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Ein Herz für Wechselkröten

Krötenexperte Franz Huebauer. | Foto: BRS/Köck
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Krötenexperte und Naturfreund Franz Huebauer hat mit der StadtRundschau Linz bei einem Rundgang im Industriegebiet über Tierbegegnungen, Verhaltensforschung und Naturschutz gesprochen.

LINZ. Nach einer langen Beobachtungsnacht trifft sich Krötenexperte und Naturfreund Franz Huebauer mit der StadtRundschau zum Gespräch. Im Hintergrund hört man das Pfeifen einer nahe gelegenen Industrieanlage und den Lärm von LKWs. Nahe kommen wir den Wechselkröten aber nicht, denn um die seltene Art nicht zu stören, schauen wir uns nur deren Lebensraum an. Zu finden sind die Kröten im Linzer Industriegebiet und sonst hauptsächlich in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

Schon früh von der Natur begeistert

Schon als Kind war Huebauer von der Natur fasziniert und hat Tiere beobachtet. "Angefangen hat alles mit dem Fischen", erzählt er. Um diese zu fangen, beobachtete er zuerst ganz genau ihr Verhalten. Dadurch und mit Hilfe von speziellen selbst-gebauten Ködern, konnte er eine Vielzahl von Fischen fangen, die er danach wieder in die Freiheit entließ.

Seine Begeisterung für die Natur verraten auch ungewöhnliche Begegnungen mit Tieren. Beim Angeln schaute einmal eine Wanderratte vorbei, die aus seinem Fischfutter-Kübel fressen durfte. Nachdem sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte, konnte er sie sogar streicheln. "Niemand hat so viel Geduld wie ich. Wenn andere schon weg sind, bin ich noch da", sagt Huebauer.

Über Umwege zur Verhaltensforschung

Eigentlich wollte er Biologie studieren, doch sein Weg führte ihn erst nach seiner Arbeit als Großhandelskaufmann zur Verhaltensforschung. Im Jahr 2012 begann er mit dem Beobachten von Schmetterlingen. Seit 2016 hat er sich ganz dem Verhalten von Wechselkröten verschrieben. Fast jeden Tag ist er vor Ort, mindestens zwei Stunden lang. Der Ablauf ist dabei nie gleich. "Es ist von den Tieren abhängig, was sie von sich zeigen wollen. Sie selbst entscheiden, wie lange ich sie beobachten kann", sagt Huebauer. Wechselkröten seien je nach Temperatur und Jahreszeiten unterschiedlich lange aktiv. Im Sommer beginne ihre Aktivität in der Dämmerungszeit und könne bis in die frühen Morgenstunden dauern.

Krötenexperte Franz Huebauer bei der Arbeit. | Foto: BRS/Köck
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Wie ein Baum in der Landschaft

Im Feld hat Huebauer seine eigene Methode. In einem Abstand von etwa 50 Zentimetern Entfernung vom Bau der Kröten, harrt der 58-Jährige nahezu regungslos auf einem Dreibein-Stockerl aus, um sie zu beobachten. Er trinkt nicht, isst nicht und geht nicht auf die Toilette. "Ich versuche mich dabei möglichst wenig zu bewegen und wie ein Baum in der Landschaft zu verschwinden, um die Tiere nicht zu stören", so der Krötenexperte. Denn auf Geräusche würden sie sehr empfindlich reagieren. Um von Spaziergängern und ihren bellenden Hunden nicht gestört zu werden, die an ihren Teichen vorbei kommen, würden Wechselkröten sogar Wanderkorridore zu angrenzenden, ruhigeren Arealen nutzen.

Von Biologen und Fachexperten unterstützt

"Egal zu welchem Tier ich mich setze, ich erforsche alles. Mein ganzes Leben dreht sich um die Forschung", sagt Huebauer. Er führt all seine Beobachtungsstudien sowie die statistischen Auswertungen der Daten selbst durch. Auch eigene Messgeräte – etwa um die Luft- und Wassertemperatur bestimmen zu können – hat er sich dafür besorgt. Für seine Recherchen nimmt er Fachliteratur und das Internet zu Hilfe. Außerdem wird er von freiberuflichen Biologen und Experten aus Institutionen wie der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich (OÖ), dem Linzer Biologiezentrum, der naturkundlichen Station in Linz sowie dem oberösterreichischen Naturschutzbund unterstützt.

Natur- und Klimaschutz ist wichtig

Huebauer ist es ein großes Anliegen, Menschen die Wertschätzung für die Natur wieder näher zu bringen. "Ich bin unendlich fasziniert von der Natur und besonders von den Wechselkröten. Ich bin überzeugt, dass ich noch viel über sie herausfinden werde", so der Krötenexperte. Außerdem möchte er die Öffentlichkeit mit seinen Publikationen über schwindende Lebensräume in Linz informieren und dadurch wertvolle Biotope für seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten. Denn der Klimawandel sei auch im Linzer Industriegebiet – etwa an austrocknenden Teichen der Kröten – sichtbar. Huebauer ist überzeugt: "Je besser man ein Tier kennt, desto besser kann man es schützen."

Wechselkröten bei der Paarung. | Foto: Franz Huebauer
  • Wechselkröten bei der Paarung.
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Weitere Informationen zur Wechselkröte

Die gefährdete Wechselkröte kommt in Österreich hauptsächlich im Linzer Industriegebiet sowie in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland vor. Charakteristisch sind der Trillerruf des Männchens und ein grünes Fleckenmuster auf der Haut. Wechselkröten können bis zu fünfzehn Jahre alt werden. In Österreich kommt diese Art nur in sekundären, also von Menschen geschaffenen Lebensräumen vor. Zur Fortpflanzung benötigen sie flache Gewässer wie Regenpfützen als Laichtümpel. Diese finden sie meist auf Schotterflächen und Lagerplätzen. Durch Verbauung und Versiegelung werden diese Flächen aber häufig zerstört. Folienteiche helfen, die Art zu erhalten.

Artenschutzprojekte unterstützen

Wer Artenschutzprojekte des OÖ. Naturschutzbundes unterstützen möchte, kann mit Spenden oder freiwilliger Mitarbeit helfen. Mehr Infos unter.

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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