Hirschwang
MM Karton: Firme dementiert Abwanderungspläne
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Weil die Produktion mit der Kartonmaschine eingestellt wird, streicht Mayr-Melnhof in Hirschwang/Rax zwischen 130 und 150 Jobs. Das AMS rechnet diese Tage mit detaillierteren Informationen. In der Belegschaft bangt man um Existenz.
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(ts/w_scherzer). 15 Prozent der Betroffenen sollen die Möglichkeit bekommen im Unternehmen umzusatteln. Wann die Schließung vollzogen wird, sei noch offen.
Patrick Slacik, Landessekretär der Produktionsgewerkschaft, wird auf noe.ORF.at mit den Worten zitiert: "Der Betriebsrat hat erst heute (Montag, Anm. d. Red.) Vormittag gegen 10 Uhr von der Einstellung des Werks erfahren."
Nun gelte es einen Sozialplan für die zu kündigenden Mitarbeiter zu erarbeiten.
Mitarbeiter noch nicht bei AMS angemeldet
Beim Arbeitsmarktservice wurden bis dato noch keine Mitarbeiter zum Frühwarnsystem angemeldet. "Zumal noch vieles offen ist, wie z.B. der genaue Zeitpunkt und/oder auch die genauen Regelungen eines möglichen Sozialplanes", so AMS-Geschäftsführer Walter Jeitler.
Eben von diesem Sozialplan werden auch die AMS-Maßnahmen im Zusammenhang mit Qualifikation und Alter der betroffenen Arbeitnehmer abhängen.
150 Jobs weniger bedeutet massive Probleme
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass der mögliche Verlust von rund 130 bis 150 Arbeitsplätzen nicht nur große wirtschaftliche Auswirkungen für die Marktgemeinde Reichenau hat, sondern vor allem den betroffenen Arbeitnehmer/innen große Probleme bereiten wird, zumal in der Region auch nicht genügend adäquate Ersatzarbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Untergang verkündet: "Dann
ist der Manager einfach abgehauen"
MM-Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Reiter: "Ich erfuhr davon erst am Montag um 10 Uhr, eine viertel Stunde später wurden die Abteilungsleiter von der Schließung der Kartonage informiert. Wir waren alle geschockt. Aber noch mehr schockierte das Verhalten des Managers, der danach einfach abgehauen ist. Der Kollegenschaft mussten wir dann die schlechte Nachricht überbringen. Der hatte nicht das Rückgrat, die Mitarbeiter zu informieren. Das ist wirklich letztklassig." Menschlich sieht Reiter die Schließung als eine Riesensauerei. "Der Sozialplan, von dem die Manager reden, ist völlig inakzeptabel", betont Wolfgang Reiter.
"Derzeit keine Perspektive"
Reiter ist seit knapp 20 Jahren im Hirschwanger Werk tätig. In die Zukunft blickt der Ex-SPÖ-Gemeinderat ängstlich. "Derzeit gibt es keine Perspektive", so der Betriebsrat.
Vater und Sohn in der Bude: "Das trifft uns ins Herz"
Ein Vater, der seinen Sohn vor Jahren als Lehrling "in die Fabrik brachte", meinte im Bezirksblätter-Gespräch: "Es gab ja schon seit Jahren Gerüchte, dass der Konzern Hirschwang ausquetschen und dann zudrehen will. Das ist der erste Schritt, dass die Faltschachtelproduktion ausgebaut werden soll, halte ich für ein plumpes Ablenkungsmanöver. Die werden genauso in ein Billiglohnland auswandern, sobald es um die Kartonage etwas ruhiger geworden ist. Die Menschen vergessen ja so rasch. Mein Sohn ist jetzt auch schon lange im Werk. Wir sind alle mit der Bude aufgewachsen. Der Abriss der Kartonmaschine trifft uns ins Herz."
Abwanderung sei kein Thema
Die Abwanderungsgedanken dementiert MM Karton. "Die Versorgung der MMK-Kunden aus anderen Werken der Mayr-Melnhof Gruppe ist sichergestellt. Das größte davon ist in Frohnleiten in der Steiermark. Der Standort Hirschwang soll sich künftig auf die bestehende Faltschachtelproduktion (Neupack) mit 215 Mitarbeitern konzentrieren. Investitionen zur Stärkung des Standortes in diesem Bereich werden geprüft", so Stephan Sweerts-Sporck aus der Öffentlichkeitsabteilung bei MM Karton.
"Dreckiges Verhalten"
Ein langjähriger Mitarbeiter ist – wie alle anderen – frustriert: "Du machst deinen Job gern und jahrelang mit Freude; gehst durch Höhen und Tiefen. Du machst nach zwei großen Bränden unverdrossen weiter – und dann ist von einer Minute auf die andere alles aus."
"Diese Vorgangsweise ist eine Schande. Wie kann man sich nur seinen Mitarbeitern gegenüber so dreckig verhalten?", schimpft ein anderer Mitarbeiter.
Eines ist klar: dem Manager und Verantwortlichen, die für die Arbeitslosigkeit von bis zu 150 Menschen im Oberen Schwarzatal verantwortlich sind, wünscht man in Hirschwang und darüber hinaus nichts Gutes. Dass die Gesprächspartner gerade jetzt nicht namentlich oder mit Foto aufscheinen wollen, kann nachvollzogen werden.
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