Notschlafstelle "Haus Franziskus"
Obdachlosigkeit hat viele Gesichter

Janina Riedler leitet seit November 2021 die Notschlafstelle in Leoben-Lerchenfeld und hat ein offenes Ohr für die Anliegen der Gäste.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • Janina Riedler leitet seit November 2021 die Notschlafstelle in Leoben-Lerchenfeld und hat ein offenes Ohr für die Anliegen der Gäste.
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Obdachlosigkeit ist in der Stadt Leoben kaum sichtbar, was jedoch nicht heißt, dass das Problem nicht existiert, wie Janina Riedler erzählt. Sie leitet die Caritas-Notschlafstelle Haus Franziskus in Leoben-Lerchenfeld, wo Betroffene ein Dach über dem Kopf erhalten und auf Menschen treffen, die ihnen beratend und unterstützend zur Seite stehen.

LEOBEN. Beim Thema Obdachlosigkeit denken viele in erster Linie an den älteren Herren mit grauem Bart und dreckiger Kleidung, der auf der Parkbank sitzt. . Dass dem nicht so ist und Obdachlosigkeit in Wahrheit viele Gesichter hat, zeigt ein Gespräch mit Janina Riedler. Seit November 2021 leitet sie die Notschlafstelle der Caritas in Leoben-Lerchenfeld, besser bekannt als Haus Franziskus, die heuer ihr fünfjähriges Bestehen feiert.

"In Leoben ist Obdachlosigkeit unsichtbar, das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt."
Janina Riedler, Leiterin der Caritas Notschlafstelle Haus Franziskus

"Derzeit haben wir nur einen Gast. Die Wintermonate sind bei uns aber traditionell eher ruhig. Richtig los geht es meist ab März, im Sommer hatten wir vergangenes Jahr sogar bis zu elf Nächtigungsgäste gleichzeitig", erzählt Riedler. Insgesamt verfüge das Haus Franziskus über 15 Betten, aufgeteilt auf drei Zimmer. Wobei das Riedler zufolge nicht allzu viel heiße, schließlich versuche man, den Menschen so viel Privatsphäre wie möglich zu gewähren. 

Obdachlosigkeit kann jeden treffen

"Gerade am Anfang lassen wir die Menschen einfach einmal ankommen und geben ihnen Ruhe", betont Riedler. Scham sei in diesem Zusammenhang ein großes Thema für viele der Gäste. "Der Schritt, eine Notschlafstelle aufzusuchen, ist kein leichter", weiß die Leobenerin. Eine Tatsache, die so nicht sein müsse, schließlich könneObdachlosigkeit eigentlich jede und jeden treffen – "das lernt man im Laufe der Jahre", so Riedler. Ob es sich um einen jungen Studierenden, eine Mutter mit Kind handle oder eine ältere Frau. Vielfach sei es eine Abwärtsspirale, in denen sich die Betroffenen befänden und die sie ins Haus Franziskus führe: Menschen verlieren unerwartet ihren Job, können sich die Wohnung nicht mehr leisten, werden delogiert, kommen vielleicht anfangs noch bei Bekannten oder der Familie unter, doch auch damit ist irgendwann Schluss. 

Der Eingang zur Notschlafstelle "Haus Franziskus" im Leobener Stadtteil Lerchenfeld.  | Foto: Gaube
  • Der Eingang zur Notschlafstelle "Haus Franziskus" im Leobener Stadtteil Lerchenfeld.
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Menschen, die dahinter stehen

Im Haus Franziskus können sie wieder zu Kräften kommen. Dafür sorgen die fünf hauptamtlich Tätigen und über 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die die Menschen mit Respekt empfangen. Auch hier zeige sich – ähnlich wie bei den Gästen – ein kunterbuntes Bild an Menschen, Geschichten, Hintergründen und Motiven für ihr Engagement. Doch genau das mache das Haus Riedler zufolge so besonders: "Für die Gäste ist es unglaublich schön zu sehen, dass so viele Menschenhinter ihnen stehen". 

Generell sei die Hilfsbereitschaft rundherum enorm, berichtet die Leiterin der Notschlafstelle. So seien derzeit auch alle Lager gefüllt - mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln sowie Kleidung. Besonders in der Weihnachtszeit sei die Spendenbereitschaft enorm gewesen, aber auch unterm Jahr gebe es immer wieder Menschen, die das Haus Franziskus mit Spenden unterstützen. Wo immer Verstärkung gebraucht werde, sei im Nachtdienst. Hier wäre man dankbar für weitere Freiwillige, berichtet Janina Riedler: "Wenn das jemanden interessiert, kann er oder sie gerne zu einem unverbindlichen Informationsgespräch vorbeikommen". 

In der Caritas-Notschlafstelle "Haus Franziskus" bekommen die Bewohnerinnen und Bewohner auch ein Frühstück.  | Foto: Caritas Steiermark
  • In der Caritas-Notschlafstelle "Haus Franziskus" bekommen die Bewohnerinnen und Bewohner auch ein Frühstück.
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Während die Arbeit in der Notschlafstelle natürlich von Zeit zu Zeit herausfordernd sei, sieht Janina Riedler, wie viel Positives hier bewirkt werde. Im Haus Franziskus finden die Gäste nicht nur ein Dach über dem Kopf, zu Essen, Hygieneprodukte und Co. sondern Menschen, die ihnen beratend zur Seite stehen, mit ihnen gemeinsam Behördengänge meistern, oder einfach nur zum Reden da sind. Schlussendlich sei es natürlich am schönsten, wenn jemand die Notschlafstelle wieder verlassen könne. Ganz besonders in Erinnerung ist Riedler dabei ein 16-jähriges Mädchen, das mit seiner Mutter ins Haus Franziskus kam. Während diese nur schlecht Deutsch sprach, gelang es der Tochter sowohl eine Wohnung als auch einen Job für die Mutter zu organisieren.

"Das war wirklich faszinierend, wie dieses 16-jährige Mädchen das alles gemanagt hat."
Janina Riedler, Leiterin der Caritas Notschlafstelle Haus Franziskus"

Zum "Haus Franziskus"

In der Caritas Notschlafstelle Haus Franziskus wird wohnungslosen Frauen, Männern und Familien in Notsituationen eine Unterkunft sowie Beratungen und niederschwellige Unterstützung angeboten.

Kontakt:
  • Adresse: Karrergasse 10, 8700 Leoben
  • E-Mail:­ haus.franziskus@caritas-steiermark.at
  • Tel.: 0676 / 880 158 515
  • Öffnungszeiten: Während der Wintermonate (November bis März) ist die Notschlafstelle täglich von 18.40 Uhr bis 8 Uhr, im Sommer (April bis Oktober) von 19 Uhr bis 8 Uhr geöffnet.

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