Theater Oberzeiring
Happy End - oder was?

- Ute Maria Olschnegger, Julia Faßhuber und Tobias Kerschbaumer in der Österreichpremiere von „Happy End (keine Garantie)" im Theater Oberzeiring.
- hochgeladen von Hans Georg Ainerdinger
Na Bravo. Dass man ins Theater geht, um sich durch die Handlung fangen zu lassen, ist die Norm. Diesmal klappt das im THEO anders. Überfall. Das Publikum wird gleich einmal in Geiselhaft genommen.
2023 hat der in Düsseldorf lebende, 1990 in Hamburg geborene Felix Krakau „Happy End (keine Garantie)" geschrieben. Holger Schober bekam vom Rowolth-Verlag dieses Theaterstück des ebenfalls dort schreibenden Kollegen angeboten. „Das ist es!" stellte er begeistert fest, adaptierte es für das Theater Oberzeiring. Am 12. Februar hatte es dort ausverkaufte Österreich-Premiere.
Holger Schober, der auch Regie führte: „Ich habe das Stück ausgesucht, weil es so wahnsinnig schön ist. Weil so viele Themen drin sind, um die es in unserer Zeit geht: wie gehen wir mit der Umwelt um, wie gehen wir miteinander um, wie geht die Politik mit uns um, wie kann man unsere Welt besser machen - das alles aber ohne erhobenen Zeigefinger!" Ihm hat die Idee der Geiselnehmer gefallen, die Theaterbesucher als Geiseln zu nehmen. Wobei die es gut meinen, aber nie richtig herauskommt, was sie eigentlich wollen. Erst ganz zum Schluß erfährt man ihre Forderungen. Gut gemeint, grandios gescheitert. Es gibt keine Variante zwei für die Welt. Da erzählt eine Geiselnehmerin viel über das Theater, weil sie Schauspielerin werden wollte. Schober: „Man erfährt viel über Schauspieler und Leute am Theater!" Das ursprünglich für eine leere Bühne geplante Stück lässt er im Bühnenbild der gerade am Spielplan stehenden Boulevard-Komödie handeln: „Die Leute müssen ja aus irgendeinem Grund da sein. Sie wollen etwas sehen, werden dann plötzlich als Geiseln genommen!" Stimmig.
Schober hat das temporeiche Stück hin auf drei Akteure ziseliert. Von vollem akrobatischen Einsatz bis zu Sprechchören, von Empathie bis Aggression überzeugend „Bella Top Secret" Julia Faßhuber, „Alexandra Il Capo" Ute Veronika Olschnegger und „Meister Sören" Tobias Kerschbaumer. Letzterer ist neu im Ensemble, Schober sagt über ihn: „Ich hoffe, er ist noch viele Male da bei uns, weil er wieder ganz eigene Komik einbringt!"
Die Story. So kann es nicht weitergehen. Sie wollen aber, dass es weitergeht. Wo bleibt das Happy End für uns, für die Erde? Sie haben sich gedacht: Jemand muß etwas tun! Sie haben gedacht: Dieser Jemand sind wir! Um ihren Forderungen nach dem größten Deal der Geschichte mit der (übrigens breiten Kärntner Dialekt sprechenden) Bundesregierung Nachdruck zu verleihen, werden Geiseln genommen. Ob das Happy End erreicht wird, zeigt sich, wenn man im THEO in Geiselhaft gerät.
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