Corona-Massentests
Linz kritisiert die Bundesregierung und arbeitet an eigenem "Plan B"
Die Linzer Politik kritisiert die fehlende Unterstützung seitens der Bundesregierung für die geplanten Massentests und bereitet sich gerade mit Plan B und Plan C selbst darauf vor.
LINZ. Rund 90.000 Linzer sollen von 11. bis 14. Dezember im Rahmen der Corona-Massentests getestet werden. Viele Details dazu sind allerdings bis heute unklar. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) kritisiert die Bundesregierung dafür scharf. Auch zwölf Tage nach der Ankündigung warte man auf wesentliche Antworten und Unterstützung. "Man lässt uns hier seitens des Bundes völlig allein im Regen stehen", sagt Luger. Damit sich alle Linzer, die das möchten, testen lassen können, bereitet sich die Stadt nun selbst vor. "Enttäuscht und entsetzt über die Abwälzung der Aufgaben" zeigt sich auch Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ). Man werde aber alles dafür tun, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Die Tests seien aber zu 100 Prozent freiwillig.
22.000 Tests pro Tag
Insgesamt braucht es 75 Teststraßen, um den Ansturm bewältigen zu können. Große Anlaufstellen sollen im Design Center, der Tips-Arena und der Tabakfabrik eingerichtet werden. Weitere Örtlichkeiten, wie Volkshäuser oder Turnsäle werden gerade begutachtet. 300 medizinisch geschulte Personen werden die Tests durchführen und dabei von rund 500 Mitarbeitern des Magistrats unterstützt, die administrative Aufgaben übernehmen sowie sich um Zuweisung, Verpflegung, Entsorgung der Schutzausrüstung und ähnliches kümmern. Ein Tester schafft etwa 300 Abstriche pro Tag. 22.000 dieser Antigen-Schnelltests sollen pro Tag durchgeführt werden. Das Ergebnis bekommt man nach etwa 15 Minuten.
Wackelige IT-Infrastruktur
Knackpunkt ist die IT-Infrastruktur, etwa ein Anmeldesystem, um Wartezeiten zu vermeiden. Der Bund hat hier eine eigene Lösung angekündigt, doch die Linzer Verantwortlichen sind skeptisch, ob diese in so kurzer Zeit problemlos funktionieren wird. Deshalb arbeitet man gemeinsam mit dem Land OÖ an einem "Sicherheitsnetz", notfalls auch an einer Lösung nur für Linz. "Plan B oder Plan C", nennt das Raml.
Positiv, was jetzt?
Völlig offen ist noch, was nach einem positiven Testergebnis passieren soll. Auch da vermissen Luger und Raml Vorgaben der Bundesregierung. Drei Varianten sind denkbar: ein zweiter Antigentest unmittelbar danach, ein PCR-Test, wobei diese laut Luger vor Ort nicht zusätzlich bewältigbar wären oder eine sofortige Absonderung ohne zweiten Test.
Lehrer und Polizei zuerst
Vor den Massentests wird am 5. und 6. Dezember das Personal von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen getestet. Von 7. bis 10. Dezember sind die Mitarbeiter der Polizei an der Reihe. Anders als der Massentest werden diese beiden Testphasen vom Bundesheer bzw. Rotem Kreuz und Polizei organisiert.
Baier bietet Hilfe an
Für die Abwicklung des Massentests werden Freiwillige gesucht. Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) plädiert dafür, alle Kräfte zu bündeln und bietet an, auch innerhalb der ÖVP freiwillige Mitarbeiter zu suchen. Weiters solle die Stadt den eigenen Mitarbeitern diese Zeit als Sonderurlaub abgelten.
Weiter hohe Infektionszahlen
Mit Stand Freitag 10 Uhr waren in Linz 1.420 Personen mit dem Corona-Virus infiziert, knapp 2.500 in Quarantäne. 160 Linzer befinden sich derzeit in Spitalsbehandlung, 40 davon auf der Intensivstation. Der Lockdown hat bisher nur die Spitzen des Zuwachses gekappt. Die Zahl der Kranken und Infizierten ist weiter sehr hoch. Im Gegensatz zu Österreich und Oberösterreich verzeichnet Linz bislang im Vergleich zu Vorjahr noch keine Übersterblichkeit.
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