Seegraben stirbt: Erinnerungen eines Schulkindes
Vor 50 Jahren, am 28. März 1964 wurde der Bergbau Leoben-Seegraben geschlossen.
LEOBEN. In Erinnerung an die Schließung des Kohlenbergbaues in Leoben-Seegraben vor 50 Jahren gibt es am Freitag, 28. März, um 18 Uhr eine Gedenkveranstaltung.
Beim Bergmannsdenkmal in Judendorf-Seegraben (in der Nähe der Volksschule Seegraben) lautet das Motto "Auf den Mann mit dem Licht vergesset mir nicht."
Unter der Regie von Stadtrat Harald Tischhardt wirken dabei mit: der Musikverein "Glück auf", die Bergkapelle und Knappschaft Seegraben und die Steirerherzen Seegraben.
Der Bergbau Seegraben war der älteste Kohlenbergbau Österreichs. Erste Kohlenfunde erfolgten 1606, ab 1726 der Abbau in größerem Umfang. Die ursprünglichen drei Reviere wurden bis 1900 in die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft aufgenommen. Gefördert wurde eine hochwertige Glanzkohle, die zum größten Teil firmenintern in Donawitz verwendet und nur zu einem geringen Teil als Hausbrand verkauft wurde.
Der Abbau wurde 1964 eingestellt. Die Zentralförderanlage, der Zahlbruckner Schacht, ein von weitem sichtbares Wahrzeichen der Stadt, wurde am 27. August desselben Jahres gesprengt.
Gert J. Wlasich, in den 60er- und 70er-Jahren ein bekannter Journalist und Lehrer in Leoben (siehe Spalte links), hat im deutschen Verlag Kalwang & Eis zum 50. Jahrestag der Schließung des Kohlebergbaus ein Buch veröffentlicht. In "Seegraben stirbt" (Aus einem Kindertagebuch) offenbart der heute 70-Jährige mit den Augen eines Kindes die Eindrücke aus seiner frühen Jugend und schildert zugleich seine Welt außerhalb der Kohlegruben.
Kurrentschrift
In den Jahren 1952 bis 1958 hat Gert J. Wlasich aus der Sicht eines Schulkindes, mit Wohnsitz "Bremsberg", die leeren Seiten alter Kalenderbücher mit "allem möglichen Zeugs" aufgefüllt - in Kurrentschrift. Lebendig schildert er in Kapiteln wie "ABC-Haus-Romantik", "Nacktarschiger Weiberstreit", "Opas Bergkittel", "Dorf Tollinggraben - untergegangen" ein Stück Leobener Zeitgeschichte.
"Das Büchel habe ich eigentlich erstellt, weil ich immer noch darunter leide, wie ratzeputz die Alpine Montangesellschaft und die damalige Leobener Stadtverwaltung nahezu alle industriellen Baudenkmäler beseitigt haben", sagt Wlasich.
Gert J. Wlasich war von 1964 bis 1971 Lehrer an den beiden Leobener Hauptschulen, an der Volksschule und am Realgymnasium. Ab 1979 leitete Wlasich die obersteirische Redaktion der Kleinen Zeitung. 1979 übersiedelte er nach Berlin, wo er lange Jahre als Journalist und Leiter des Scheringianums tätig war. Heute ist er Buchautor mit Veröffentlichungen im Verlag Kalwang & Eis.
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