VCÖ warnt
Jeder sechste Unfall in NÖ passiert auf Schutzwegen

- In Niederösterreich ereigneten sich im vergangenen Jahr 65 Unfälle auf dem Schulweg, davon elf auf Schutzwegen.
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In Niederösterreich ereigneten sich im vergangenen Jahr 65 Unfälle auf dem Schulweg, davon elf auf Schutzwegen. Dies zeigt eine aktuelle Analyse der Mobilitätsorganisation VCÖ, die auf Daten der Statistik Austria basiert. Die hohe Anzahl an Unfällen auf den eigentlich sicheren Überwegen unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, um die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr zu verbessern.
NÖ. Schutzwege, auch bekannt als Zebrastreifen, gelten als besonders sicherer Bereich für Fußgänger, um die Straße zu überqueren. Doch die aktuelle Statistik zeigt, dass trotz dieser Sicherheitsmaßnahme im Vorjahr elf Schulwegunfälle auf Schutzwegen passierten. Dies ist kein Einzelfall, denn auch im Jahr 2022 wurden zehn ähnliche Unfälle registriert. Diese Zahlen verdeutlichen, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, um Kinder besser zu schützen.

- Ein wesentlicher Faktor, der zur Verbesserung der Sicherheit an Schutzwegen beitragen könnte, ist die Ausweitung des Halte- und Parkverbots von fünf auf zehn Meter vor dem Schutzweg.
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Erweiterung des Halte- und Parkverbots
Ein wesentlicher Faktor, der zur Verbesserung der Sicherheit an Schutzwegen beitragen könnte, ist die Ausweitung des Halte- und Parkverbots von fünf auf zehn Meter vor dem Schutzweg. Aktuell dürfen Fahrzeuge bis zu fünf Meter vor einem Schutzweg parken. Dies kann jedoch dazu führen, dass die Sicht auf Kinder, die den Schutzweg überqueren möchten, verdeckt wird. Vor allem größere Fahrzeuge wie SUVs oder Kleintransporter, deren Anzahl durch den boomenden Online-Handel stetig zunimmt, behindern häufig die Sicht anderer Verkehrsteilnehmer auf die querenden Kinder.
VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky betont die Notwendigkeit, das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen auf zehn Meter auszuweiten. Dies würde nicht nur die Sichtbarkeit der Kinder verbessern, sondern auch den Fahrern ermöglichen, rechtzeitig zu reagieren und anzuhalten. Darüber hinaus sollten Übergänge von weiteren Sichthindernissen wie Mülltonnen oder Werbetafeln befreit werden, um die Sicherheit zusätzlich zu erhöhen.
Der „unsichtbare Schutzweg“
Bereits seit 30 Jahren ist der sogenannte "unsichtbare Schutzweg" für Kinder in der Straßenverkehrsordnung (StVO) verankert. Diese Regelung besagt, dass Kindern immer – auch ohne Schutzweg – das sichere Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen ist. Trotzdem scheint das Bewusstsein für diese Regelung noch nicht ausreichend geschärft zu sein. VCÖ-Expertin Jaschinsky erinnert daher an die wichtige Bestimmung der StVO (§ 29a/1), die besagt, dass Fahrzeuge anhalten müssen, sobald ersichtlich ist, dass ein Kind die Straße überqueren möchte. Dies bedeutet, dass die Fahrer ihre Geschwindigkeit reduzieren und stets bremsbereit sein müssen, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.
Ein weiteres Element der StVO, das häufig vernachlässigt wird, betrifft die Annäherung an einen Schutzweg. Gemäß § 9/2 darf sich ein Fahrzeug einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass es rechtzeitig anhalten kann. Diese Regelung zielt darauf ab, Unfälle zu vermeiden, indem die Fahrer frühzeitig zum Anhalten bereit sind.
„Jetzt sind wieder mehr Kinder unterwegs und das nicht nur in der Früh. Umso wichtiger ist es, dass die Kfz-Lenkenden besonders aufmerksam mobil sind. Kinder sind vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen. Wenn ersichtlich ist, dass ein Kind oder mehrere Kinder die Straße queren möchten, dann ist ihnen das zu ermöglichen. Deshalb langsamer und bremsbereit fahren“,
so Jaschinsky.
Forderungen nach einer kindgerechten Verkehrsplanung
Die hohe Anzahl an Schulwegunfällen in Niederösterreich zeigt, dass die Verkehrsplanung verstärkt auf die Bedürfnisse der jüngsten Verkehrsteilnehmer ausgerichtet werden muss. Der VCÖ fordert daher nicht nur die Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Schutzwegen, sondern auch eine allgemeine Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer für die besonderen Anforderungen von Kindern im Straßenverkehr.
Jaschinsky betont die Notwendigkeit einer Kultur des Miteinanders im Straßenverkehr. Es sei wichtig, dass Städte und Gemeinden ihre Verkehrssysteme kindgerecht gestalten, um den Bewegungsmangel von Kindern entgegenzuwirken und ihnen eine sichere, eigenständige Mobilität zu ermöglichen. Denn der Schulweg bietet Kindern die wichtige Gelegenheit, sich mit den Regeln des Straßenverkehrs vertraut zu machen und ihr Verhalten zu trainieren. Diese Kompetenz kommt ihnen nicht nur auf dem Schulweg, sondern auch in ihrer Freizeit zugute.
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