Griaß di, Zukunft
Unsere Lebensmittel sind zu wertvoll für die Tonne

In der Steiermark landet pro Haushalt und Jahr Essen im Wert von 288 Euro im Müll.  | Foto: Shutterstock
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  • In der Steiermark landet pro Haushalt und Jahr Essen im Wert von 288 Euro im Müll.
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Im Rahmen der Serie "Griaß di, Zukunft" betrachten wir diesmal das Thema Lebensmittelverschwendung aus unterschiedlichen Perspektiven: Wo fallen die größten Mengen an? Was macht das mit unserer Umwelt und wie kann jede und jeder Einzelne gegensteuern? 

STEIERMARK/LEOBEN. Wer kennt es nicht? Für das Wochenende hat sich Besuch angekündigt und als gute Gastgeberin hat man reichlich eingekauft: Frisches Brot und Gebäck, knackiges Gemüse und Aufstriche für eine gute Jause. Dazu noch drei Packungen Käse und vier Würfel Butter, schließlich war beides in Aktion. Doch dann kommt alles anders. Der Besuch fällt aus. Die Freunde sagen krankheitsbedingt ab. Der Großeinkauf – völlig umsonst. Was tun mit dem vielen Essen? Fürs Einfrieren fehlt der Platz, und mehr als essen kann man nicht. Gut fühlt man sich dabei eh nicht, doch was soll man anderes machen, als das trockene Brot wegschmeißen? 

Vom Kühlschrank in die Tonne

In den österreichischen Privat-Haushalten fallen jährlich rund 741.500 Tonnen Lebensmittelabfälle beziehungsweise -verluste an, 418.000 Tonnen davon – und damit mehr als die Hälfte – gelten als potenziell vermeidbar.Diese und weitere Zahlen hält der Statusbericht 2023 des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie bereit (nachzulesen unter www.bmk.gv.at). In der Steiermark ist es dem Nachhaltigkeitsressort des Landes zufolge Essen im Wert von 288 Euro, das pro Haushalt Jahr für Jahr im Müll landet. 


Lebensmittelabfälle fallen nicht nur in Privat-Haushalten sondern entlang aller Stufen der Lebensmittelkette an:

  • Primärerzeugung: 9.600 Tonnen
  • Verarbeitung und Herstellung: 187.400 Tonnen
  • Einzelhandel und andere Formen des Vertriebs von Lebensmitteln: 84.300 Tonnen
  • Gaststätten und Verpflegungsdienstleistungen: 178.400 Tonnen
  • private Haushalte (inkl. Eigenkompostierung): 741.500 Tonnen
  • Gesamtaufkommen: 1.201.200 Tonnen

  • Quelle: Umweltbundesamt 2023, Zahlen für das Jahr 2021


    Wir haben mit Gernot Kreindl, dem Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Leoben, über das Thema Lebensmittelverschwendung gesprochen und ihn gefragt, was so problematisch daran ist, wenn Lebensmittel im Müll landen. Die wichtigste Botschaft daraus: Es geht um Ressourcen, die unnötig verbraucht werden und Emissionen, die verursacht werden. "Die Lebensmittel, die wir konsumieren, müssen zuerst einmal irgendwo produziert werden, sei es in der Region, in einem anderen Bundesland, anderswo in Europa oder auf einem anderen Kontinent. Das heißt da entstehen schon einmal große Mengen an Emissionen, bis die Produkte überhaupt zu uns beziehungsweise in den Handel gelangen", so Kreindl.

    Was besonders häufig weggeworfen wird

    Doch nicht erst beim Transport sowie bei der Kühlung und Lagerung würden Emissionen entstehen, sondern auch davor bei der Herstellung und Produktion, betont Kreindl. Laut WWF Österreich gehen insgesamt rund zehn Prozent des globalen Ausstoßes an Treibhausgassen auf das Konto von Lebensmittelverschwendung. Die beiden größten Gruppen an Lebensmitteln, die gekauft aber nicht gegessen werden, sind in Österreich Brot und Backwaren (28 Prozent) sowie Obst und Gemüse (27 Prozent), gefolgt von Milchprodukten, Eiern und Käse (12 Prozent) und Fleisch, Wurstwaren und Fisch (11 Prozent).

    Was stehst du zum Thema Lebensmittelverschwendung?

    Tierische Produkte, die im Müll landen, sind dabei besonders schlecht für unser Klima, werden doch bei ihrer Herstellung deutlich größere Mengen an Ressourcen benötigt und Emissionen verursacht. Man denke etwa an die Rinderhaltung: "So ein Rind produziert während seiner Lebenszeit eine große Menge an Methan, das dadurch in die Atmosphäre gelangt. Dabei muss man wissen, dass Methan, also CH4, ein noch schädlicheres Treibhausgas ist als CO2." 

