder die Süße des Lebens spürbar wird“, betonte Gruber. Um das zu erreichen bedarf es laut der Experten drei wichtige Aspekt des "Wachküssens":  1. Innenentwicklung vor Außenentwicklung, 2. Innovative und lustvolle Öffentlichkeitsbeteiligung sowie 3. Installierung eines/r Zentrumskümmerers/in. Die Grundvoraussetzung allerdings sei, dass die handelnden Personen vor Ort Rückgrat und Durchhaltevermögen beweisen. So wie es in Trofaiach bereits gelungen sei.

Das Beispiel Trofaiach

Nach einer Phase der extremen Zunahme an Zentrums-Leerstand – mit bis zu 35 leerstehenden Objekten – identifizierten die Stadtverantwortlichen von Trofaiach die Entwicklung des Stadtzentrums als gemeinsam zu lösende kommunale Hauptaufgabe – mit Hilfe des Wissens und Prozess-Know-hows von nonconform. Ziel: den Donut in einen Trofaiacher Krapfen zu verwandeln. 
In einem umfassenden Beteiligungsprozess der nonconform Ideenwerkstatt mit rund 1.000 Bürgern wurde gemeinsam ein Rezept zur Belebung des Stadtkerns entwickelt – aus rund 800 eingebrachten Ideen. „Von Anfang an war spürbar: Die Trofaiacher wollen wirklich etwas verändern. Und es war schnell klar, dass das Ziel der Ortskernbelebung nicht durch überhastete Renovierungen erreicht werden kann“, erzählte Bürgermeister Mario Abl. Vielmehr habe es unterschiedlichster einander ergänzender Maßnahmen bedurft, für deren Umsetzung auch jemand Sorge tragen müsse: der Zentrumskümmerer. Er wurde mit dem Trofaiacher Erich Biberich gefunden. 

Bilanz nach drei Jahren

Drei Jahre später kann eine positive Bilanz gezogen werden: Betriebe, Start-Ups, Zwischennutzungen und Initiativen haben bereits rund zwei Drittel der leerstehenden Objekte neu besiedelt. Auch das zuvor viele Jahre leerstehende Wirtshaus öffnete wieder seine Pforten, die von stingl-enge architekten mutig gestaltete Begegnungszone weist den schwächeren, aber begegnungsoffeneren Verkehrsteilnehmer mehr Stadtraum zu. Ein zehn Jahre lang leerstehendes Innenstadthaus beherbergt nun die Musikschule.

Weitere Schritte

Im Dialog mit privaten Eigentümern versuchen Zentrumskümmerer, Politik und Verwaltung Immobilien für zentrumsnahes Wohnen zu reaktivieren. Auf einer brachliegenden Bahntrasse wird in den kommenden Jahren neuer Wohn- und Lebensraum entstehen und eine Verbindung zwischen einzelnen Stadtteilen geschaffen. 2018 war Trofaiach Gastgeber eines Treffens von Stadt- und Ortskernkümmerern aus dem gesamten deutschen Sprachraum und forcierte die Verfestigung dieses erfolgreichen Konzepts sowie die Vernetzung der Akteure.

Termin

Am 18. und 19. September lädt nonconform in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt, dem Österreichischen Städtebund, dem Land Steiermark und der Stadtgemeinde Trofaiach zum Vernetzungstreffen Wir kümmern uns! in Trofaiach. Gemeinsam werden dort Strategien zur Stärkung der Orts- und Stadtkerne entwickelt.

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