„Man darf und sollte darauf ansprechen“
Der 10. September ist weltweit der Suizidprävention gewidmet. Ein Tag, um bewusst mit dem Tabu zu brechen.
LEOBEN. Alljährlich sterben weltweit mehr als 800.000 Personen durch Suizid, bis zu 25 Mal so viele unternehmen den Versuch dazu. Im Bezirk Leoben nahmen sich im Zeitraum 2013 – 2016 jährlich acht Menschen das Leben, zehnmal so viele versuchten es. Eine trockene Statistik, hinter der verzweifelte Menschen stehen, die Familien, Freunde und Kollegen in einem Leben zurücklassen, das für sie aussichtslos erschien. Wie Experten wissen, steht im Fall von Suizid selten der Wunsch nach dem Tod im Vordergrund, sondern vielmehr jener nach Ruhe vor einer als hoffnungslos empfundenen Situation. Erfahrungen zeigen, dass Mitmenschen, die sich rechtzeitig um den gefährdeten Menschen kümmern, ein Gespräch beginnen, Anteilnahme zeigen, fürsorglich eingreifen, in vielen Fällen diese Leben retten können.
Nicht wegschauen!
In der Suizidprävention spielt vor allem auch die Vernetzung vieler Menschen und Institutionen (Familie, Freunde, Lehrer, Gemeinden, Gesundheitswesen, etc.) eine wichtige Rolle. „Jeder Einzelne von uns kann etwas zur Suizidprävention beitragen. Das Wichtigste ist es, nicht wegzuschauen, wenn man bemerkt, dass jemand in einer Krise steckt. Erste Anzeichen dafür können etwa nach Schicksalsschlägen ein Zurückziehen sein, Gedanken der Hoffnungslosigkeit, ein verändertes Aussehen, auf das vielleicht weniger Wert gelegt wird oder das Vernachlässigen von bisher wichtigen Dingen wie das Ausüben von Hobbys“, erklärt Ulrike Fuchs, Regionalteamleiterin der Suizidpräventionsstelle Go-on in Leoben, Bruck und Mürzzuschlag, die mit ihrem Team durch Vorträge oder Workshops öffentlich über Suizid informiert.
Wissen schützt
Das Thema totzuschweigen und zu tabuisieren – so wie es noch viel zu oft passiert –, sei ein großer Fehler. Denn je mehr Wissen und Informationen die Menschen rund um das Thema haben, desto mehr Suizide könnten vermieden werden. „Viele haben Angst davor, darüber offen zu sprechen. Man darf und soll als Laie aber darauf ansprechen, wenn man bei jemandem Suizidgedanken befürchtet oder dieser sie gar bereits ausgesprochen hat. Dadurch kann man niemanden erst auf die Idee eines Suizids bringen. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich die allermeisten Menschen dadurch aufgehoben und entlastet fühlen und das reicht dann oft schon, um einen Suizid zu verhindern“, weiß Ulrike Fuchs. Die größten Fehler mache man, indem man einem Gespräch nicht genug Zeit gibt, verurteilt und geringschätzt.
An Experten wenden
Menschen, die einen Suizid einer Person befürchten oder selbst von solchen Gedanken betroffen sind, sollten sich unverzüglich an Beratungszentren wie etwa das LIBIT wenden. Gehe es darum, Wissen zum Thema präventiv einzuholen, sei die Suizidpräventionsstelle Go-on in Leoben die richtige Adresse.
Eine Kerze am Welttag
Das Thema Suizid vor den Vorhang zu holen und bewusst und offen darüber zu sprechen, ist auch das Ziel des Welttages der Suizidprävention, der heuer bereits zum 16. Mal an einem 10. September und unter dem Motto „Hand in Hand für Suizidprävention“ international abgehalten wird. Als gemeinsames Zeichen kann um 20 Uhr eine Kerze in der Nähe des Fensters angezündet werden, um sich an einen geliebten verlorenen Menschen zu erinnern oder an Hinterbliebene nach Suiziden zu denken.
KONTAKT
LIBIT Leobener Initiative für Beratung Information und Therapie
Vordernberger Str. 7, 8700 Leoben
Tel.: 03842 470120
Go-on Kompetenzzentrum für Suizidprävention
Vordernbergerstraße 7 (Gebäude LIBIT)
8700 Leoben
Telefon: 0664/ 88 54 88 76
Mail: le@suizidpraevention-stmk.at
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