MURTAL
"Bin mir keiner Schuld bewusst"

Eine politisch motivierte Hetzkampagne ortet NRAbg. Wolfgang Zanger in der „Liederbuch-Affäre“, die ihn zum Ziel von Angriffen macht.  | Foto: Pfister
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NRAbg. Wolfgang Zanger ist in der Vorwahlzeit ins Schussfeld der Kritik geraten. Anlass ist der Besitz eines umstrittenen Liederbuches. Wir haben ihn zum Interview gebeten.

NRAbg. Wolfgang Zanger sieht sich vor der Landtagswahl in der Steiermark mit massiven Vorwürfen und Rücktrittsaufforderungen durch politische Mitbewerber und Kunstschaffende konfrontiert, nachdem öffentlich bekannt wurde, dass er ein Liederbuch mit einer Liedersammlung, die von der Grazer Burschenschaft Cheruskia zusammengestellt worden war, besitzt. Darin enthaltene rassistische und frauenfeindliche Liedertexte wurden via Facebook-Posting auch von FPÖ-Landesparteichef Mario Kunasek als „widerlich und abstoßend“ bezeichnet. Die „Kronen Zeitung“, die den Fall ins Rollen brachte, zitierte teils obszöne Texte aus dem besagten Liederbuch. Der Inhalt des Liederbuchs sei „vulgärer und gefährlicher Müll“, aber man dürfe „einen Politiker nicht einfach in eine Nazi-Diskussion verwickeln, nur weil er vor 14 Jahren ein Buch geschenkt bekommen hat“, so Norbert Hofer gegenüber der „Krone“. Für Mario Kunasek, den Spitzenkandidaten der FPÖ für die kommende Landtagswahl, kommt der Angriff auf Zanger, der auch Mitglied des Landesparteipräsidiums ist, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. „Das Muster ist bekannt: Ein paar Wochen vor der Wahl wird versucht, die FPÖ zu skandalisieren, und es wird alles daran gesetzt, Funktionäre, Kandidaten und damit natürlich auch mich in ein schlechtes Licht zu rücken. Jenen, die diese Kampagne gegen uns fahren, ist so gut wie jedes Mittel recht“, schrieb Mario Kunasek auf seiner Facebook-Seite.
Mit dieser „Enthüllung“ kurz vor der Wahl wolle man nur der FPÖ schaden, ist auch Wolfgang Zanger überzeugt, der sich in einer ersten Reaktion nach der Veröffentlichung in der „Kronen Zeitung“ wie folgt rechtfertigte: „Ich habe dieses Liederbuch im Jahr 2005 von einem älteren Mitglied meiner Verbindung geschenkt bekommen. Seither liegt es bei mir daheim, verstaubt, ungelesen und nicht gebraucht. Ich habe mich mit den Inhalten überhaupt nicht auseinandergesetzt. Ganz abgesehen davon werde ich mich aber von nichts distanzieren, was ich nicht selbst getan, gemacht oder geschrieben habe. Das alles wurde von Leuten in einer Zeit geschrieben, als es mich noch gar nicht gegeben hat“, zeigte sich der in der Gemeinde Lobmingtal beheimatete Zanger (Jahrgang 1968) gegenüber Medien trotzig.
„Wegwerfen war für mich keine Option, generell werfe ich keine Bücher in den Abfall. Dieses Buch war zu keiner Zeit in Verwendung, ich habe zu keinem Zeitpunkt daraus rezitiert oder gelesen, geschweige denn besagte Lieder gesungen“, erklärt Wolfgang Zanger im Gespräch mit der Murtaler Zeitung.
Ein „plumpes Manöver“ gegen seine Partei sieht in diesem Zusammenhang FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky und auch Bundesparteichef Norbert Hofer stellt sich in der Causa Liederbuch hinter Zanger, worauf die Israelitische Kultusgemeinde Hofers Rücktritt als Dritter Nationalratspräsident forderte. Die beiden freiheitlichen Generalsekretäre Harald Vilimsky und Christian Hafenecker wiesen dies postwendend zurück: „Als demokratisch legitimierte Partei lassen wir uns von niemandem in ein Eck stellen, in das wir nicht gehören“, so die beiden unisono.

Interview

Murtaler Zeitung: Sie sind kurz vor der steirischen Landtagswahl mit massiven Vorwürfen betreffend den Besitz eines strittigen Liederbuches konfrontiert. Fragt sich, wer von diesem Buch in Ihrem Privatbesitz wusste und wer das der „Krone“ gesteckt haben könnte. Haben Sie eine Vermutung, wer oder was da dahintersteckt?
NRAbg. Wolfgang Zanger: Von wem das Liederbuch der „Kronen Zeitung“ zugespielt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Meines war es jedenfalls nicht und offenbar haben mehrere Leute gewusst, dass auch ich eines davon geschenkt bekommen habe. Ich glaube nicht, dass ich mich deswegen strafbar gemacht habe, zumal es ja auch nie in Verwendung war.
MZ: Sie sind Mitglied der schlagenden Schülerverbindung „Pennales Corps Austria zu Knittelfeld“ und auch beim Corps Vandalia Graz eingeschrieben. Wann, von wem und zu welchem Anlass haben Sie das Buch geschenkt bekommen?
Zanger: Beim 125-jährigen Stiftungsfest unserer Verbindung im Jahr 2005 in Knittelfeld hat es mir ein älterer Kommilitone, der mittlerweile bereits verstorben ist, überreicht. Auch andere Personen haben bei diesem Anlass ein Exemplar erhalten. Das Buch trägt nicht von ungefähr den Titel „Liederliche Lieder“. Da sind auch volkstümliche Lieder drinnen, die man heute noch in Schihütten oder bei diversen Volksfesten und Feiern zu hören bekommt“.
MZ: Wie geht die FPÖ mit dieser neuerlichen „Liederbuch-Affäre“ um? Dem Vernehmen nach haben sich bisher alle Ihre Parteifreunde hinter Sie gestellt. Gibt es mittlerweile auch Rücktrittsforderungen aus dem freiheitlichen Lager oder stärkt Ihnen die Partei weiterhin den Rücken?
Zanger: Nein, da besteht Geschlossenheit, weil es sich ja ganz offensichtlich um eine Anschüttungskampagne in Vorwahlzeiten handelt.
MZ: Sehen Sie Parallelen zum Fall Landbauer?
Zanger: Die Vorgehensweise der „Kritiker“ gleicht wie ein Ei dem anderen.
MZ: Was machen Sie nun mit dem Liederbuch, das Ihnen in den letzten Tagen so viele Probleme beschert hat. Bleibt es weiterhin in Ihrem Besitz?
Zanger: Ich habe es jetzt einmal einem Mitglied der Historiker-Kommission zu einer historischen Auswertung bzw. Überprüfung übergeben.
MZ: Distanzieren Sie sich öffentlich von Extremismus und Antisemitismus?
Zanger: Extremismus, in welcher Form auch immer, lehne ich grundsätzlich ab und zu Antisemitismus habe ich nie eine Nähe gehabt. Das weiß jeder, der mich kennt.

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