Interview
Breitenfeld Edeldstahl AG: Solide Entwicklung in heiklen Zeiten
Gilbert Krenn, Vorstandsvorsitzender der Breitenfeld Edelstahl AG, stand uns Rede und Antwort.
Vielleicht können Sie unseren Lesern zum Einstieg erstmal erklären, was die Breitenfeld Edelstahl AG eigentlich so macht.
GILBERT KRENN: Unsere Produktpalette umfasst die Erzeugung von Rohblöcken in konventioneller oder umgeschmolzener Ausführung, geschmiedetes Halbzeug zur Weiterverarbeitung, bis hin zum geschmiedeten, bearbeiteten Stabstahl. Wir produzieren jährlich 120.000 bis 130.000 Tonnen Stahl für Kunden in ganz Europa.
Das Unternehmen blickt auf eine 75-jährige Geschichte zurück. Was waren die größten Meilensteine für den Betrieb?
Richtig, die Firma wurde 1942 von der Familie Pengg als "Eisenwerk Breitenfeld" gegründet. Um die Jahrtausendwende kam es zu einem wesentlichen Strategiewechsel durch die jetzigen Eigentümer (Rudolf Jurak: 90 Prozent, Herbert Buhl: 10 Prozent). Dadurch konnten wir uns zum Edelstahlproduzenten weiterentwickeln. Ich denke, das war der größte Meilenstein in der Firmengeschichte, da wir uns seither in ganz Europa als Qualitätslieferant positionieren konnten.
Wie sieht die Unternehmensstruktur heute aus? Schließlich gab es ja zuletzt einige Veränderungen.
Ja, nach dem Abgang von Gerhard Hackl, der in den letzten zwölf Jahren viel für das Unternehmen geleistet hat, habe ich zu meiner Rolle als kaufmännischer Geschäftsführer den Vorstandsvorsitz übernommen. Der weitere Vorstand wurde mit Andreas Graf im technischen und Jürgen Frank im vertrieblichen Bereich betriebsintern verstärkt. Insgesamt haben wir 320 Mitarbeiter am Standort, davon sind ab September 19 Lehrlinge, die wir in sechs verschiedenen Sparten ausbilden.
Wie spürt ihr den in der Region allgegenwärtigen Fachkräftemangel?
Selbstverständlich ist der Facharbeitermangel auch bei uns ein Thema. Vor allem in der Produktion suchen wir laufend nach Mitarbeitern. Wir können uns allerdings glücklich schätzen, einen guten Stamm zu haben und regeln das Problem so gut wie möglich selbst. So haben wir die Qualität unserer Ausbildung in den letzten Jahren massiv erhöht und unterstützen unsere Auszubildenden in vielen Bereichen, weit über das übliche Maß einer Lehre hinaus. Wir nehmen jährlich drei bis vier Lehrlinge auf und haben immer um die 15, 16 Bewerber. Das freut mich sehr.
Breitenfeld hatte in der Region nicht immer den besten Ruf. Das Trend-Magazin hat euch nun allerdings zum Top-Arbeitgeber gekürt. Worauf führen Sie das zurück?
Wir haben in den letzten Jahren viel bewirkt und sind in sämtlichen Bereichen stets damit beschäftigt, die Qualität zu erhöhen – sei es in der Ausbildung, der Sicherheit oder der Mitarbeitergesundheit. Für diese Auszeichnung sind wir sehr dankbar.
Die Voestalpine Tubulars in Kindberg hat unlängst 125 Mitarbeiter abgebaut. Wie beurteilen Sie die Zukunft der Stahlindustrie im Mürztal?
Wir haben zum Glück einige der Betroffenen aus Kindberg aufnehmen können, aber die Situation zeigt gut, dass es in der Stahlindustrie immer Konjunkturzyklen gibt. Die Entwicklungen hängen auch eng mit der Autoindustrie zusammen, daher stellt sich immer auch die Frage, wie sich diese entwickelt. Als Stahlproduzent und Händler ist es besonders wichtig, dass man wie wir auf mehreren Standbeinen steht.
Global gesehen droht Deutschland eine Rezession, in Italien hat sich vergangene Woche die Regierung aufgelöst und was der Twitterkönig in den USA als nächstes macht, ist auch nicht abzusehen. Mit einer Prognose in diesen Zeiten tue ich mir etwas schwer.
Die Industrie gilt als einer der größten Produzenten von CO2. Welche Rolle spielt der Klimaschutz in Breitenfeld?
Dahingehend setzen wir viele Maßnahmen und versuchen uns stets zu verbessern. In den letzten Jahren ist es uns gelungen, den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren. Wir vermeiden es, Legierungen zuzukaufen und legen großen Wert auf die Wiederverwendung von Abfallstoffen. Gemeinsam mit der Montanuni Leoben arbeiten wir an einem Projekt namens Oxysteel, mit dem die Energieeffizienz weiter gesteigert und der CO2-Ausstoß erheblich reduziert bzw. in den Prozess rückgeführt werden soll.
Das Geschäftsjahr 2018/19 wurde vor Kurzem abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie damit?
Der Anfang des Jahres verlief ehrlich gesagt verhalten. Wir hatten mit rückläufigen Aufträgen zu kämpfen. Ab Dezember konnten wir Boden gut machen. Insgesamt haben wir einen leichten Umsatzrückgang zu verzeichnen, der sich allerdings in Grenzen hält. In Anbetracht der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, haben wir uns gut geschlagen. Ich bin zufrieden.
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