Mönichkirchen und die Nazi-Ära
Ein Denkmal für alle Mordopfer – nicht nur für drei
Die Errichtung einer Gedenkstätte für jüdisches Leben in Mönichkirchen war Thema im Gemeinderat. Die gefällte Entscheidung schmeckt nicht allen.
MÖNICHKIRCHEN. Drei Menschen mit jüdischen Wurzeln und Mönichkirchen-Bezug wurden vom NS-Regime ermordet; nämlich der Skilehrer Kornel Hoffmann, Grete de Francesco und Henriette Amelie Lieser (die BezirksBlätter berichteten).
Opfer bleiben anonym
Es ist geplant, für die Opfer unter der Nazi-Diktatur eine Stele zu bauen. Ein Projekt, das jüngst den Gemeinderat Mönichkirchen beschäftigte. Unstimmigkeiten gibt es allerdings aufgrund der geplanten Umsetzung. "Der Antrag zum Text, der vom Bürgermeister zum Tagesordnungspunkt Gedenkstätte 'Jüdisches Leben in Mönichkirchen' gestellt wurde, enthält keinen einzigen Namen der bekannten Opfer mit Bezug zu Mönichkirchen und keinen Bezug zum jüdischen Leben sichtbar auf der Stele", kritisiert die Bürgerliste MöNDe (Mönichkirchen neu denken).
"(...) Mit diesem Beschluss will die ÖVP keinen Erinnerungsort zum jüdischen Leben in Mönichkirchen, welcher auf den Erkenntnissen des Forschungsprojektes 'Eine versunkene Welt - Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt-Wechselland' basiert."
Laut MöNDe wurde dieser Antrag von der gesamten ÖVP angenommen: "Obwohl sie wusste, dass der Künstler Andreas Lehner einen Entwurf ohne Namen nicht umsetzt und obwohl sie wusste, dass Spenden für die Finanzierung aufzutreiben unter diesen Voraussetzungen beinahe unmöglich ist. Mit diesem Beschluss will die ÖVP keinen Erinnerungsort zum jüdischen Leben in Mönichkirchen, welcher auf den Erkenntnissen des Forschungsprojektes 'Eine versunkene Welt - Jüdisches Leben in der Region Bucklige Welt-Wechselland' basiert."
Die Bürgerliste hat gegen den Textvorschlag ohne Namen auf der Stele gestimmt.
Bürgermeister Andreas Graf kontert
"Selbstverständlich ist es auch für uns ein Anliegen Personen zu gedenken, die durch die nationalsozialistische Herrschaft zu Schaden gekommen sind (...)."
"Zum einen gibt es keine Verpflichtung für Gemeinden Erinnerungsorte zu errichten. Selbstverständlich ist es auch für uns ein Anliegen Personen zu gedenken, die durch die nationalsozialistische Herrschaft zu Schaden gekommen sind, insbesondere meine ich damit, dass es im Gemeindegebiet von Mönichkirchen Zwangsarbeiter gegeben hat, die unter unmenschlichsten Bedingungen Zwangsarbeit bis zum Tod leisten mussten", erläutert ÖVP-Bürgermeister Andreas Graf und verweist auch auf andere Opfer des NS-Regimes: "Zum anderen soll es auch für Personen gelten, die wegen ihrer körperlichen oder geistigen Gebrechen oder wegen ihrer religiöser Überzeugung, ihr Leben lassen mussten. Darum fiel die Entscheidung, die Aufschrift an der Stele neutral zu halten."
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