„Schwarze Jagd“ im Bezirk

Auf einer Hinweistafel im Sölktal wurde das Fell einer Gams gefunden. | Foto: Peitler
  • Auf einer Hinweistafel im Sölktal wurde das Fell einer Gams gefunden.
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Der steirische Schriftsteller Peter Rosegger nannte einst das Wildern „Die große Lust und Sünde“. Im Bezirk ist diese Lust wieder aufgelebt.

Die Geschichte des Wilderns gibt es seit dem Mittelalter. Vor Jahrhunderten hat der Adel den Bauern das Betreten des Waldes verboten und das Recht zur freien Jagdausübung entzogen.

Viele der Entrechteten griffen zur Selbsthilfe, um ihre Familien ernähren zu können. So färbten sie die Gesichter schwarz, damit sie auf ihrem Pirschgang nicht erkannt werden konnten. Daher kommt auch der Ausdruck „schwarze Jagd“. Immer wieder kam es zu erbitterten Kämpfen zwischen Forstorganen und „Wildbratlern“, die nicht selten mit dem Tod endeten.

Die Wilderer hatten jedoch einen Ehrenkodex, den sie strikt einhielten: gewildert wird nur wegen des Fleisches. Diesen Ehrenkodex gibt es heutzutage nicht mehr, die Wilderer jedoch schon.

Karl Peitler, Förster in der Sölk, entdeckte am 4. April 2011 auf seiner Fahrt ins Revier auf einer Hinweistafel vor dem Gatschberg (nach Stein/Enns) die Decke (Fell) einer Gämse. „Erst beim Näherkommen erkannte ich, dass es sich um eine Gamsdecke handelt. Ich bin aus dem Auto ausgestiegen, habe das Einschussloch entdeckt und sofort Fotos gemacht. Ich habe meinen Bezirksjägermeister verständigt und danach die Polizei geholt“, so Peitler. Und erzählt weiter: „Das Haupt ist abgetrennt worden, ebenso die Läufe. Einer davon ist an die Hinweistafelstange gelegt worden, ein anderer Lauf wurde in der Kleinsölk gefunden. Da das Tier fachmännisch aus der Decke geschlagen wurde, kann das meines Erachtens nur ein Profi gewesen sein“, meint Peitler, für den es sich bei dieser Tat um einen Bosheitsakt handelt.
Der zuständige Gröbminger Polizeibeamte Manfred Brugger wollte zu diesem Fall nicht Stellung nehmen, da die Ermittlungen noch im Gange sind.

Auch der Raum Ardning, Liezen und Selzthal blieb von den Wilderern nicht verschont. Dieter Weißensteiner vom Bezirksjagdamt bestätigt: „Von unseren Jägern wurden im vergangenen Jahr vier eingegangene Rehe aufgefunden. Der Tatort lag immer in der Nähe von öffentlichen Straßen. Ich gehe davon aus, dass die Wilderer mit Scheinwerfern die Tiere blenden und diese dann vom Auto aus erschießen“, so Weißensteiner.
Tierquälerei
Dieter Weißensteiner erklärt: „Die Vorfälle sind nicht nur Eingriff in fremdes Jagdrecht, sondern echte Tierquälerei. Die Täter verwenden Kleinkalibergewehre, damit der Schussknall sie nicht verrät. Diese Kaliber verursachen oft schwerste Verletzungen, sind aber nicht immer tödlich“. Weißensteiner beklagt: „Not und Ehrenkodex der Wilderer sind längst passé. Den Autowilderern geht es nur um die Trophäe. Für diesen Wildfrevel gibt es hohe Geld- und sogar Haftstrafen.“

Dass des öfteren der Zufall Kriminaldelikte klärt, beweist dieser Vorfall: Ein Bad Ischler geriet am Pötschenpass in eine gewöhnliche Routine-Verkehrskontrolle. Im Kofferraum lag ein gewilderter Gamsbock aus einem steirischen Revier. Der Prozess folgt.

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