Corona
Höhepunkt an Infektionen durch Omikron noch im Jänner

Primar Bernd Lamprecht ist Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde / Pneumologie am Kepler Universitäts Klinikum, stellvertretender Dekan an der Medizinischen Fakultät der JKU und
wissenschaftlicher Leiter der Pneumologischen Rehabilitation, Rehaklinik Enns. | Foto: Kepler Universitäts Klinikum
  • Primar Bernd Lamprecht ist Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde / Pneumologie am Kepler Universitäts Klinikum, stellvertretender Dekan an der Medizinischen Fakultät der JKU und
    wissenschaftlicher Leiter der Pneumologischen Rehabilitation, Rehaklinik Enns.
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Die Coronavirus-Variante "Omikron" dominiert und führt inzwischen zu stark steigenden Ansteckungszahlen. Die Zahl der Krankenhauspatienten stagniert jedoch. Corona-Experte Primar Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Uniklinikum, im Gespräch mit der BezirksRundSchau zur aktuellen Lage:

Höhepunkt an Infektionen im Jänner

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung aus aktueller Sicht ein. Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Trotz hoher Infektionszahlen stagnieren bisher die Belagszahlen in Krankenhäusern und Intensivstationen.
Primar Lamprecht:
Die Krankenhausbelagszahlen sind bereits im Steigen begriffen und werden bis in den Februar hinein weiter und deutlich ansteigen. Während der Höhepunkt an Infektionszahlen wohl schon Ende Jänner erreicht sein wird, ist dies bei den Belagszahlen auf Normal- und Intensivstationen mit etwas Verzögerung eben erst im Februar der Fall.

Der angeblich milde Verlauf von Omikron verleitet Impfgegner dazu, sich bewusst anzustecken, um dann zumindest für eine Zeitlang dank Genesenen-Status der Impfpflicht zu entgehen. Wie beurteilen Sie das, wie schätzen Sie die Gefährlichkeit von Omikron ein?
Omikron verursacht seltener schwere Erkrankungen, das bedeutet aber nicht, das diese Virusvariante harmlos ist. Gerade für Personen, die noch über keinen Schutz einer Impfung verfügen, ist eine bewusste Infektion ein durchaus riskantes Spiel mit der eigenen Gesundheit.

Der deutsche Virologe Christian Drosten hat in einem Interview ja Hoffnung gemacht, dass Omikron der Übergang zur Endemie ist. Wie könnte ein Szenario aus Ihrer Sicht aussehen, wann überwinden wir die derzeitige Situation mit Einschränkungen?
Der Übergang in eine Endemie würde und wird weitgehende Normalität bedeuten. Diese Normalität kommt mit der Immunität. Die Immunität sorgt dafür, dass die unausweichliche Viruszirkulation keine wellenartigen Spitzenbelastungen in den Spitälern verursacht. Voraussetzung dafür ist, dass die durch Impfungen oder Infektionen/Erkrankungen hervorgerufene Immunantwort vor schwerer Erkrankung bei neuerlichem Viruskontakt schützt. Unsicherheiten bestehen noch in Hinblick auf die individuell unterschiedlich lange anhaltende Immunität und auf heute noch nicht absehbare Virusvarianten.

Macht die Impfpflicht vor dem Hintergrund von Omikron noch Sinn?
Ziel aller Bemühungen sollte sein, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung vor schwerer Erkrankung zu schützen, damit uns in den kommenden Monaten nicht laufend dieselben Probleme erwachsen und damit ein möglichst normales Leben und Zusammenleben gelingen kann.

Deutschland hat den Genesenen-Status von sechs auf drei Monate nach der Infektion verkürzt. Ist der Hintergrund jener, dass Omikron ja als Escape-Variante gesehen wird und man deshalb annimmt, dass das Durchlaufen einer Omikron-Infektion wenig Schutz gegen Varianten bietet, die sich näher an Delta bis Alpha befinden und die im Herbst wieder auftreten könnten?
Gegen bestimmte Virusvarianten bietet weder ein einmaliger Viruskontakt durch Infektion noch eine einzelne Impfung ausreichend Schutz. Mehrere immunologische Ereignisse, also Impfungen oder Infektion, sind also erforderlich, um einen verlässlichen Schutz zu vermitteln. Wenn die Zeit zwischen diesen Ereignissen kürzer ist, dann verkürzt dies auch jene Phase in der man noch unvollständig geschützt ist.

