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So denkt das Mürztal über die Einführung der Viertagewoche

Eine im britischen Cambridge durchgeführte Studie zur Viertagewoche sorgt derzeit für Aufsehen. Ein halbes Jahr lang testeten 61 Unternehmen das neue Arbeitszeitmodell und waren von den Erfahrungen begeistert.

MÜRZTAL/CAMBRIDGE. Der Idee nur noch vier Tage pro Woche bei vollem Lohnausgleich zu arbeiten, können wohl viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas abgewinnen. Dass es auch auf Arbeitgeberseite Vorteile bringen könnte weniger zu arbeiten, zeigt nun eine Studie der Universität in Cambridge. Nach einem halben Jahr Testlauf wollen 56 von 61 Unternehmen die Vier-Tages-Woche beibehalten. 18 Firmen, die an der Studie teilgenommen haben bestätigen gar, dass sie das Konzept bereits als dauerhaft eingeführt haben. 

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Weniger Krankenstände, höhere Motivation, mehr Umsatz

Überzeugend wirken vor allem die nackten Zahlen: Krankenstände haben sich im Zeitraum der Studie um 65 Prozent verringert, die Zahl der Angestellten, die in dieser Zeit das Unternehmen verließen, fiel um 57 Prozent. Wirtschaftlich konnte trotz weniger Arbeitszeit der Umsatz im Schnitt um 1,4 Prozent gesteigert werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten, sich weniger gestresst oder müde zu fühlen, ihre körperliche und psychische Fitness verbesserte sich.

Die Vier-Tage-Woche im Mürztal

Auch im Mürztal gibt es bereits Pioniere, die mit der Vier-Tage-Woche vorangehen, so etwa Maschinenbau Koller in Seebach bei Aflenz. "Die Erfahrungen bislang sind sehr gut. Bei einer Umfrage haben 60 Prozent der Mitarbeiter angegeben, dass sich durch die Arbeitszeitanpassung die Zufriedenheit am Arbeitsplatz deutlich verbessert hat", erzählt Geschäftsführer Wolfgang Grabner bereits vor einem Jahr im Interview. 

Wolfgang Grabner ist Geschäftsführer bei Maschinenbau Koller. Dort wurde bereits im Jänner 2022 die Möglichkeit zur Vier-Tage-Woche eingeführt. | Foto: Martin Meieregger
  • Wolfgang Grabner ist Geschäftsführer bei Maschinenbau Koller. Dort wurde bereits im Jänner 2022 die Möglichkeit zur Vier-Tage-Woche eingeführt.
  • Foto: Martin Meieregger
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Dem Arbeitszeitmodell etwas abgewinnen können auch die Sicherheitsexperten der Sam GmbH in Kindberg. "Ich finde es gut, wenn sich die Leute ihre Arbeitszeit an ihre Lebenszeit anpassen können. Wir gestalten das äußerst flexibel. Wir haben sehr viele Teilzeitkräfte, davon arbeiten Dreiviertel bereits in einer Vier-Tage-Woche. Auch für Vollzeitkräfte wäre das Modell aber denkbar wenn es für die Person passt", sagt Prokuristin Kathrin Podolan

Kleiner Unternehmen tun sich schwer

Steuerberaterin Sabine Kaltenbrunner zeigt sich da etwas skeptischer. "Grundsätzlich ist es für Arbeitnehmer sicher toll, für kleinere Firmen es aber nicht so einfach, da die Kunden davon ausgehen, dass die ganze Woche jemand für sie da ist. Das große Problem dabei ist aber sicher der Lohnausgleich, der für Unternehmen in unserer Größe nicht so einfach zu stemmen sein wird. Ich bin dem Thema aber durchaus aufgeschlossen gegenüber", so Kaltenbrunner. 

Sabine Kaltenbrunner ist dem Konzept einer Vier-Tage-Woche nicht abgeneigt, sieht aber Schwierigkeiten für kleinere Betriebe. | Foto: Pashkovskaya
  • Sabine Kaltenbrunner ist dem Konzept einer Vier-Tage-Woche nicht abgeneigt, sieht aber Schwierigkeiten für kleinere Betriebe.
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Interessiert daran aber für ihn nicht umsetzbar ist auch Siegfried Teubenbacher, Geschäftsinhaber vom ecc Kindberg. "Klar wäre eine Vier-Tage-Woche wunderbar, aber für mich als Selbständigen gilt nach wie vor die Devise, ich arbeite selbst und ständig", scherzt Teubenbacher. 

Die Wirtschaft kann das verkraften

Eine Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich ist für Franz Mayer, ehemaliger Geschäftsführer von at2steel, durchaus ein Zukunftsmodell. "Ich bin der Meinung, die Wirtschaft kann das verkraften. Ich habe die Auffassung, dass es künftig weg von der Quantität geht und hin zur Qualität. Wenn wir motivierte Mitarbeiter haben, die vier Tage gemeinsam mit uns voll im Einsatz sind, dann glaube ich, dass das sogar produktiver ist, als fünf Tage, wo die Mitarbeiter am Ende ausgelaugt sind", so Mayer. 

Mein Kommentar zum Thema:

Kürzer arbeiten, aber gleich viel verdienen

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