„Es ist ein Bild der Verwüstung“

60Bilder

Katastrophenalarm im Zirbenland. Helfer waren im Großeinsatz.

martina.baernthaler@murtaler.at

„Wir haben uns nur in den Armen gehalten und geweint“, schildert Maria Kaltenegger die bangen Stunden, die sie und ihre Tochter Elke gestern erleben mussten. Über das Fenster sind die beiden ins Freie gelangt, ehe die Wassermassen das Haus fluteten. Die neu renovierten Sanitärräume kaputt, das Haus verschlammt. Eineinhalb Meter hoch stand das Wasser im Gebäude. Ein Unwetter wie jenes, das gestern über dem Zirbenland niederging, hat die Bevölkerung bislang noch nie gesehen.
Nur wenige Tage vor dem „Schwarzen Freitag“, der sich jährt und den Wölzertalern aufgrund des Hochwassers leider nur allzugut in Erinnerung geblieben ist, wütete in den Nachmittagsstunden des 3. Juli ein heftiges Unwetter im Zirbenland. In eineinhalb Stunden fielen in Amering - St. Georgen - Obdach - Kathal und Weißkirchen bis zu 177 Liter Niederschlag pro Quadratmeter- ein trauriger Rekord in der Steiermark. Zuviel für den Granitzenbach, den Georgener Bach und den Lauslingbach, die an mehreren Stellen über die Ufer traten, Straßen überspülten, Keller fluteten und landwirtschaftliche Flächen schwer beschädigten. Die kleinen Bäche wurden zu reißenden Fluten. Um ca. 17 Uhr ertönte der Einsatzalarm, wenig später wurde bereits Katastrophenalarm ausgerufen. Die Feuerwehr Obdach wurde als Erstes alarmiert, schlussendlich waren dann fast alle Wehren des Bereiches Judenburg mit Ausnahme des Pölstales im Einsatz, 156 Mann mit 32 Fahrzeugen wurden vom Weißkirchener Rüsthaus aus an die verschiedenen Einsatzorte dirigiert.
„Wir haben als Erstes diverse Auspumparbeiten und Absperrungen vorgenommen“, beschreibt Bereichsfeuerwehrkommandant Friedrich Quinz die ersten Ausfahrten.
Am Mittwochvormittag wurde das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. „Das Unwetter im Zirbenland ist, was die Schäden an der Infrastruktur betrifft, vergleichbar mit jenem im Wölzertal“, so Katastrophenschutzreferent Kurt Kalcher.
Im Lauslinggraben in Richtung Tirolerwirt, in Kathal, wo ein Ehepaar mittels Drehleiter geborgen werden musste und ein Güterzug der ÖBB entgleiste und im Kienzlergraben hat das Unwetter am schlimmsten gewütet.
Die Verzweiflung ist den Betroffenen ins Gesicht geschrieben. Hilde Staubmann und ihrem Mann Franz, die neben dem Lauslingbach wohnen, wurde angst und bang. „Es hat zuerst ordentlich geregnet, dann sind eiergroße Hagelkörner heruntergekommen und dann haben wir bemerkt, dass der Bach immer mehr anschwillt und verdächtig zu rauschen beginnt. Wir haben nur gehofft, dass die Wassermassen nicht bis ins Haus kommen“, so Hilde Staubmann. Vier Carports und 15 Meter Holz hat der Lauslingbach weggerissen. Übrig geblieben ist ein Bild der Verwüstung.
Den Wassermassen hilflos zusehen musste auch Walter Mos–tegl aus Kathal. Als er gegen 16 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, war die Zufahrt zu seinem Anwesen bereits verlegt, die Wiesen geflutet. Fast eineinhalb Meter hoch stand auch das Wasser im Keller. „Es war brutal“.

Erkundungsflüge
Ein Hubschrauber des Bundesheeres war Mittwochvormittag mit dem Ameringer Bürgermeister Peter Bacher auf Erkundungsflug, um die Lage zu sichten. „Es es katastrophal. Die Situation ist nicht einfach für uns, da viele Wegstücke weggerissen wurden. Als Erstes versuchen wir die Infrastruktur wieder herzustellen. Einige Häuser sind einsturzgefährdet, es ist erschreckend, ein Bild der Verwüstung“, so Bacher.
Ein derartiges Schadensausmaß hat der Bürgermeister in seiner Gemeinde noch nie erlebt. 10 Bagger waren zu Redaktionsschluss im Einsatz, um die Gehöfte, die teilweise noch von der Außenwelt abgeschnitten waren, wieder passierbar zu machen.

Wo: Obdach, Obdach auf Karte anzeigen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.