Neue Impfstoffe schützen umfassend

Vor diesem Hintergrund: Macht ein an Omikron angepasster Impfstoff dann überhaupt Sinn, wenn die Immunisierung eben nicht gegen die gefährlichere Alpha- bis Delta-Symptomatik, dass das Virus tiefer bis in die Lungen vordringt, hilft?
Angepasste Impfstoffe sind als Weiterentwicklungen zu verstehen, die den bisherigen Schutz erhalten bzw. auffrischen aber eben auch erweitern.

Es gibt ja jetzt auch die Möglichkeit der Impfung mit einem Proteinimpfstoff - der deutsche Virologe Christian Drosten sagt, dass Protein- und Totimpfstoffe die zelluläre Immunreaktion viel schlechter aktivieren, als mRNA- und Vektor-Impfstoffe und deshalb auch schlechter vor Escape-Varianten schützen - stimmen Sie dem zu?
Zu den neuen Protein-basierten Impfstoffen und Totimpfstoffen gegen das Coronavirus gibt es verständlicherweise noch lange nicht so viele Daten und Erfahrungen wie zu den Vektorimpfstoffen oder mRNA-Impfstoffen. Im Augenblick ist jede Erweiterung des Angebotes an Impfstoffen zu begrüßen, im Verlauf wird sich die optimale Reihenfolge in Hinblick auf die Stärke der Immunantwort zeigen.

Bericht vom 11. Dezember 2021:
Die im Süden Afrikas erstmals auftgetauchte neue Coronavirus-Variante "Omikron" dürfte tatsächlich nochmals deutlich ansteckender als die derzeit noch in Europa vorherrschende Variante "Delta". Der Schutz durch die Corona-Impfungen ist laut ersten Erkenntnissen reduziert, erklärt Corona-Experte Primar Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Uniklinikum, im Gespräch mit der BezirksRundSchau In Oberösterreich wurden am 11. Dezember neun Omikron-Verdachtsfälle gezählt.

"Die Hinweise für die erhöhte Infektiosität bzw. einfachere Übertragbarkeit haben sich zuletzt weiter verdichtet. Unter anderem spricht auch die Verdoppelungszeit der Omikron-Fälle in Großbritannien dafür, die zuletzt mit 2,5 Tagen angegeben wurde.", so Lamprecht.

Der Schutz durch die verfügbaren Impfstoffe scheine laut bislang vorliegender Untersuchungen reduziert, aber nicht gänzlich aufgehoben zu sein. "Besonders wichtig dürfte die Booster-Impfung sein, da sie einen Teil des Effektivitätsverlustes ausgleichen kann", so Lamprecht. "Hier liegen seit dem 10. Dezember erste Einschätzungen der UKHSA (UK Health Securtiy Agency) vor, die davon ausgehen, dass der Schutz durch zwei Impfungen gegenüber Omikron rund 30 Prozent unter jenem gegenüber Delta liegt. Die Booster-Impfung vermag den Schutz gegenüber einer symptomatischen Erkrankung auf rund 75 Prozent zu heben. Ein Schutzniveau von über 90 Prozent, wie dies mittels Booster-Impfung gegenüber Delta möglich ist, dürfte aber nicht erreicht werden." Lamprecht relativiert diese Informationen als "vorläufige Daten, die in den kommenden Tagen und Wochen zweifellos noch bestätigt werden müssen und bis dahin mit gewisser Unsicherheit behaftet sind."

Video: Corona – Krankheit, Impfung, Nebenwirkung

Im Video informiert Primar Lamprecht in einem Vortrag und im Gespräch mit BezirksRundSchau-Chefredakteur Thomas Winkler zum aktuellen Stand der Medizin zu Corona, den möglichen Folgen der Krankheit, den zur Verfügung stehenden Medikamenten und Impfstoffen sowie zu deren möglichen Nebenwirkungen. Mehr dazu auch im Bericht "Was ist bei Covid-19 gefährlicher? Krankheit oder Impfung"

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