"Bei mir kann auch eine Wirtshausrechnung aufscheinen"

6Bilder

Um in Bildern zu sprechen. Hat bei der nun vorliegenden Feuerwehrgesetzesnovelle der sprichwörtliche Hut gebrannt?
Max Hiegelsberger: Ich habe als Feuerwehrreferent die Aufgabe mit dem Geld gut umzugehen. Wir wollen mit der Novelle die lokale Autonomie fördern. Wir wollen von Landesseite nicht vorschreiben, was die lokalen Feuerwehren für Bedarfe haben. Wir, also das Landesfeuerwehrkommando und ich, wollen, dass sich die Bürgermeister und jeweiligen Feuerwehrkommandanten zusammensetzen und das Bedarfspotenzial erheben.

Dabei kommt es ja auch zum Blick über die Gemeindegrenzen hinweg.
Genau. Das ist auch ein wichtiger Aspekt beim überarbeiteten Feuerwehrgesetz. Beispielsweise beim Thema Einsatzfahrzeuge kann man hier auch Synergien und Flexibilität erreichen. Das ist einer der zentralsten Punkte der Reform. Schließlich wird die Sicherheit vor Ort gewährleistet und die Verantwortung liegt auch beim jeweiligen Kommandanten.

De facto ein gutes Beispiel für das Subsidiaritätsprinzip.
Natürlich. Die Kommandanten vor Ort wissen ja am besten, welche Notwendigkeiten bestehen. Ich sehe mir hier nur als Rahmengeber.

Zusammenlegungen von Feuerwehren sind kein Thema?
Nein. Das stand auch nie zur Diskussion. Im Hinsicht einer Gefahren- und Potenzialanalyse geht es nur um die Betrachtung über die Gemeindegrenzen hinweg. Die Reform hat nichts damit zun, Feuerwehren zu fusionieren. Es geht um die Gesamtbetrachtung über die Gemeindegrenzen hinweg, falls es zu einem Brandereignis kommt. Und das muss man auch größerflächig betrachten. Eine Änderung ist auch, dass sich zum Beispiel ein Florianer, der in Leonding arbeitet, auch dort als Feuerwehrmann deklarieren kann. Das heißt, im Ernstfall, rückt er mit der Leondinger freiwilligen Feuerwehr aus. Auch das kommt neu mit der Novelle. Das ist eindeutig eine Qualitätsoffensive.

Ziel ist auch eine Spezialisierung der Feuerwehren. Was heißt das?
Beispielsweise Taucher, Höhenretter oder Strahlenalarm-Kameraden. Da zeigte sich in der Vorbereitung, dass wir in einigen Bereichen nachverdichten.

Wie viele freiwillige Feuerwehren gibt es in Oberösterreich und wie viele Kameraden?
Wir haben 887 freiwillige Feuerwehren. In Summe haben wir inklusive Jugend und Reserve 91.000 Kameraden.

Der Frauenanteil?
Der ist noch sehr gering, wächst aber im Jugendbereich.

Mehr Kameradinnen wären wünschenswert?
Prinzipiell ja, aber da muss man vorsichtig sein. Da geht es sehr wohl auch um das Thema Sicherheit. Wenn ein Feuerwehrkamerad in einen verrauchten Raum reinmuss mit dem Atemschutzgerät und dann eine Person mit hundert Kilogramm Körpergewicht bergen muss ist das alles andere als einfach. Und da stoßen Frauen doch leichter an ihre Grenzen.

Stichwort Jugend. Wie schaut die Nachwuchsarbeit aus?
Sehr gut. Ich möchte den Jugendbetreuern auch meinen Dank ausdrücken. Die machen hervorragende Arbeit und die Zahlen zeigen, dass wir viel Zulauf zu den Feuerwehren haben. Wir machen da auch Projekte an Schulen um für die Freiwilligenarbeit zu werben. Es geht ja auch darum das hohe Niveau in diesem Sicherheitsbereich zu halten. Wir können die besten Feuerwehrhäuser bauen und die tollsten Autos kaufen. Die Kameraden leisten die wertvolle und teils gefährliche Arbeit für die Sicherheit.

Feuerwehrarbeit lebt oft von der Kameradschaft.
Definitiv gehört das dazu. Das Feuerwehrwesen ist auch deshalb so hoch angesehen und beliebt. Man geht ja in der Freizeit nirgendwo hin, weil es eine reine Pflichterfüllung ist, sondern, weil es Spaß macht und Sinn stiftet. Feuerwehrwesen ist auch ein gutes soziales Netzwerk. Bei mir dürfen Wirtshausrechnungen sehr wohl im Budget einer Feuerwehr aufscheinen. Kameradschaft ist ein großer und wesentlicher Teil der Motivation zur Feuerwehr zu gehen. Es gibt ja auch zwei Arten von Festen um die man sich nie Sorgen wird machen müssen: Musikfeste und Feuerwehrfeste. Solches Engagement kann man auch nie gesetzlich regeln.

Der Gesetzesentwurf kommt diesen Donnerstag in den Landtag. Wann ist mit einem Beschluss zu rechnen?
Ich denke, bis Jahresende.

Und das Gesetz tritt wohl Anfang 2015 in Kraft.
Das ist das Ziel.

Wie hoch ist das Budget des Landes für den Feuerwehrbereich?
Im Jahr in Summe 64 Millionen Euro. Da kommen noch etwa 11,7 Millionen Euro dazu, die die Feuerwehren beispielsweise durch Feste selber erwirtschaften.

Wie hoch schätzen Sie die Sensibilität der Oberösterreicher in punkto Brandschutz ein?
Baurechtlich sind ja da zum Beispiel Bestimmungen vorhanden. Im Präventionsbereich leisten die Feuerwehren auch einen wesentlichen Beitrag, beispielsweise durch Tage der offenen Tür. Der Umgang mit Feuer muss sowie immer behutsam sein. Sensibilisierung in dem Bereich muss man permanent betreiben – in den Kinderbetreuungseinrichtungen, in der Familie, in Organisationen, in Unternehmen, einfach überall.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf MeinBezirk.at/Oberösterreich

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau auf Facebook: MeinBezirk.at/Oberösterreich - BezirksRundSchau

BezirksRundSchau auf Instagram: @bezirksrundschau.meinbezirk.at

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.