    Als Beispiel: 

    • Rund 146.000 Tonnen Brot und Backwaren werden von österreichischen Haushalten jährlich gekauft aber nicht gegessen. WWF zufolge entspricht diese Menge einem CO2-Äquivalent von rund 80.300 Tonnen. 
    • Zugleich werden jedes Jahr etwa 12.800 Tonnen Rindfleisch gekauft aber weggeworfen. Das wiederum entspricht einem CO2-Äquivalent von rund 244.480 Tonnen.
    Rund 741.500 Tonnen Lebensmittelabfälle fallen in den österreichischen Haushalten jedes Jahr an, 418.000 Tonnen davon – und damit mehr als die Hälfte – wären vermeidbar. | Foto: Abfalllwirtschaftsverband Knittelfeld
    • Rund 741.500 Tonnen Lebensmittelabfälle fallen in den österreichischen Haushalten jedes Jahr an, 418.000 Tonnen davon – und damit mehr als die Hälfte – wären vermeidbar.
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    Falsche Planung, fehlendes Bewusstsein

    Doch woran liegt es, dass so viele wertvolle Lebensmittel nicht in den Mündern der Menschen, sondern im Abfall landen? Für Gernot Kreindl ist das fehlende Bewusstsein ein wichtiger Grund für die Verschwendung von Lebensmitteln. 

    "Ich glaube ein Großteil der Verluste fällt in Haushalten durch den Überkonsum an, weil man beispielsweise durch Aktionen wie 'kauf drei, zahl zwei' oft mehr kauft, als man eigentlich braucht beziehungsweise essen kann."
    Gernot Kreindl, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Leoben

    Fehlende Planung und ein mangelnder Überblick über die eigenen Vorräte seien weitere Gründe, die dazu führen würden, dass schlussendlich mehr Essen im Müll landet, als notwendig. Dann gehe es natürlich auch um persönliche Vorlieben, um Essgewohnheiten. "Viele Leute wollen dann auch nicht mehrmals hintereinander das Gleiche essen, und so bleibt es liegen, verschimmelt beziehungsweise wird dann irgendwann einmal entsorgt", gibt Kreindl zu bedenken. Zu guter Letzt fehlt in Haushalten aber auch oft das Wissen darüber, wie man Lebensmittel haltbar machen und Reste weiterverwenden kann.

    Gernot Kreindl, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Leoben, hält fehlendes Bewusstsein und Überkonsum für Gründe, warum so viele Lebensmittel weggeworfen werden. | Foto: RegionalMedien Steiermark
    • Gernot Kreindl, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Leoben, hält fehlendes Bewusstsein und Überkonsum für Gründe, warum so viele Lebensmittel weggeworfen werden.
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    Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

    Um Lebensmittelabfälle zu Hause so gut wie möglich zu vermeiden, gilt es, bewusst einzukaufen, die Produkte richtig zu lagern und Reste zu verwerten, bevor sie schlecht werden. 

    • Überlege zuhause, was du brauchst und schreibe dir eine Einkaufsliste.
    • Kaufe bewusst und nimm nur so viel mit, wie du auch wirklich verbrauchen kannst – vermeide Impulskäufe oder hungrig einkaufen zu gehen. 
    • Du kannst auch Produkte kaufen, die bald ablaufen oder Obst und Gemüse, das optisch nicht mehr einwandfrei ist, wenn du weißt, dass du es zuhause verarbeiten kannst. 
    • Achte darauf, deine Lebensmittel richtig zu lagern, um eine möglichst lange Haltbarkeit sicherzustellen. 
    • Checke zuhause via Geruch und Aussehen, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist und wirf es nicht automatisch weg, wenn etwa das Mindeshaltbarkeitsdatum überschritten ist. 
    • Friere Überschüsse ein oder mach sie haltbar. 
    • Verarbeite Reste zu neuen Speisen, anstatt sie einfach wegzuwerfen. 

    Initiativen zur Lebensmittelrettung

    Der eigene Haushalt ist ein Bereich, wo man auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen achten kann. Darüber hinaus gibt es auch größere Initiativen, die sich für die Rettung von Lebensmitteln einsetzen. Eine Möglichkeit ist etwa die App, "Too Good To Go", wo du ganz einfach und günstig zu Lebensmittel kommst, die entweder nur tagesaktuell frisch sind (Gebäck) oder kurz vor dem Ablaufen ihres Verbrauchsdatums bzw. Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. MeinBezirk.at hat vor einiger Zeit den Selbsttest in Leoben gemacht:

    In einigen steirischen Städten (Leoben zählt leider nicht dazu) gibt es zudem Standorte sogenannter Foodsharing-Fairteiler. Diese bieten dir die Möglichkeit, übriggebliebene Lebensmittel oder zu viel gekochtes Essen hinzubringen. Andere freuen sich darüber. Eine Liste der Standorte findest du unter Nachhaltig-in-Graz.at.

    Einige Supermärkte bieten zudem sogenannte "Obst- und Gemüsekisterl", wodurch Lebensmitteln eine zweite Chance gegeben wird. Es handelt sich dabei um Produkte aus Großverpackungen, in denen einzelne Artikel nicht mehr verkäuflich waren, die aber selbst einwandfrei sind. 

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