Ein Waldbauer rebelliert gegen die Wissenschaftselite
Er selbst bezeichnet sich als verarmten Mittelständler. Er ist Archäologe, Schwerpunkt Urgeschichte; er ist Philosoph und er ist Forstwirt. Seine revolutionär aufwallendes Blut kühlt er mit philosophischen Gedanken. Johannes Hofer sinniert in der Bauernstube seines Hofes in Kindberg-Hadersdorf über die fehlgeleiteten Eliten der Wissenschaft, die seiner Ansicht nach sich in eine arroganten Starre fallen haben lassen.
Er hat seine 28 Thesen gegen den Klimawandel zwar nicht ans Tor der Grazer Universität "genagelt" – wie einst Martin Luther, aber er hat sie vor dem Dekanat der Geisteswissenschaftlichen Fakultät "angebracht". "Ganze sieben Minuten hat es dort gehangen, dann wurde es abgenommen", erzählt Johannes Hofer, ein studierter Volkswirt; Geschichte und Philosophie setzte er noch drauf.
In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten hat er ähnliche Plakate mit jeweils 28 Thesen im Hauptgebäude der Universität Graz, im Resowi Zentrum der Uni Graz, im Hauptgebäude der Uni Wien sowie an anderen Universitäten und Orten in Österreich in der Auflage von mehreren hundert Stück angebracht. "Die Resonanz fiel bescheiden aus, die wirtschaftlichen Eliten in Österreich verweigern den Diskurs mit mir", sagt Johannes Hofer, der sich selbst den Titel "wissenschaftlicher Außenseiter" verpasst hat. "Bleiben die Eliten weiterhin so starrköpfig in ihren Elfenbeintürmen, dann muss ich über radikalere Maßnahmen nachdenken."
Sein größter Vorwurf: "Die Wissenschaftskultur orientiert sich absolut nicht an den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft. Angesichts der Klimakrise wäre es höchst an der Zeit zu handeln."
Krise wird nicht anerkannt
Im Kern richten sich Hofers Thesen an den von Menschen verursachten Klimawandel, den auch die Wissenschaft noch immer nicht als existenzbedrohend ansieht. "Heute im Zeitalter der Postmoderne wird immer deutlicher, dass gerade die Wissenschaftskultur durch einen inadäquaten, nicht mehr beherrschbaren Komplexitätszuwachs die Menschheit sowie die gesamte Biosphäre in die größte Krise der gesamten Kulturgeschichte geführt hat", formuliert es Johannes in seiner zweiten These.
In These 16 steht: "Die Wissenschaftskultur ist die unduldsame Leitkultur unserer Gesellschaft. Der schlimme Zustand unserer Biosphäre ist letztendlich ihr Produkt und ihr Verdienst."
Auszug aus These 27: "Wenn der gesamte Geschichtsverlauf bisher im Wesentlichen irrational bestimmt war, woher nehmen unsere Fortschrittsoptimisten die Gewissheit, dass gerade das 21. Jahrhundert durch die menschliche Vernunft und Wissenschaftskultur planbar und zum Wohle der gesamten Menschheit gestaltet werden kann?"
Johannes Hofer ist auch als Archäologe tätig. Nicht unweit von seinem Bauernhof steht der Mürzhofener Kultstein, den er gerade detailliertest vermisst. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse stehen unmittelbar bevor.
Übrigens: Reaktionen auf die 28 Thesen hat es schon gegeben, aber aus dem anglikanischen Raum. Der Prophet, in diesem Fall ein Philosoph, gilt im eigenen Land halt immer noch nichts.
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