Fischotter-Tötung im Waldviertel: WWF fordert Stopp des Bescheids

- Nach der ersten Tötung eines Fischotters im Waldviertel , fordern die Umweltorganisationen WWF und ÖKOBÜRO einen Stopp des Fischotterbescheids, da dieser auf falschen Zahlen basiere.
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- hochgeladen von Martin Rainer
Die Umweltverbände WWF und ÖKOBÜRO fordern einen sofortigen Stopp von Fischottertötungen. Laut den Organisationen steht der Bescheid auf tönernen Füßen, da er vor allem auf falschen Bestandszahlen basiert.
Nach der ersten Tötung eines Fischotters im Waldviertel, übermitteln der WWF und ÖKOBÜRO eine aktuelle Rechtsmeinung an Landeshauptfrau Mikl-Leitner und die Vertreter der niederösterreichischen Umweltbehörde.
"Schnellschüsse bringen Natur und Landwirten nichts"
WWF-Expertin Christina Wolf-Petre erklärt: "Die erste und alle folgenden Entnahmen sind in unseren Augen ganz klar rechtswidrig und sofort auszusetzen! Solche Schnellschüsse bringen der Natur und den Landwirten gar nichts – es handelt sich um reine Alibimaßnahmen auf Kosten der Natur."
Derzeit liegt die Beschwerde gegen den umstrittenen Tötungsbescheid des Landes beim Landesverwaltungsgericht. "Bevor das Gericht nicht entschieden hat, sollte von weiteren Entnahmen von Fischottern abgesehen werden. Die Grundlagen und Daten auf denen der Tötungsbescheid beruht, sind nicht ausreichend.", so Thomas Alge, Geschäftsführer der Allianz der Umweltbewegung.
"Wir wurden im Verfahren zum Erlass des Bescheides rechtlich nicht gehört. Das widerspricht eindeutig dem Europarecht. Der Bescheid ist deshalb von Rechtswidrigkeit bedroht. Durch die Tötungen entsteht ein irreversibler Schaden, denn die Otter werden nicht wieder lebendig, wenn uns das Gericht später Recht gibt.", so Alge.
Alpine Population gefährdet
Laut der offiziellen Aussendung der beiden Organisationen befinden sich Fischotter in der alpinen Region in einem "ungünstigen Erhaltungszustand". Dies bedeutet, dass sie auch "in weiten Teilen Niederösterreichs nach wie vor auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen." Daher seien "alle menschlichen Eingriffe, welche der positiven Entwicklung der Population schaden könnten, nicht erlaubt.", so WWF und ÖKOBÜRO.
Falsche Bestandszahlen
In der kontinentalen Region, zu der große Teile Niederösterreichs gehören, konnten sich die Bestände besser erholen. Hier basiere der Fischotterbescheid laut WWF und ÖKOBÜRO jedoch auf Zahlen, die das Bild verfälschen würden: "Die Fischotterpopulation in Tschechien wurde zur österreichischen kurzerhand hinzugezählt – das ist unzulässig und widerspricht der FFH-Richtlinie und somit europäischem Recht."
Grundlegende Daten fehlen
Insgesamt würden sowohl von der alpinen als auch von der kontinentalen Region aktuelle Bestandsdaten des Fischotters in ausreichender Qualität fehlen. Für die Erhebung dieser Zahlen müssten laut den Organisationen beispielsweise systematisch Kotproben gesammelt und illegal oder unabsichtlich getötete Otter gezählt werden. "Man weiß nicht, wie viele Fischotter es tatsächlich in Österreich gibt. Insofern kann auch nicht vorausgesagt werden, welche Auswirkungen auf die Population zu erwarten sind, wenn Tiere entnommen werden", unterstreicht WWF-Expertin Christina Wolf-Petre.
Entnahme von Fischottern ist kontraproduktiv
Fischotter regulieren sich laut WWF und ÖKOBÜRO durch territoriale Lebensweise selbst. "Wird ein Revier frei, wird es über kurz oder lang von einem nachrückenden Fischotter übernommen."
Die beiden Organisationen fordern daher, dass, "bis die notwendigen Grundlagen vorliegen um die Situation fachlich ausreichend beurteilen zu können", der Fischotterbescheid zur Tötung der Tiere gestoppt werden müsse.
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