Grüne Leopoldstadt
Verein Orient Express als "Frau des Jahres" geehrt
Beratungsstelle, Schutzeinrichtung und Lernzentrum: Der Verein "Orient Express" wird mit dem Preis „Frau des Jahres 2022“ der Grünen Leopoldstadt ausgezeichnet.
WIEN/LEOPOLDSTADT. Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Weil jede eine zu viel ist, wollen die Grünen Leopoldstadt mit dem Preis „Frau des Jahres 2022“ ein Zeichen setzen.
Stellvertretend für alle Frauen, die sich aus der Gewaltspirale befreien und ein selbstbestimmtes Leben führen, ging die Auszeichnung an "Orient Express". Der gemeinnützige, politisch- und konfessionell unabhängige Verein (2., Schönngasse 15-17) bietet anonyme und kostenlose Unterstützung für Frauen und Mädchen.
Gegründet wurde Orient Express 1988, um türkischen Frauen neben Freizeitgestaltung vor allem Deutschkurse zu bieten. Wegen der hohen Nachfrage folgte 1993 eine starke Erweiterung des Angebots.
Hilfe für Frauen in allen Lebenslagen
"Wir beraten und betreuen Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte mehrsprachig, vor allem auf Türkisch und Arabisch", erzählt Najwa Duzdar, Leiterin der Beratungsstelle von Orient Express. Geholfen wird etwa bei familiären und partnerschaftlichen Problemen, Gewalt und Missbrauch, Zwangsheirat, Genitalverstümmelung oder Generationenkonflikten. Außerdem gibt es ein eigenes Lernzentrum mit Basisbildungskursen zur Erlernung grundlegender Fertigkeiten in Lesen, Schreiben und Deutsch sowie mathematischer und digitaler Kompetenzen.
Der Fokus des Vereins liegt auf Zwangsheirat und Verwandtschaftsgewalt. "In unserer eigenen Koordinationsstelle werden auch Rückholungen von verschleppten Frauen und Mädchen organisiert", so Duzdar. Zudem bietet man in der Schönngasse, wo sich der Sitz des Vereins befindet, Schutzunterkünfte.
31 Femizide im vergangenen Jahr
"Das Schicksal jeder von Gewalt betroffenen Frau geht über den symbolischen Preis hinaus", betont Mona Aglan, Beraterin bei Orient Express. Alleine 2021 gab es 31 Femizide in Österreich, einer dieser Frauen widmete der Verein seine Auszeichnung. "Fadoma H. hat, nur wenige Monate bevor sie ermordet wurde, einen Lehrgang zur Gewaltprävention bei uns gemacht", erzählt Aglan.
Fadoma H. war sehr engagiert und setzte sich ehrenamtlich für andere Frauen ein. Als sie ihrer Freundin, die von ihrem Exmann bedroht wurde, helfen wollte, musste sie dafür mit ihrem Leben bezahlen. "Für uns war diese Nachricht ein großer Schock", so die Beraterin. Dies zeige, wie wichtig Gewalt- und Krisenprävention ist und das niederschwellig und mehrsprachig.
"Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen ist so unglaublich groß, weshalb die Arbeit von Orient Express so immens wichtig ist", betont Viktoria Spielmann, Gemeinderätin, Landtagsabgeordnete und Sprecherin der Grünen Frauen Wien. Dies unterstreicht auch Frauensprecherin und Bezirksrätin der Grünen Leopoldstadt, Nina Nöhrig mit den Worten: "Orient Express leistet einen ganz wichtigen Beitrag im Kampf gegen Gewalt an Frauen."
"Gemeinnützige Vereine und Organisationen wie Orient Express leisten eine wichtige Aufgabe. Unsere Aufgabe in der Politik ist es, dafür Sorge zu tragen, dass die finanziellen und strukturellen Mittel weiter verbessert werden", so Nationalratsabgeordnete Meri Disoski (Grüne). Mehr über den gemeinnützigen Verein Orient Express gibt's unter 01/728 97 25 oder www.orientexpress-wien.com
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