„Ich dachte nur: Jetzt gemma‘s an“

Hannes Schmidhofer, Gemeindechef von Oberwölz: „Ich bin einer, der eine Entscheidung herbeiführt.“ Foto: Leitner
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Er ist „Gastwirt mit Leidenschaft“ und Vollzeitbürgermeister von Oberwölz: Hannes Schmidhofer. Doch ganz hat der Schönberger den Tresen nicht gegen den Schreibtisch eingetauscht ...

Murtaler Zeitung: Wie sind Sie eigentlich Bürgermeister geworden?
Hannes Schmidhofer: Bis vor fünf Jahren habe ich alle politischen Tätigkeiten abgelehnt. Ich bin in jedem Vereinsvorstand in Schönberg, für mich war eine politische Karriere gar kein Thema. Mein Vorgänger hat mich 2010 gefragt, ob ich den Vizebürgermeister stelle - da habe ich mich erweichen lassen. Ein Jahr nach der Wahl ist Karl Sterner zurückgetreten, danach habe ich das Bürgermeisteramt übernommen.

MZ: War die Fusion Ihrer Meinung nach notwendig?
Schmidhofer:
Sie war notwendig. In gewissen Bereichen war sie 20 Jahre zu spät.

MZ: Was meinen Sie konkret?
Schmidhofer:
Wir sind ja die „Kleinregion“. Förderungen etc. mussten bis dato über vier Gemeinden laufen. Hätte die Fusion schon früher stattgefunden, wäre die Errichtung von Wohnhäusern leichter zu koordinieren gewesen. Auch mit dem Winterdienst hätten wir uns leichter getan.

MZ: Was waren die ersten Gedanken, nachdem Sie vom Ergebnis der Gemeinderatswahl erfahren haben?
Schmidhofer (lächelt):
13 Mandate war ja fast ein persönliches Muss - 14 Mandate, also die 2/3 Mehrheit, war eine große Erleichterung. Ich dachte nur: Das Thema „der Bürgermeis-ter kommt aus Schönberg“ ist jetzt abgeschlossen. Jetzt heißt es Ärmel aufkrempeln. Jetzt gemma‘s an.

MZ: Welche Gemeindeprojekte werden umgesetzt?
Schmidhofer:
Der Hochwasserschutz für die Stadt ist das nächste Projekt. Ende August sollen die Grobplanungen abgeschlossen sein. Bis Juni 2016 laufen die Finanzierungsverhandlungen, gebaut wird dann im Herbst. Am Plan steht auch die Aufschließung von Baugründen. Wir haben die Option, etwas abzutauschen, da die Gemeinde mehrere Grundstücke und Waldparzellen besitzt. Bis 2016 errichten wir Wohnungen im Speikerhaus, das wir gekauft haben. Außerdem ist eine Erweiterung des Seniorenwohnheims angedacht.

MZ: Ein Budget gibt es dafür?
Schmidhofer:
Ein Finanzierungsspielraum ist vorhanden. Die Altgemeinden haben gut gearbeitet, wir haben das Gemeindebudget nie ausgereizt. Besonders in Sachen Wohnraumbeschaffung ist die Nachfrage sehr groß. Dieses Thema greift nicht nur die Gemeinde sondern zum Glück auch Privatinvestoren auf.

MZ: Klingt nach einer Gemeinde, in der die Menschen gerne bleiben ...
Schmidhofer:
Natürlich verlassen uns die, die studieren wollen. Viele pendeln in die Arbeit, möchten ihren Wohnort aber nicht wechseln. Wir sind halt eine Wohlfühlgemeinde. Es gibt kurze Wege und eine komplett vorhandene Infrastruktur. Viele kommen in der Pension wieder, um den Lebensabend hier zu verbringen.

MZ: Ist auch Platz für Asylanten vorhanden?
Schmidhofer:
In der Gemeinde gibt es derzeit noch keine Asylwerber. Es stehen auch keine Gebäude für diesen Zweck frei. Aber wir befassen uns sehr wohl mit dem Thema. Ab 31. August wird eine Kleidersammlung für Kleinkinder ab zwei Monaten und Jugendliche bis 14 organisiert. Wenn es zu einer Quotenteilung kommen sollte, wird natürlich nach einer Lösung gesucht. Wir wollen die Asylanten nicht nur einmieten, sondern auch betreuen können.

MZ: Hat das Lachtal durch die Ski- und Snowboard-WM einen Höhenschwung erlebt?
Schmidhofer:
Der internationale Bekanntheitsgrad ist sicher gestiegen. Auf den WM-Zug aufzuspringen war einzigartig und spricht sehr für die Gemeinschaft der „Lieblingssteirer“. Auch für die Vereine war es sehr wichtig, dass deren Know-how gebraucht wird. Nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Können zu Hause umzusetzen. Das Lachtal ist dennoch eher dem Alpin-Bereich zugetan und wird auch künftig hauptsächlich diesen Bereich bewerben.

MZ: Wo findet man Sie privat?
Schmidhofer:
Schon als Gastwirt war ich auf allen Veranstaltungen. Man trifft auf die Bevölkerung und die Gäste, die wiederum ins Lokal kommen. Dort findet man mich natürlich auch - ich bin einfach ein leidenschaftlicher Gastwirt. Du bist am Puls der Menschen. Im Gasthaus sagen die Menschen, was sie wirklich denken. Es ist dort einfach ehrlich. Mein größtes Hobby ist die Jagd, das kommt zurzeit ein wenig zu kurz.

MZ: Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Schmidhofer:
Ich denke, dass ich sehr umgänglich und sachlich bin. Ich bin einer, der eine Entscheidung herbeiführt. Man muss eine Entscheidung fällen, auch wenn es eine negative ist.

Info

Hannes Schmidhofer, 50 Jahre, verheiratet, zwei Töchter, lebt in Schönberg.
Seit 31 Jahren ist Schmidhofer Gastwirt. Nach seiner Lehre im Lachtalhaus als Koch/Kellner machte sich der damals 19-Jährige selbstständig. Er betreibt das „Café Hannes“ in Schönberg-Lachtal, welches seine älteste Tochter übernehmen wird.
Politisch aktiv wurde Hannes Schmidhofer 2010 mit der Ausübung des Vizebürgermeisteramtes. Ab 2011 war er Bürgermeister von Schönberg-Lachtal. 2015 wurde er zum Bürgermeister der Stadtgemeinde Oberwölz gewählt. Vor der Gemeinderatswahl besuchte er über 1.000 Haushalte im Gemeindegebiet persönlich. Ein Einsatz, der sich auszahlte: Er erreichte mit der ÖVP die absolute Mehrheit.

Die erste Bilanz über den neuen Hochseilklettergarten sowie das Almhüttendorf finden Sie HIER.

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